Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0269

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
517

Vermischtes

518

VERMISCHTES
Albert Besnard, der jetzt als Nachfolger Carolus-
Durans in die Villa Medici in Rom einzieht, hat in den
letzten Jahren ein großes Deckengemälde für die Comedie
francaise geschaffen, wovon einzelne Teile in den Salons
der Societe nationale ausgestellt waren. Seither liegt die
aufgerollte Leinwand im Magazin und harrt ihrer Anbringung.
Ursprünglich sollte sie im kommenden Sommer befestigt
werden, jetzt aber hat man das um ein weiteres Jahr ver-
schoben, weil die Schauspieler ihr Theater nicht so lange
schließen wollen. Man wird sich also mindestens noch
ein Jahr gedulden müssen. Besnard hat auf seinem Ge-
mälde Apollo dargestellt, der auf seinem Sonnenwagen an
einem Tempel vorüberfährt, begleitet von den Musen und
Hören, während in dem Tempel die Statuen Corneilles,
Racines, Molieres und Victor Hugos zu sehen sind und
schließlich auch noch die auf die Zeit gestützte Wahrheit
dem Zuge zuschaut. Die Zuschauer werden also in den
Pausen etwas zu raten und zu deuten haben.

* Das Italienische Dörfchen in Dresden. In Dresden
ist am Pfingstsonnabend das Restaurant zum Italienischen
Dörfchen, eine Schöpfung des Stadtbaurats Prof. Hans
Erlwein, eröffnet worden. Es handelt sich um den viel-
umstrittenen Bau, durch welchen der Theaterplatz nach
der Elbe zu zum Teil abgeschlossen wird. Noch im letzten
Jahre, als der Bau schon im Gange war, wurden gewich-
tige Stimmen laut, die den Platz nach der Elbe zu offen
lassen wollten, so daß man ihn von der Friedrich-August-
Brücke frei übersehen könnte, und es läßt sich nicht leugnen,
daß sich dadurch ein prächtiges Stadtbild ergeben hätte, wie
wir es auch tatsächlich im Jahre 1912 einige Monate
gesehen haben. Indes war einerseits die finanzielle Mög-
lichkeit für die Offenlassung nicht gegeben und anderseits
bestand der berechtigte Wunsch, an dieser Stelle für
Dresden ein feines Cafe zu schaffen, in dem man wie
ehedem bei Helbigs im Freien an der Elbe sitzen könnte.
Man muß bei solchen Streitigkeiten, wie sie sich um diesen
Bau abgespielt haben, im Auge behalten, daß es im Städte-
bau oft nicht bloß eine einzige Möglichkeit der Lösung
gibt und daß auch eine andere, die man persönlich viel-
leicht nicht für die allerbeste hält, Schönheiten und Vorteile
bieten kann, die als sehr schätzenswert bezeichnet werden
müssen. Das werden wohl auch die bisherigen Gegner
des Neubaues zugeben, wenn sie das nunmehr fertige
Kaffee-Restaurant sehen, das eine wahre Zierde und ein
Schmuckstück Dresdens und seines Theaterplatzes geworden
ist. In seinen Maßen hält es sich in den Grenzen des
früheren Baues, so daß es die Sempersche Hofoper in
ihrer Wirkung nicht beeinträchtigt. Dabei schließt es den
Theaterplatz nach der Elbe zu in reizvoller Weise ab.
Der Bau selbst in seinen gediegenen Baustoffen — durch-
weg harter weißer Sandstein und Kupferbedeckung — und
in seinem verhältnismäßig reichen plastischen Schmuck
wirkt sehr vornehm und echt; er ist im Äußeren wie im
Inneren bis in alle Einzelheiten mit künstlerischem Fein-
sinn durchgebildet, sodaß jedes künstlerisch empfindende
Auge seine helle Freude daran haben muß. Er gliedert
sich in vier Teile — Weinrestaurant, Cafe und zwei Bier-
und Speisesäle — von denen drei nur Erdgeschoß haben,
während der Kaffeehausbau durch ein Obergeschoß und
einen Säulenvorbau mit Balkons nach der Elbe wie nach
dem Theaterplatz zu ausgezeichnet ist. Der gesamte
plastische Schmuck, darunter an der einen Schmalseite ein
Wandbrunnen, drei Schlußsteine mit Bildnisköpfen, eine
Giebelgruppe und ornamentale Reliefs über allen Fenstern

_ fügt sich in ausgezeichneter Weise der Architektur ein

_ echte angewandte Kunst, wie man sie sonst in Dres-

den fast nur an den Bauwerken des 18. Jahrhunderts
findet. Die sechs Räume im Innern sind in gleicher Weise
nur von Künstlerhänden in prächtiger, gediegener Weise
ausgestattet: Die beiden Biersäle mit offenen Balkendecken
bemalt von Paul Perks, an den Wänden goldene Hirsch-
köpfe von Wrba; die beiden Kaffeesäle mit gemalten Wand-
füllungen von Otto Gußmann, der größere mit einer an-
getragenen Stuckdecke von Strohriegel, der andere mit
einer prächtigen Kassettendecke in Gold und Farben von
Otto Gußmann, der Weinsalon in Rot und Weiß mit Wand-
gemälde von Paul Rößler und einer Stuckdecke von Wrba;
das kleine Gesellschaftszimmer im ersten Stock mit stuckier-
ten Wänden von Carl Groß. Alle Einrichtungsgegenstände
bis auf die gerahmten Bierpreiszettel, die Tischlampen, die
elektrischen Signale für die Kellner, die Blinker usw. sind
künstlerisch durchgebildet — man sieht schlechterdings
nichts von den üblichen Hausgreueln, die in vielen Restau-
rants Wände und Tische verunzieren. Selbst das Reklame-
plakat des Franziskaner Leistbräus ist zu einem Gemälde
von dem Leipziger Tetzlaff geworden. Daß man auf allen
Seiten des Gebäudes im Freien sitzen kann mit dem Blick
auf den monumentalen Theaterplatz oder auf die Elbe, die
Friedrich-August-Brücke, die Neustadt und die Lößnitz-
berge, gibt dem neuen Restaurant einen unvergleichlichen
Reiz. Endlich aber gehört zu der Anlage noch ein kleinerer
Bau, der dicht an die Elbe gerückt ist und in einfacheren
Verhältnissen — nach Art des Nürnberger Bratwurstglöck-
leins eingerichtet — dieselben Vorzüge bietet wie das
Hauptrestaurant. Die beiden kleinen oberen Zimmer dieses
Schlößchens sind mit nicht weniger als 80 gerahmten
kleinen Bildern, Skizzen, Zeichnungen, Bildnissen usw.
geschmückt, die insgesamt einen vollen Überblick bieten
über alles, was gegenwärtig in Dresdens Kunstleben
einen Namen hat. Auch der Humor kommt hier berech-
tigt zu Worte. Die reizenden volkstümlichen Beleuchtungs-
körper — darunter ein Kranzleuchter mit zwölf Dresdner
Straßentypen in bemalter Holzschnitzerei — stammen vom
Bildhauer Burghardt. Alles in allem ist dieses neue Ita-
lienische Dörfchen eine köstliche Schöpfung. (Manchem
wird der eigentümliche Name fremd erscheinen: er erhält
das Andenken an die verstreut auf dem Theaterplatz auf-
gebauten Häuschen der italienischen Bauleute, die einst —
1739—51 — unter Gaetano Chiaveri die katholische Hof-
kirche für den Kurfürsten Friedrich August II. errichteten.)

COO

Rom. Die Arbeiten für die Einrichtung der neuen
deutschen Kunstakademie in der alten Villa Massimo
an der Via Nomentana außerhalb Porta Pia, einer Schenkung
Arnolds, gehen rüstig weiter unter der Leitung des Archi-
tekten Zürcher.

Einen Kursus für kirchliche Kunst und Denkmal-
pflege veranstaltete während der Pfingstwoche in Dresden
das Kgl. sächsische evangelisch-lutherische Landeskon-
sistorium. Der starke Besuch des Kurses durch Geistliche
und Architekten aus dem ganzen Lande bewies, wie stark das
Bedürfnis nach einer solchen Belehrung in diesen Kreisen und
wie dankenswert das Unternehmen war. Die eigentlichen
grundlegenden Vorträge über Kirche und Kunst und über
kirchliche Denkmalpflege hielt Geh. Hofrat Prof. Dr. Cor-
nelius Gurli tt. Er vertrat mit Nachdruck den Stand-
punkt moderner Denkmalpflege, wie ihn nach Gurlitts
epochemachendem Vortrag auf der ersten Tagung 1900
der Tag für Denkmalpflege durchaus einnimmt: nicht ver-
gangene Stile peinlich nachzuahmen, sondern im Geiste
der eigenen Zeit zu schaffen gelte es. Er kritisierte auch
mit Recht die ganz unzulängliche Organisation der Kgl.
Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Sachsen,
die nur eine beratende Stimme und bei Staatsbauten über-
 
Annotationen