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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0159

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301

Sammlungen — Vereine

302

Gegend, die in wunderbarer Frische der Farben in dem
Wüstensande sich erhalten haben, müssen uns als die
Vorstufen der späteren persischen Buchmalerei gelten.
Beispiele dieser selbst sind erst aus dem späteren 15. Jahr-
hundert in größerer Zahl vorhanden. Interessant ist eine
Kosmographie der Sammlung Sarre. Das künstlerisch
reifste und schönste sind die goldenen Pinselzeichnungen,
die geschriebene Seiten umrahmen, in der geistreichen
Erfindung an Dürers berühmtes Gebetbuch gemahnend.
Die Sammlungen Schulz und Sarre besitzen gleich vor-
zügliche Serien der Art, die dem 15. und 16. Jahrhundert
angehören. Ins 17. Jahrhundert führt die Kunst des Ali
Riza Abbassi, eines der wenigen Maler, deren Persönlich-
keit heute schon greifbar erscheint. Die Ausstellung ent-
hält eine beträchtliche Zahl seiner Arbeiten, zumal sehr
feiner farbloser Skizzen. Auch seine Schule ist gut ver-
treten. Die Höhe der persischen Buchmalerei ist aber
mit ihr bereits überschritten. Eine eigene Entwickelung
macht die orientalische Miniaturkunst in Indien durch, wo
sich unter dem Einfluß der prunkvollen Hofhaltungen der
mongolischen Fürsten eine reiche buntfarbige Kunst ent-
faltet. Landschaft und Porträt spielen eine größere Rolle.
Europäische Einflüsse führen im 17. und 18. Jahrhundert
die ursprünglich rein persische Kunst in ganz neue Bahnen.
Die Tradition dieser Buchmalerei ist in Indien noch heute
nicht erloschen. Das moderne Indien besitzt Künstler, die
die alte Kunst des Orients im Sinne der linearen Schön-
heit englischer Präraffaeliten umzubilden versuchen. Es
ist schade, daß man nicht einige Arbeiten dieser Künstler
in der Ausstellung zeigen konnte. — Für den Orientalen,
den Ostasiaten sowohl wie den Perser ist die Schrift bei-
nahe wichtiger als das Bild. Die Sammlung Oppenheim
bietet im besonderen für das Studium der islamischen
Schreibkunst ein reiches Material. Vom ältesten Kufisch
bis zu den jüngsten Schriftarten Marokkos und der Türkei
sind alle Typen in guten Proben vorhanden. Eine besonders
schöne Handschrift ist die Kopie eines Granadiner Koran
des 15. Jahrhunderts in reinstem Alhambrastil. Das reichste
sind die prunkvollen Vorsatzblätter eines großen Koran.
Endlich sind noch die Einbände zu erwähnen. Sowohl
die reichen persischen Lederarbeiten wie die indischen
Lackmalereien sind in zahlreichen, trefflichen Beispielen
vertreten. Besonders hervorzuheben ist die Sammlung
ägyptischer Einbanddeckel des 14.—16. Jahrhunderts mit
geometrischen Mustern, die die Formen von Holzintarsien
wiederholen, und mit Arabeskenornament, aus dem Besitz
des Kaiser-Friedrich-Museums. Schließlich sei auf den
außerordentlich sorgfältig gearbeiteten Katalog mit einem
Worte hingewiesen, der die Orientierung innerhalb der
Ausstellung sehr erleichtert. Glaser.

In Interlaken wird auch in diesem Jahre eine kleine
internationale Kunstausstellung eröffnet werden. Max
Buri, Ferdinand Hodler und Albert Silvestre haben die
Leitung übernommen. Die Veranstaltung wird am 15. Juli
beginnen.

Die Internationale Kunstausstellung in Buenos-
Aires zur Zentenarfeier der Unabhängigkeit Argentiniens
hat über zwei Millionen Francs zur Erwerbung von Kunst-
werken bestimmt. Die Eröffnung der Ausstellung ist auf
den 9. Juli verschoben worden. Anmeldungen bezw. Ein-
sendungen werden bis zum 30. April resp. 15. Juni ent-
gegengenommen.

f- Die X. schweizerische nationale Kunstausstellung
ist auf die Zeit vom 30. Juli bis 30. September 1910 nach
Zürich angesetzt. Angenommen werden Werke lebender
schweizerischer Künstler im In- und Auslande und Werke
seit der letzten nationalen Kunstausstellung gestorbener
schweizerischer Künstler. Anmeldung bis spätestens 1. Juni

beim Generalsekretär, Chr. Düby, Sekretär des eidg. De-
partements des Innern in Bern.

SAMMLUNGEN
o Mannheim. Mehrere Mannheimer Bürger haben für
die neueröffnete Kunsthalle Manets berühmtes Bild »Er-
schießung Kaiser Maximilians« um 90000 Mark erworben.

Magdeburg. Das Kaiser-Friedrich-Museum erwarb
von Wilh. Trübner den »Schottenjungen«, von Karl
Haider das »Frühlingsgewitter« und von Karl Schach
ein Entenstilleben. Das Trübnersche Bild gehört zu den
bedeutendsten Leistungen seiner mittleren Zeit. Es ist
das zweite Exemplar des »Schottenjungen«, der vor einem
Figurenteppich steht; das erste von 1891 ist bekannter,
weil es bei Fuchs und in den Künstlermonographien
bereits publiziert ist. Das Problem, eine lebendige Gestalt
vor einen Gobelin zu stellen und den Kontrast zwischen
ihr und den gewirkten Figuren herauszuarbeiten, ist aufs
wundervollste gelöst; besonders herrlich der weiche, seidige
Auftrag in den Fleischpartien des Knaben. Das Ganze
spielt koloristisch zwischen Rot und Dunkelgrün (oliv),
und die Vermittelung des plastischen mit dem dekorativ-
flächenhaften Element ist in der echt Trübnerschen Weise
aufs schönste gelungen. — Von seinem Genossen bei
Leibi, Karl Schuch, gibt das Entenstilleben mit seinen
dunkelbraunen, etwas trüben Tönen eine sehr gute Vor-
stellung. Ebenso ist Haider durch die Gewitterlandschaft
charakteristisch vertreten. Er gibt ein ansteigendes Wald-
gebirge, an dessen Fuß eine noch sonnbestrahlte Wiese
in lebhaftem Gegensatz zu dem schwarzen Himmel über
den Gipfeln tritt. Kann der etwas zähe, grüne Grundton,
wie so häufig bei Haider, nicht durchaus befriedigen, so
entschädigt dafür die reine und klare Zeichnung und die
Liebe, mit der die Landschaft und ihre Stimmungen erfaßt
sind, aufs reichlichste. P.F.Schmidt.

O Aachen. Von dem wichtigen, von Direktor Dr. H.
Schweitzer herausgegebenen Werke »Die Skulpturen-
sammlung des städtischen Suermondt-Museums zu
Aachen« ist soeben der zweite Band erschienen.

In Bautzen haben die Stadtverordneten nunmehr end-
gültig die Errichtung eines Museums auf dem Korn-
markte beschlossen. Bereits im Jahre 1907 waren für den
Bau 325000 Mark bewilligt worden. Dadurch wird es
möglich sein, die Sammlungen der Stadt in würdiger Weise
unterzubringen, der unter anderen 1902 Kommerzienrat
Weigang eine Kollektion von 200 Gemälden geschenkt hat.

+ Das Museum der bildenden Künste in Buda-
pest erwarb von der Kunsthandlung Thannhauser in
München eine Anzahl der jüngst ausgestellten Zeichnungen
von Max Mayrshofer.

VEREINE

In der Februarsitzung der Berliner kunstgeschicht-
lichen Gesellschaft sprach Herr Professor Wölfflin über
das Problem der Licht- und Schattengebung beim Photo-
graphieren plastischer Kunstwerke. Als Richtschnur für
die Art, wie die Zeitgenossen selbst Skulpturen gesehen
haben, können gleichzeitige gemalte Plastiken dienen, wie
sie auf Außenseiten von Flügelaltären vorkommen, so die
beiden Johannes des Genter Altars. Ein allgemeineres
Indizium gibt die Entwicklung des malerischen Sehens
überhaupt. Man darf eine Plastik der Frührenaissance
nicht mit starken, effektvollen Schatten photographieren,
wie sie erst der Barock zu sehen lernte. Auch der Licht-
einfall ist vorsichtig zu studieren, wobei noch festzustellen
wäre, ob für die Plastik mit der gleichen Regelmäßigkeit,
wie es in der Malerei der Fall ist, das Licht von links be-
absichtigt war. Auf alle Fälle zu vermeiden sind schwere
 
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