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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Personalien — Wettbewerbe

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an den sein Erzählen erinnerte. In jüngeren Jahren zeichnete
er auch viele beißende Karikaturen; ganze Tableaux mit-
unter, z. B. die Theaterwelt der fünfziger Jahre. (S. die
Abbildungen in meinem Buche: »Österreichische Kunst im
XIX. Jahrhundert«.) Auf seine in Karlsbad gemachte Kari-
katur des französischen Botschafters Herzog v. Gramont
sagte Fürst (damals noch Graf) Bismarck: »C'est bien lä
l'image d'un paon greffe sur un dindon«. Als anerkannter
Kostümgelehrter wurde Gaul seinerzeit auch Redakteur des
großen Werkes: »Österreichisch-ungarische Nationaltrach-
ten«. Ludwirr Hevesi.

Der Bildhauer Fritz Christ, ein Schüler von Kuemann,
1866 in Bamberg geboren, ein tüchtiger und liebens-
würdiger Künstler, ist am 6. Juli in München gestorben.

Der Genre- und Landschaftsmaler Karl Gottlob Schön-
herr, ehemaliger Professor an der Kunstakademie in Dres-
den, geboren am 15. August 1824 in Langefeld bei Chem-
nitz, ein Schüler Gustav Richters, ist am 9. Juli in Dresden
gestorben.

Frau Henriette Mankiewicz, die sich durch die von
ihr erdachte und in vollendeter Weise ausgeführte Nadel-
malerei, eine Verbindung von Malerei und Stickerei, weit-
hin bekannt gemacht hat, verschied kürzlich in Wien
im Alter von 54 Jahren. Ihre prächtigen, großartig wir-
kenden dekorativen Wandgemälde haben auf jeder Aus-
stellung, wo sie zu sehen waren, Aufsehen und Bewun-
derung erregt.

PERSONALIEN
Wilhelm Bode ist aus Anlaß der Rembrandtfeste
mit Ehrungen bedacht worden, die alle deutschen Kunst-
freunde mit Stolz vernommen haben. Er hat einen hohen
niederländischen Orden bekommen und ist (ebenso wie
Jan Veth, Abraham Bredius, Hofstede de Groot und Emile
Michel) von der Universität Amsterdam zum Ehrendoktor
ernannt worden. Bei dieser feierlichen Promotion sprach
Dr. von Six folgende Worte: »An Sie, den abwesenden
Dr. Wilhelm Bode, richte ich, um Sie besonders auszu-
zeichnen, zuerst das Wort, weil Sie als der erste unter
den Zeitgenossen, die Resultate Ihrer Forschungen über
Rembrandt bekannt gemacht, weil Sie dem umfangreichen
Werke über den Meister Ihren Namen gegeben haben,
weil Sie, durch Ihr außerordentliches Gedächtnis und Ihr
geübtes Auge allgemein als der beste Kenner seiner Kunst
gelten. Sie haben uns Rembrandt zuerst in seinen frühesten
Kunstwerken kennen gelehrt; durch Sie sind viele Gemälde
aus seiner späteren Zeit erst berühmt geworden. Sie zu-
erst haben Ihre Schilderung der Kunst des Meisters auf
eine ausgebreitetete Kenntnis seiner überall verbreiteten
Gemälde aufgebaut. Sie haben eine Riesenarbeit unter-
nommen und zu einem guten Ende geführt, indem Sie
seine sämtlichen Gemälde in einer mächtigen Reihe
Folianten versammelten, welche der Ausgangspunkt für
jede spätere Behandlung des Meisters bleiben werden.
Sie haben als einen der belangreichsten Pfade, längs
welchem der Einfluß von Caravaggio, von Italien aus,
zeitlich alle Malerschulen mitschleppte, die Kunst Elshei-
mers aufgewiesen, die erst durch Sie auf Ihren wahren
Wert geschätzt wurde. Sie haben uns, unter anderem,
auch zuerst jenen merkwürdigen Herkules Seghers kennen
gelehrt, der durch seine Zeitgenossen verkannt, durch
Rembrandt bewundert wurde. Sie haben vor der Willkür
bei der Behandlung von Rembrandts Stichen ernstlich ge-
warnt. Ihre Vertrautheit mit seinem ganzen Werke setzte
Sie in den Stand, in seinen Modellen bestimmte Persönlich-
keiten zu erkennen und mit Wahrscheinlichkeit dafür Leute
aus seiner nächsten Umgebung nachzuweisen. Ihr Aufgehen
in alles, was Kunst genannt zu werden verdient, gab Ihnen

das Recht, für den großen Holländer einen viel höheren
Rang unter den Künstlern aller Schulen zu fordern, als
frühere Geschlechter ihm zugedacht hatten. Ihr Scharf-
blick, Ihr Feingefühl für Kunst ermöglichten es Ihnen, in
einer geistvollen Zusammenfassung sein Werk mit einer,
eines Künstlers würdigen, lebendigen Vorstellungskraft zu
schildern.«

Übrigens ist Bode in den letzten Wochen auch der
Titel eines Wirklichen Geheimen Oberregierungsrates ver-
liehen worden. Das Amt als Generaldirektor der Königl.
Museen hat er nunmehr fest übernommen.

Kopenhagen. An Stelle des im vorigen Jahre ver-
storbenen Direktors des Dänischen Kunstindustriemuseums
in Kopenhagen Professor Pietro Krohn ist der bisherige
Bibliothekar des Museums Emil Hannover zum Direktor
ernannt worden.

Aus Anlaß der Berliner Kunstausstellung ist dieses
Mal die große goldene Medaille verliehen worden: dem
Geheimen Baurat Franz Schwechten und dem Bildhauer
Louis Tuaillon.

Professor Gustav Halmhuber, bisher an der tech-
nischen Hochschule zu Stuttgart, ist zum Direktor der
Kunstgewerbeschule in Köln ernannt worden.

Reinhold Begas feierte am 15. Juli in Berlin in voller
Frische seinen 75. Geburtstag.

Wilhelm Frey, Direktor der Mannheimer Gemälde-
galerie, hat in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag voll-
endet.

WETTBEWERBE
Wettbewerb für Kleinplastik. Eine ganz neue
Art von Vereinsgeschenk will der Sächsische Kunstverein
seinen Mitgliedern für das Jahr 1907 geben, nämlich kleine,
mit figürlichen Darstellungen in Flachrelief geschmückte
metallene Zier- und Gebrauchsgegenstände: Schalen, Brief-
beschwerer oder dergleichen. Um Entwürfe dafür zu er-
halten, eröffnet das Direktorium einen Wettbewerb unter
den in Dresden und Umgegend wohnenden Künstlern.
(Man sieht nicht ein, warum die übrigen sächsischen, vor
allem die Leipziger Künstler ausgeschlossen sein sollen.)
Da die figürlichen Darstellungen durch Prägung ausgeführt
werden müssen, darf kein Teil des Reliefs frei herumstreben
oder untergraben sein. Verlangt wird ein zur Verwendung
fertiges Modell (nicht Skizze) in Gips, Wachs oder Plasti-
lina von höchstens 27 cm Durchmesser. Entwürfe für Guß
kommen der Kosten wegen nicht in Betracht. Die Kosten
der Ausführung für 1000 Stück in Bronze, Kupfer oder
Zinn einschließlich des Künstlerhonorars dürfen nicht mehr
als 3000 Mark betragen. Entwürfe oder auch fertige Kunst-
gegenstände in Metall, die indes noch nicht im Handel
sein dürfen, sind mit genauem Kostenanschlag und unter
Angabe von Namen und Wohnung des Urhebers bis zum
1. November 1906 beim Kastellan des Sächsischen Kunst-
vereins (Dresden, Brühische Terrasse) einzuliefern. Das
Vereinsgeschenk wählt nach Vorschlag des Direktoriums
die Hauptversammlung des Kunstvereins. Nicht gewählte,
aber sonst geeignete Kunstgegenstände können zur Ver-
losung angekauft werden.

Preisaufgabe. Die Preuß. Akademie der Wissenschaften
stellt soeben fürs Jahr 1909 folgende Preisaufgabe: »Es
sollen die Typen und Symbole der altorientalischen Kunst
kritisch untersucht und ihre Verbreitung in Vorderasien
und im Bereich der mykenischen und der phönikischen
Kunst verfolgt werden. Eine Beschränkung auf eine An-
zahl der wichtigsten Symbole (z. B. geflügelte Sonnenscheibe,
Sonne und Mond, Henkelkreuz, gekrönte Gottheiten Sphinx,
Greif und die zahlreichen anderen Mischwesen und Flügel-
gestalten, Gottheiten, die auf Bergen oder Tieren stehen,
 
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