KUNSTCHRONIK UND KUNSTLITERATUR
127
Bändchen hat es bis auf 80 gebracht. Von den zu-
letzt erschienenen Bändchen heben wir hervor:
Waldmanns Menzel, Die altägyptischen Tierbilder
von Ranke, Die Kunst der alten Schweizer von
Hügel sh of er, Die Anfänge der deutschen Illustra-
tion im IX. und X. Jahrhundert von Heinrich Ehl,
Die deutschen Barockbildhauer von L. Bruhns und
Tietzes Französische Malerei der Gegenwart. Alle
Bändchen dieser Bibliothek — ein Seitenstück zur
Inselbücherei — sind sorgfältig illustriert und mit
Literaturangaben versehen, die dem, der mehr er-
fahren will, das Studium erleichtern.
Auch die Berühmten Kunststätten des Ver-
lags E.A. Seemann haben in dem kleineren handlichen
Format neue Auflagen und Vermehrungen erfahren.
Paulis Venedig liegt in vierter Auflage vor und ist
von dem Verfasser auf das sorgfältigste überarbeitet
worden. Neu ist der Band 75 Breslau, den Franz
Landsberger mit sachkundigem Geschickbearbeitet
hat. Die Illustration bringt manches wenig bekannte
Werk, das für die lebhafte Kunstbetätigung Breslaus
in alter Zeit glänzendes Zeugnis ablegt. Aber auch der
modernen großstädtischen Entwicklung Breslaus wird
gebührend Rechnung getragen, die die wirkungsvollen
Bauten in Scheitnig hervorgebracht hat. Graul
Neue spanische Kiinstliteratur
Der Direktor des städtischen Museums (Museo de
la Ciudadela) in Barcelona, Joaquin Folch y Torres,
hat einen vorzüglichen, reich illustrierten Katalog der
Abteilung „Romanische Kunst“ herausgebracht. Der
Katalog gibt im Anschluß an die Beschreibung und
Würdigung der Wandmalereien, die aus Pyrenäen-
Kirchen in das Museum verbracht worden sind, auch
Abbildungen und Pläne der Kirchen selbst, und das
Ganze wird von einer kurzen Würdigung der roma-
nischen Kunst in Katalonien eingeleitet. Nicht über-
einstimmen kann ich mit F. in den Datierungen der
Wandgemälde und Tafelbilder. Er setzt alle Arbeiten
um mindestens 50—100 Jahre zu früh ein.
In katalanischer Sprache hat der bekannte Kon-
servator des Bischöflichen Museums von Vieh, Josef
Gudiol, dem wir auch die Vollendung des von Sanpere
begonnenen Werkes „Els Trescentistes“ (Barcelona,
S. Babra — II. Band des Werkes „La Pintura Mig-Eval
Catalana“) verdanken, eine Monographie „El Pintor
Lluis Borrassä“ erscheinen lassen (gedruckt von der
Academia Provincial de Bellas Artes de Barcelona)
mit guten Reproduktionen der Hauptwerke. Das
Hauptverdienst dieser Veröffentlichung liegt in der
Mitteilung zahlreicher bisher nicht bekannter Doku-
mente. Einen Versuch, die verzweigte Schule Borrassas
darzustellen und stilkritisch die Hände derWerkstatt-
gehilfen und Nachfolger zu scheiden, hat Gudiol nicht
unternommen, sondern sich lediglich auf die absolut
gesicherten Werke des Meisters selbst beschränkt.
Als Druck der Madrider Academia de Bellas Artes
de San Fernando liegt nun die Abhandlung vor, die
der Unterdirektor des Prado Fr. J. Sänchez Canton
bei seiner Aufnahme in die Akademie vorgetragen
hat. Sie behandelt das ikonographisch höchst inter-
essante Thema „Der hl. Franziskus in der spanischen
Skulptur“. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört
die mit Hilfe der Forschungen und Photographien
von Manuel Gomez Moreno gewonnene Feststellung,
daß bereits im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts
am Westportal der Kathedrale von Ciudad Rodrigo
an einem Kapitell die Stigmatisation dargestellt ist
und ebenso in einer Mönchsfigur über dem Chor
der gleichen Kathedrale man ohne große Phantasie
den hl. Franz als Pilger wiedererkennen kann. Der
berühmten Franziskus-Darstellung des Pedro de Mena
wird natürlich breiter Raum gewährt. Sänchez Canton
weist nach, daß bei dieser Darstellung der Künstler
an die Darstellung des toten Heiligen gedacht hat
und verweist auf den höchst anschaulichen Bericht
des Besuches des Papstes Nikolaus V., den wir einem
Abt Jakobus verdanken. Darin heißt es ausdrück-
lich : „er hatte die Augen offen wie ein lebender Mensch,
ganz leicht gegen den I limmel gehoben. Seine I lände
waren bedeckt mit den Ärmeln des Mönchsgewandes,
und er hielt sie vor die Brust.“ Auch Sänchez Canton
verweist auf den engen Zusammenhang der Schöp-
fungen von Cano und Mena mit der Darstellung Zur-
barans in französischem Privatbesitz, auf die der
Schreiber dieser Zeilen bereits vor Jahresfrist ge-
legentlich der Ausstellung spanischer Kunst in Paris
aufmerksam gemacht hatte. DerFranziskus-Statuette,
die in jener Ausstellung meines Erachtens richtig als
Werk Canos bezeichnet zu sehen war, wird Sänchez
Canton in seiner Abhandlung nicht ganz gerecht, an-
scheinend aus Mangel an Autopsie.
Die Kunstschätze Sevillas werden neuerdings be-
handelt in dem Werk „El Cicerone de Sevilla. Monu-
mentosy Artes Bellas“ von Alejandro Guichoty Sierra
(Sevilla 1925). Der erste bisher erschienene Band ist
mit 300 Abbildungen ausgestattet, die, wenn auch
leider vielfach ungenügend, doch sehr viel inter-
essantes, bisher unpubliziertes Material bringen. Auch
inhaltlich bietet der Text, wenn er auch keineswegs
auf der Höhe modernster und kritischer Forschung
steht, doch vielfach eine willkommene Ergänzung zu
dem bekannten Monumentalwerk von Gestoso.
Der verdiente Toledaner Gelehrte Francisco de
San Romän hat der Toledaner Akademie eine Doku-
mentensammlung mit kritischer Ausdeutung vorge-
legt, die sich auf den Maler Luis Tristan, dem Schüler
Grecos, bezieht. (Gedruckt unter dem Titel „Noticias
Nuevas del Pintor Luis Tristan“.) Aus der Reihe der
interessanten Ergebnisse heben wir nur hervor, daß
Tristan anscheinend bereits Ende 1624 gestorben ist.
Bei Greco arbeitete er sicher zwischen 1603 und
1607, wenn nicht schon früher. Unter den Privaten
waren seine beiden Hauptmäzene zwei Genuesen. Die
Arbeiten, die er für die beiden unvollendet zurück-
ließ, werden in seinem Testament aufgeführt.
Zum Schluß darf ich darauf hinweisen, daß ich in
der Serie der von dem Verlag Editorial Labor in
127
Bändchen hat es bis auf 80 gebracht. Von den zu-
letzt erschienenen Bändchen heben wir hervor:
Waldmanns Menzel, Die altägyptischen Tierbilder
von Ranke, Die Kunst der alten Schweizer von
Hügel sh of er, Die Anfänge der deutschen Illustra-
tion im IX. und X. Jahrhundert von Heinrich Ehl,
Die deutschen Barockbildhauer von L. Bruhns und
Tietzes Französische Malerei der Gegenwart. Alle
Bändchen dieser Bibliothek — ein Seitenstück zur
Inselbücherei — sind sorgfältig illustriert und mit
Literaturangaben versehen, die dem, der mehr er-
fahren will, das Studium erleichtern.
Auch die Berühmten Kunststätten des Ver-
lags E.A. Seemann haben in dem kleineren handlichen
Format neue Auflagen und Vermehrungen erfahren.
Paulis Venedig liegt in vierter Auflage vor und ist
von dem Verfasser auf das sorgfältigste überarbeitet
worden. Neu ist der Band 75 Breslau, den Franz
Landsberger mit sachkundigem Geschickbearbeitet
hat. Die Illustration bringt manches wenig bekannte
Werk, das für die lebhafte Kunstbetätigung Breslaus
in alter Zeit glänzendes Zeugnis ablegt. Aber auch der
modernen großstädtischen Entwicklung Breslaus wird
gebührend Rechnung getragen, die die wirkungsvollen
Bauten in Scheitnig hervorgebracht hat. Graul
Neue spanische Kiinstliteratur
Der Direktor des städtischen Museums (Museo de
la Ciudadela) in Barcelona, Joaquin Folch y Torres,
hat einen vorzüglichen, reich illustrierten Katalog der
Abteilung „Romanische Kunst“ herausgebracht. Der
Katalog gibt im Anschluß an die Beschreibung und
Würdigung der Wandmalereien, die aus Pyrenäen-
Kirchen in das Museum verbracht worden sind, auch
Abbildungen und Pläne der Kirchen selbst, und das
Ganze wird von einer kurzen Würdigung der roma-
nischen Kunst in Katalonien eingeleitet. Nicht über-
einstimmen kann ich mit F. in den Datierungen der
Wandgemälde und Tafelbilder. Er setzt alle Arbeiten
um mindestens 50—100 Jahre zu früh ein.
In katalanischer Sprache hat der bekannte Kon-
servator des Bischöflichen Museums von Vieh, Josef
Gudiol, dem wir auch die Vollendung des von Sanpere
begonnenen Werkes „Els Trescentistes“ (Barcelona,
S. Babra — II. Band des Werkes „La Pintura Mig-Eval
Catalana“) verdanken, eine Monographie „El Pintor
Lluis Borrassä“ erscheinen lassen (gedruckt von der
Academia Provincial de Bellas Artes de Barcelona)
mit guten Reproduktionen der Hauptwerke. Das
Hauptverdienst dieser Veröffentlichung liegt in der
Mitteilung zahlreicher bisher nicht bekannter Doku-
mente. Einen Versuch, die verzweigte Schule Borrassas
darzustellen und stilkritisch die Hände derWerkstatt-
gehilfen und Nachfolger zu scheiden, hat Gudiol nicht
unternommen, sondern sich lediglich auf die absolut
gesicherten Werke des Meisters selbst beschränkt.
Als Druck der Madrider Academia de Bellas Artes
de San Fernando liegt nun die Abhandlung vor, die
der Unterdirektor des Prado Fr. J. Sänchez Canton
bei seiner Aufnahme in die Akademie vorgetragen
hat. Sie behandelt das ikonographisch höchst inter-
essante Thema „Der hl. Franziskus in der spanischen
Skulptur“. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört
die mit Hilfe der Forschungen und Photographien
von Manuel Gomez Moreno gewonnene Feststellung,
daß bereits im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts
am Westportal der Kathedrale von Ciudad Rodrigo
an einem Kapitell die Stigmatisation dargestellt ist
und ebenso in einer Mönchsfigur über dem Chor
der gleichen Kathedrale man ohne große Phantasie
den hl. Franz als Pilger wiedererkennen kann. Der
berühmten Franziskus-Darstellung des Pedro de Mena
wird natürlich breiter Raum gewährt. Sänchez Canton
weist nach, daß bei dieser Darstellung der Künstler
an die Darstellung des toten Heiligen gedacht hat
und verweist auf den höchst anschaulichen Bericht
des Besuches des Papstes Nikolaus V., den wir einem
Abt Jakobus verdanken. Darin heißt es ausdrück-
lich : „er hatte die Augen offen wie ein lebender Mensch,
ganz leicht gegen den I limmel gehoben. Seine I lände
waren bedeckt mit den Ärmeln des Mönchsgewandes,
und er hielt sie vor die Brust.“ Auch Sänchez Canton
verweist auf den engen Zusammenhang der Schöp-
fungen von Cano und Mena mit der Darstellung Zur-
barans in französischem Privatbesitz, auf die der
Schreiber dieser Zeilen bereits vor Jahresfrist ge-
legentlich der Ausstellung spanischer Kunst in Paris
aufmerksam gemacht hatte. DerFranziskus-Statuette,
die in jener Ausstellung meines Erachtens richtig als
Werk Canos bezeichnet zu sehen war, wird Sänchez
Canton in seiner Abhandlung nicht ganz gerecht, an-
scheinend aus Mangel an Autopsie.
Die Kunstschätze Sevillas werden neuerdings be-
handelt in dem Werk „El Cicerone de Sevilla. Monu-
mentosy Artes Bellas“ von Alejandro Guichoty Sierra
(Sevilla 1925). Der erste bisher erschienene Band ist
mit 300 Abbildungen ausgestattet, die, wenn auch
leider vielfach ungenügend, doch sehr viel inter-
essantes, bisher unpubliziertes Material bringen. Auch
inhaltlich bietet der Text, wenn er auch keineswegs
auf der Höhe modernster und kritischer Forschung
steht, doch vielfach eine willkommene Ergänzung zu
dem bekannten Monumentalwerk von Gestoso.
Der verdiente Toledaner Gelehrte Francisco de
San Romän hat der Toledaner Akademie eine Doku-
mentensammlung mit kritischer Ausdeutung vorge-
legt, die sich auf den Maler Luis Tristan, dem Schüler
Grecos, bezieht. (Gedruckt unter dem Titel „Noticias
Nuevas del Pintor Luis Tristan“.) Aus der Reihe der
interessanten Ergebnisse heben wir nur hervor, daß
Tristan anscheinend bereits Ende 1624 gestorben ist.
Bei Greco arbeitete er sicher zwischen 1603 und
1607, wenn nicht schon früher. Unter den Privaten
waren seine beiden Hauptmäzene zwei Genuesen. Die
Arbeiten, die er für die beiden unvollendet zurück-
ließ, werden in seinem Testament aufgeführt.
Zum Schluß darf ich darauf hinweisen, daß ich in
der Serie der von dem Verlag Editorial Labor in