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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0035
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Bücherschau.

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weise bei. So ist mit der Zeit auch, nachdem das, was
zu Gunsten des modernen Kunstgewerbes gesagt werden
kann, erschöpft ist, die Zahl der Abbildungen in diesen
Zeitschriften mehr und mehr gestiegen, und der begleitende
Text pflegt sich mit kurzen Erörterungen und Erklärungen
zu begnügen. Doch es wäre ungerecht, wollte man nicht
auch die guten Seiten gesteigerter litterarischer Produktion
auf künstlerischem Gebiet anerkennen. Gern oder ungern
mussten auch die verbissensten Gegner des Neuen die
Existenzberechtigung dieser Richtung zugeben und manche
lange bestehende konservative Kunstzeitschrift Hess, wenn
auch nicht ohne vorherigen Kampf, wie z. B. bei der Zeit-
schrift des Münsterer Kunstgewerbevereins, auch die mo-
derne Richtung zu Worte kommen. Den erfreulichsten
Erfolg auf dem Gebiete der kunsthistorischen Zeitschriften-
litteratur hat dieser Kampf in Osterreich gehabt. In der
ganzen grossen Monarchie bestand bisher ausser dem
luxuriösen Jahrbuch der Kunstsammlungen des k. k. aller-
höchsten Kaiserhauses nur noch eine wissenschaftlich
redigierte Zeitschrift, die »Mitteilungen aus dem öster-
reichischen Museum«, deren Ausstattung im Gegensatz zu
erstgenanntem Werk etwas allzu sehr an Hungersnot und
Teuerung erinnerte. Die Gründung einer neuen Zeitschrift
war eine der ersten Unternehmungen des Hofrats von Scala,
als dieser an die Spitze des österreichischenMuseumstratund
mit dem Einsetzen seiner ganzen Persönlichkeit das gute Recht
der neuen Kunst verfocht. Unter dem Titel »Kunst und
Kunsthandwerk erscheint im Verlage von Artaria & Co.
in Wien diese Monatsschrift. Eine beneidenswerte und
glänzende Unterstützung wurde ihr dadurch zu teil, dass
die k. k. Hof- und Staatsdruckerei und die graphische ;
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien für die Herstellung
des Blattes zu sorgen hat. Zudem ist das Programm der
Zeitschrift so weit gefasst, dass neben der neuen Richtimg j
auch der Erforschung des alten Kunstgewerbes Raum ge-
geben ist. Gerade die ausschliessliche Beschäftigung nur
mit modernem Kunstgewerbe muss, wenn die Bewegung
erst in ruhigere Bahnen eingelenkt ist, drückend und
lähmend auf die Entwicklung einer Zeitschrift wirken; sie
muss schon Gesagtes wiederholen oder darf in der Wahl
dessen, was sie bringt, nicht so kritisch sein, wie es am
Anfang ihre Absicht war. »Kunst und Handwerk« brachte
neben Aufsätzen über moderne Erzeugnisse und moderne
Streitfragen (Die Zukunft der Kunstgewerbemuseen von
Franz Wickhoff, Eugene Grasset von H. Berlepsch, Neue j
Wege im Münstener Kunstgewerbe von A. Weese, Die j
französische Medailleurkunst im ig. Jahrhundert von
Auguste Marguiller, Die Fayence mit Metallreflexen vom
Golfe Juan von Vincez Graf Latour, Das Heim eines
Wiener Kunstfreundes von Ludwig Hevesi, Ein modernes
Landhaus von J. M. Olbrich von demselben etc. etc.) auch
eine ganze Anzahl wertvoller Forschungen über ältere
Kunst, so von Kisa »Antike Gläser mit Fadenverzierungen«,
von Czerny »das Stift St. Florian«, von Hungerford Pollen
.Englische Möbel seit Heinrichs VII Thronbesteigung, von
O. Falke »Kölnische Steinzeugkrüge« u. s. w. Ob Aufsätze
wie diejenigen über Rethel, Segantini, Hans Thoma u. a.
nicht besser in Zeitschriften erscheinen die ausschliesslich
für die bildenden Künste bestimmt sind, mag dahin gestellt
bleiben. Jedenfalls wäre es wünschenswert, wenn der dem
Kunstgewerbe bestimmte Raum nicht verkürzt würde.
Gerade für eine Zeitschrift, die mit so reichen Mitteln und
solcher stattlichen Unterstützung arbeitet wie K. u. K. ,
die über eine so grosse Zahl ausgezeichneter Abbildungen
verfügen und auf Ausnutzung vorhandener Klischees stolz
verzichten kann, wäre es eine dankenswerte Aufgabe nach
bestimmten chronologischen oder lokalen Gesichtspunkten
die Hauptwerke des Kunstgewerbes zu veröffentlichen.

Wer sich je mit derartigen Fragen beschäftigt hat, wird
wissen, wie ungemein selten solche Aufsätze und Ab-
handlungen sind. Die Franzosen haben zwar nach dieser
Richtung gearbeitet aber nur in Form grosser äusserst
kostspieliger Publikationen, deren prächtige Abbildungen
statt von einem sachlichen Text von einer Kauserie in
gross Folio begleitet zu sein pflegen. Während selbst ein
Gemälde vierten oder fünften Ranges nicht vor dem Ob-
jektiv der Photographen oder Amateurs sicher ist, stehen
in unseren Museen die prächtigsten Stücke alten Kunst-
gewerbes nicht unbeachtet aber doch meist unphotographiert
da. Selten, dass ein unternehmungslustiger Händler sich
eine Kollektion derartiger Blätter zusammenstellt, deren
Begleittext dann aber nicht den Umfang einer Unterschrift
von zweifelhafter Richtigkeit überschreitet. Hier könnte
viel gewirkt durch historische Abhandlungen werden, in
denen der Wert des Wortes dem des Bildes entspricht.

Scfl weileler-Meyer.

Handbuch für die Denkmalpflege, herausgegeben von
der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhal-
tung der Denkmäler in der Provinz Hannover. Bearbeitet
von Dr. Reimers, Provinzial-Konservator und Direktor des
Provinzial-Museums in Hannover, ig Bogen gross 8°
mit 575 Abbildungen. Preis 3 Mark.

Das Handbuch ist gearbeitet worden für den Zweck,
die staatlichen Massnahmen für die Denkmalpflege wirk-
samer als bisher zur Geltung kommen zu lassen. Die viel-
fachen Verfehlungen, wie sie heute noch vorkommen, als
Zerstörung und Veräusserung von Denkmälern, haben ihre
Ursache in der mangelnden Kenntnis, dass die z. B. in einer
Kirche vorhandenen Gegenstände aus vergangenen Jahr-
hunderten, oft von unscheinbarem Äusseren, Denkmäler
im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen sind. Erst die
erweiterte Kenntnis wird die Freude wachsen lassen und
j die Lust mehren, für ihre Erhaltung zu sorgen. Diesem
Zwecke soll das Handbuch dienen. Im ersten Teile sind
die Grundsätze der Denkmalpflege besprochen unter Hin-
weis auf die Erlasse der Behörden. — Diese Erlasse sind
im Anhange wörtlich abgedruckt. Auf diese Weise, in
einem Buche vereinigt, sind die gesetzlichen Bestimmungen
gegebenen Falls besser und leichter zur Hand, als wenn
sie aus den amtlichen Verordnungsblättern zusammen-
gesucht werden müssen. Darauf folgt die Prähistorie in
ihren verschiedenen Perioden, knapp und prägnant dar-
gestellt und in ihren hauptsächlichsten Typen durch 126 Ab-
I bildungen illustriert. Eine Darstellung der Prähistorie ist
ein brennendes Bedürfnis gewesen, dem bislang keine Pu-
blikation entsprochen hat. Den Hauptteil bilden die his-
torischen Denkmäler und Fachausdrücke in alphabetischer
Folge mit 44g Abbildungen. — Das Buch ist für Laien
geschrieben, für Besitzer und Verwalter von Denkmälern,
welche nicht über den ganzen Umfang der Kunstgeschichte
sich orientieren wollen, sondern, welche schnell einen be-
stimmten Gegenstand, wie Altar, Kanzel etc. in seiner
archäologischen Bedeutung erfassen und die Merkmale
kennen leinen wollen, an denen man die Entstehungszeit
erkennen kann. Darum ist die lexikale Form gewählt.
Auch der knappe prägnante Text ist der Denkweise der
Nichtfacbgelehrten möglichst angepasst. Es ist damit zum
erstenmale ein Buch geboten für den praktischen Ge-
brauch, welches einzig in seiner Art sein dürfte und gewiss
weit über die Kreise der Denkmalpflege hinaus sich Freunde
erwerben wird.

Gustav von Bezold: Die Baukunst der Renaissance in
Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark. Hand-
buch der Architektur; zweiter Teil, 7. Band. Mit 340 Ab-
bildungen im Text und 7 Tafeln. Stuttgart igoo, Arnold
Bergsträsser. (A. Kröner.)
 
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