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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0095

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173

Vermischtes.

174

fand hier die Versteigerung der Kunstsammlung der ver-
storbenen Baronin Moltke statt. Zwei Figuren aus Meissener
Porzellan, Schäfer und Schäferin, wurden mit 1500 M., eine
Vase Castelli mit 550 M., eine Urbino-Platte mit 600 M.,
drei japanische Vasen mit 700 M., eine betende Donatrice
aus Marmor mit 3000 M., ein grosser Renaissance-Teppich
mit 3500 M., ein gotischer Gobelin mit 2800 M., das Mo-
dell eines Ritters aus der Kollektion Stein-Paris mit g30 M.,
ein gotischer Hausaltar mit 1600 M., ein gotischer Betstuhl
mit 1800 M., zwei gotische Altarflügel mit 810 M., ein
zweithüriger Renaissance-Schrank mit 1850 M. und endlich
ein Miniaturbild auf Elfenbein mit 380 M. bezahlt. §

London. Bei Christie kamen jünst u. a. zum Verkauf:
Ein paar alte Imarivasen nebst Deckel und drei bemalte
Becher für 4410 M., einige Marmorvasen nebst Deckel für
3885 M., ein paar rosafarbene Qranitvasen nebst Deckel
mit viereckigen Füssen und Henkeln für 3570 M., eine
runde Schüssel für 2625 M., ein paar Vasen aus weissem
Marmor mit klassischen Friesen, Masken und Henkeln
für 2205 M., eine weitere runde Schüssel aus Damaskus-
Fayence für 1806 M. und einige französische Bronzen aus
der Zeit Louis' XVI. für 1995 M. 00

'München. Im Glaspalast fand am 12. Dezember unter
Leitung von Fleischmann's Kunsthandlung eine Versteige-
rung von plastischen Originalarbeiten Matthias Gasteiger's
statt. Sie brachte keine hohen Preise. Von den 18 Werken
fanden die »Verhöhnung Christi« und »Prometheus« keinen
Käufer. Die anderen Arbeiten erzielten zusammen gegen
8000 M., so »Die Wasserscheue« (Bronze) 1750 M., die
Marmorgruppe »Es fiel ein Reif« 1300 M., eine bronzene
Reiterstatuette 510 M., »Glühwürmchenfang« 1450 M. —
Das Leipziger Städtische Museum erwarb drei Werke,
darunter die Gruppe »Adam und Eva« für 410 M., die
»Judith« (bayr. Marmor, polychrom) für 290 M.

Am 10. Dezember versteigerte die Fleischmann'sche
Hof-Kunsthandlung eine Reihe wertvoller Werke. Es
brachten Oswald Achenbach, »Golf von Neapel« 2000 M.;
Hermann Baisch |, »Die Krabbenfischer« 2250 M.; Arnold
Böcklin, »Die Dryaden« 11800 M.; Franz v. Defregger,
Die Dorfschöne« 2000 M.; derselbe, »Tiroler Bauern-
mädchen« 2000 M.; Wilhelm v. Diez, »Napoleon auf dem
Schlachtfeld« 1700 M.; derselbe, »Die Rast« 1000 M.;
Ludwig Dill, »In den Lagunen von Venedig« 1300 M.;
August Fink, »Winterlandschaft« 570 M.; Ed. Grützner,
»Die Weinprobe« 1050 M.; Ed. Grützner, »Der Kenner«
1020 M.; Ed. Grützner, »Klosterbruder« 810 M.; Hermann
Kaulbach, »Entflogen« 720 M.; Hugo Kauffmann, »Bei der
Sennerin« 1000 M.; Hugo Kauffmann, »Der Wirth«
810 M.; A. Kowalski-Wierusz, »Heimfahrt vom Markt«
1950 M.; Fr. v. Lenbach, »Fürst Bismarck« 6100 M.; Fr. v.
Lenbach, »Hans v. Bülow« 3400 M.; Wilhelm Löwith,
»Die_Geographen« 1020 M.; Gabriel Max, »Meditation«
2900 M.; Jos. Wenglein, »Nach der Jagd« 900 M.; Ernst
Zimmermann, »Die Würfler« 900 M.; Ernst Zimmermann,
»Bei der Fischhändlerin« 770 M. §

VERMISCHTES

Stuttgart. Der »Frankfurter Zeitung« ist von hier fol-
gende Mitteilung zugegangen:

In künstlerischen und kunstgewerblichen Kreisen
herrscht gegenwärtig eine lebhafte Bewegung. Es ist
in einer Eingabe an die Staatsregierung der Gedanke an-
geregt worden — und zwar von mehreren Künstlern —
die Münchner »Vereinigten Werkstätten für Kunst und
Handwerk« (an deren Spitze Krüger, Pankok u. a.
stehen) nach Stuttgart zu verpflanzen. Das Kunst-

| gewerbe, so betont die Eingabe, müsse durch wirkliche
Künstler, vornehmlich Maler, gehoben werden und sich
die moderne Formenwelt aneignen. Dem Künstler aber
fehle die kunstgewerbliche Schulung, notwendig sei daher
eine Organisation zwischen Akademie- und Kunstgewerbe-
schule, welche als Lehranstalt für dekorative oder an-
gewandte Kunst wirken solle. Die Münchner Werkstätten
suchen nun diese Lücke auszufüllen. Nach der Eingabe
biete die Übersiedelung der Münchener den Fabrikanten
wie den Künstlern Vorteile: jenen erspare sie Muster-
zeichner und technische Versuchsarbeiter und garantiere
ihnen die künstlerische Vollendung ihrer Entwürfe; diesen
sichere sie Bezahlung und Anerkennung, nehme ihnen den
Verkehr mit den Fabriken ab und verschaffe ihnen eine
vielseitige technische Ausbildung. Als Bedingung ihrer
Übersiedelung nach Stuttgart verlangen die Münchner
Maler unentgeltliche Überweisung von allen notwendigen
Räumlichkeiten für das Institut, Vergütung der Umzugs-
kosten und eine jährliche mässige Geldsubvention auf
10 Jahre, wofür sie die praktische Ausbildung einer Anzahl
von Kunstschülern für das Kunstgewerbe übernehmen. In
den kunstgewerblichen Kreisen ist man nur zum Teil mit
diesen Vorschlägen einverstanden. Man bestreitet, dass
das Stuttgarter Kunstgewerbe hinter demjenigen anderer
Städte zurückstehe und hält eine Verpflanzung der Mün-
chener Werkstätten nach Stuttgart nicht für geboten, findet
es auch bedenklich, dass einem geschäftlichen Unternehmen
Staatsunterstützung zu teil werden solle. Dagegen befür-
wortet man dringend, dass der Staat die modernen Be-
strebungen zur Hebung der Kunst im Handwerke unter-
stütze und namentlich eine gründliche Reform der
Kunstgewerbeschule vornehme. Auch die Berufung hervor-
ragender Künstler als Lehrer und die Verbindung der
Schule mit Lehrwerkstätten wird empfohlen. Wenn die
Kunstgewerbeschule völlig auf neuzeitlichen Boden gestellt
werde, sei es nicht notwendig, eine neue zwischen Kunst-
akademie und Kunstgewerbeschule stehende Anstalt zu
errichten. §

Rom. Der deutsche Künstlerverein ist durch die Be-
mühungen des deutschen Botschafters Grafen Wedel und
des Hofrates Stock in den Besitz der sogenannten »Biblio-
thek der Deutschen« und der »Bibliothek der deutschen
Künstler« gelangt, die 2600 Werke in 6000 Bänden um-
fassen, 1821 von der deutschen Kolonie gegründet, dann
aber lange Zeit sorgfältig vor den Schnüffeleien päpst-
licher Polizisten gehütet wurde. Nach dem Tode König
Ludwig'sl. von Bayern, derin der Villa Malta seine Tafelrunde
zu halten liebte, und der Künstlerbibliothek viele wert-
volle Werke kunstgeschichtlichen und geschichtlichen In-
halts widmete, kam die Bibliothek in den 1854 von der
preussischen Regierung angekauften Pallazzo Caffarelli.
Dort ruhte sie fast vergessen. Sehr interessant sind auch
eine Reihe von Bildnissen deutscher Künstler, die trefflich
gezeichnet sind und aus dem Jahre 1830 stammen. 00

Stockholm. Der bekannte Maler Anders Zorn, der
z. Zt. in Nord-Amerika weilt, hat einen sehr interessanten
Prozess gegen den Millionär Clay Pierce in St. Louis an-
gestrengt und zugleich mehrere amerikanische Maler von
Ruf als Sachverständige vorgeschlagen. Der genannte Mr.
Clay Pierce hatte Zorn beauftragt, sein Bildnis, sowie das
seiner verstorbenen Frau und seiner Tochter zu malen.
Nach Fertigstellung der Bilder verweigerte er die Annahme
der ihm nicht zusagenden Kunstwerke und die Bezahlung
des vorher auf 40000 M. festgesetzten Preises. Der Prozess
ist beim Gericht zu St. Louis anhängig gemacht worden.

oo
 
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