Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0211
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
403

Ausstellungen — Vermischtes

404

AUSSTELLUNGEN
Dresden. Unter Mitwirkung des Direktors der Kgl.
Oemälde-Galerie Dr. Hans Posse und des zukünftigen
Leiters der Bremer Kunsthalle Dr. Emil Waldmann bereitet
die Galerie Ernst Arnold in Dresden eine Ausstellung
französischer Meister des 19. Jahrhunderts vor. Die
Eröffnung wird am 11. April erfolgen.

Magdeburg. Die Februar-Ausstellung im Kunstverein

brachte vor allem Gemälde von Albin Egger-Lienz, die
schon anderswo, so in Dresden und Berlin, gezeigt waren,
doch für Magdeburg noch neu waren. Man muß gewiß
das ernsthafte Streben und Wollen des Künstlers aner-
kennen, Monumentalität durch höchste Einfachheit und
Steigerung des Ausdrucks zu erreichen, wenn auch manches
Absichtliche, ein Hang zum Übertriebenen, zum Kraft-
meiertum mit unterläuft. Egger-Lienz wird ja oft und gern
mit Hodler verglichen; gewiß haben auch beide Künstler
viel Gemeinsames, die monumentale Größe, die feierliche
Gebärde und bis zum gewissen Grade auch das Arbeiten
mit Übertreibungen. Zweifellos ist aber doch Hodler dem
Egger-Lienz überlegen in der Durchbildung der Form, in
dem harmonischen Fluß der Linien, ganz abgesehen von
der starken Wirkung der Farbe. Neben dem ausgereiften,
fertigen Künstler kann sich der junge Fritz Kistenmacher-
Hamburg doch behaupten; er verspricht viel in seinen
Werken, wenn er auch sich noch nicht entschieden hat,
welcher Richtung er angehören will, und ohne Richtung
scheint es heute doch nicht mehr zu gehen! Gibt er sich
in seinen Straßenbildern und Stilleben als Impressionist,
so will er in seinen Landschaften darüber hinauskommen,
hier ist nicht die auflösende Tendenz, sondern das flächen-
hafte Zusammenhalten der Formen und Farben zu merken.
Auch in seinen Porträts vereinigt er scharfe Naturbeobach-
tung und dekorative Flächenwirkung. Otto Altenkirchs
Landschaften üben auf das große Publikum eine beträcht-
liche Anziehungskraft aus, und sicher ist ihnen auch bei
einer geschickten Wahl des Motivs eine flüssige Behand-
lung und treffliche Darstellung der Beleuchtung namentlich
nicht abzusprechen, und doch vermißt man etwas die große
persönliche Note. Dasselbe wäre auch von den Radie-
rungen des Ingwer Paulsen-Weimar zu sagen, die technisch
sehr gut durchgebildet sind. Bei den Plastiken des Henryk
Glicenstein-Rom fällt die geschickte Routine im Handwerk-
lichen und Darstellerischen auf, aber doch scheint vieles
nicht tief empfunden zu sein, und das Oberflächliche und
Gesuchte in seiner Kunst vernichtet den ersten guten Ein-
druck.

Offenbach a. M. Der Verein für Kunstpflege und
die Technischen Lehranstalten sind durch eine städtische
Stiftung von Ausstellungsschränken usw. endlich in die
Lage versetzt worden, Ausstellungen in größerem Maße
zu veranstalten. Man hat nun mit einer sehr volkstümlichen
Ausstellung >Gut und Böse* begonnen, einer Gegen-
überstellung schlechter und geschmackvoller Gebrauchs-
gegenstände, die ihren Zweck der Geschmackserziehung
weitester Kreise mit möglichster Drastik der Beweisgründe
verfolgt. Die Idee war meines Wissens zum erstenmal in
der Mannheimer Kunsthalle vor einigen Monaten, in klei-
nerem Maßstabe, verwirklicht worden. Der Gedanke der
Gegenüberstellung von Beispiel und Gegenbeispiel ist ja
nicht neu; er geht auf Schultze-Naumburg, J. A. Lux u. a.
zurück, und Prof. G. Pazaurek hat im Stuttgarter Landes-
gewerbemuseum erstmalig eine Schreckenskammer realer
Geschmacksverirrungen« eingerichtet. Hier sind nun die
beiden Strömungen vereinigt: Gebrauchsgegenstände in
Wirklichkeit, und Kontraste des Guten und Schlechten.
Die Ausstellung sagt »Gut und Böse«: weil in der Tat

der Schund, die Nachahmung, die schlechten Witze und
das Ornamentenfieber an Dingen des täglichen Gebrauchs
nicht nur ästhetisch, sondern auch moralisch schlecht wirken
und wir in Deutschland alle Ursache haben, dieses »Böse«
mit Stumpf und Stil auszurotten, um unsere Qualitätsarbeit
mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern. Denn
auf dem Siege, und zwar dem absoluten Siege unserer
Veredelungsarbeit vor allem im Gebrauchsgerät beruht die
Zukunft unserer Industrie und im weiteren Sinne unseres
Volkes überhaupt: daß wir in Dingen des Geschmacks
und der Qualität die führende Stellung auf dem Weltmarkt
erobern, die uns nach der ungeheueren Anspannung
unserer Energie in den letzten Jahrzehnten gebührt!

Darum erscheint die Ausstellung in gewissem Sinne '
vorbildlich und wird nicht nur von Einheimischen und
Frankfurtern über Erwarten stark besucht, sondern bereits
auch von mehreren Städten als geschlossenes Ganzes ver-
langt: weil sie den Qualitätsgedanken möglichst rein heraus-
arbeitet und den Nachdruck nicht auf die »Gegenbeispiele«
legt, sondern auf den Nachweis, daß Gebrauchsgegenstände
durch klare handliche Form, Betonung des noblen Material-
charakters und den Wert der Arbeit ihre besondere Schön-
heit erhalten. In Schränken und Rahmen sind die guten
wie die bösen Dinge reihenweise angeordnet, und so, daß
jeweils dasselbe in trefflicher Ausführung genau über dem
minderwertigen Exemplar steht. Beischriften mit gedrängten
schlagenden Erläuterungen sind jedem Stück beigegeben
und variieren den Hauptsatz nach allen Richtungen, da von
Packungen, Aschenbechern und Seifenbehältern bis zu kost-
baren Lederarbeiten, Porzellan, Möbeln und Wandschmuck
kaum etwas fehlt, das man im Haushalt zu sehen bekommt.

Einen besonderen Ton erhält die Ausstellung durch
die Beigabe spezifisch Offenbacher Erzeugnisse. Leder-
wie Metallwaren von einheimischem Fabrikat sind gut
vertreten, und von den Technischen Lehranstalten weisen
die Schülerarbeiten zweier Klassen auf die reiche und ge-
schmackvolle Dekoration hin: Wandbemalungen der De-
korationsklasse Throll und farbig heitere Stickereien der

Klasse M. Vogl. P.F.Schmidt.

VERMISCHTES
Wertzuwachssteuer auf Kunstwerke. Während in
Deutschland noch die Opportunität einer solchen Steuer
diskutiert wird (vgl. Kunstchronik vom 6. März), ist in
Frankreich ein diesbezüglicher Gesetzentwurf einstimmig
von der Unterrichtskommission angenommen worden und
hat alle Aussicht, in der Kammer durchzugehen. Sein
Charakter und seine Fassung schließen aus, daß andere
Verkäufe dadurch betroffen werden, als öffentliche Ver-
steigerungen. Die Propaganda dazu ist von Künstlern
ausgegangen, denen das Glück gelächelt hat, und die
weniger begünstigten Kollegen zu einem gerechterweise
ihnen zukommenden Anteil am Mehrerlös ihrer Werke
verhelfen wollen. Der Entwurf sieht vor, daß, obgleich die
Steuer progressiv ist, der Verkäufer in allen Fällen nur
l°/0 bezahlen muß, eine Abgabe, die den Kunsthandel
kaum schädigen kann. Die Steuer beträgt 1 °/0 bei einem
Auktionspreis von 200-2000 Frs., bei über 2000 Frs. be-
trägt sie 2°/0, bei über 10000 Frs. 3°/0, bei über 50Ö00 Frs.
4°/0. Wer bezahlt die Prozentdifferenz? Der Auktionator
selbst. In Frankreich haben die Auktionatoren (die com-
missaires-priseurs) eine gemeinschaftliche Kasse, die 3°/0
von jeder Auktion erhebt. Diese Kasse kommt also im
wesentlichen für die neue Steuer auf. Ferner sollen an
diesem Tribut sowohl die französischen wie die auslän-
dischen Künstler Anteil haben. Eine Kommission, zu-
sammengesetzt aus französischen und ausländischen Künst-
lern, soll zur Überwachung aller Kunstversteigerungen ge-
 
Annotationen