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Vom Kunsthistorischen Institut in Florenz
nunmehr die wirtschaftliche Lage einiger-
maßen günstig beurteilt werden kann.
Gerade diese Tatsache des ständig sich
weitenden Kreises derer, die praktischen
Anteil nehmen an dem Gedeihen des
Florentiner Instituts, läßt darauf
schließen, daß sich auch die Erkenntnis
von der Wichtigkeit einer derartigen
deutschen Forschungsstätte mehr und
mehr Bahn bricht. In der Tat haben die
Zweifler nicht Recht behalten. Gerade
nach der Abgeschlossenheit der Kriegs-
jahre, die sozusagen zwangsläufig und
mit glücklichsten Folgen die deutsche
Kunstforschung auf den nationalen
Kunstbesitz hinlenkte, erwies es sich als
notwendig, eben um zu wahrer Erkennt-
nis vieler der nun erst erschlossenen
Schätze zu gelangen, erneut die bewe-
genden Kräfte außerdeutscher Kunst zu
studieren, Vergleiche anzustellen, Wir-
kungen und Werte ahzuschätzen, kurz
gesagt, das Fremde zu erwerben, um das
Eigene zu besitzen.
In der Praxis sind die Aufgaben und
Ziele des Institutes mannigfacher Art.
Die rund 18000 Bände starke, an Um-
gang und Reichhaltigkeit für das Ge-
biet italienischer Kunstgeschichte un-
vergleichliche Bibliothek ist übersicht-
lich aufgestellt und in bequemster Weise
zugänglich, da jeder Besucher ohne wei-
tere Bestellungsformalitäten die ihn in-
teressierenden Bücher selbst an Ort und
Stelle aussuchen und den Regalen ent-
nehmen kann. An Zeitschriften wird
das irgendwie Bedeutsame aller
Kulturländer gehalten. ZurZeit
liegen 45 verschiedene Blätter
auf. Auch die Lücken in der Fol-
ge der bekannten Zeitschriften,
die die fast zehnjährige Schlie-
ßung des Institutes gerissen hat.
sind heute im wesentlichen aus-
gefüllt. Besonderes Gewicht ist
auf die Sammlung von Photo-
graphien gelegt. Auch hier wird
planmäßig weitergebaut. Es sind
allein in den letzten Monaten et-
wa 6000 Aufnahmen durch Kauf
und Schenkung neu erworben
worden, und schon jetzt ist, zu-
mindest auf einigen Sondergebie -
ten (z. B. der frühen Malerei, der
Renaissance-Plastik u. a.) eine
gewisse Vollzähligkeit des der-
zeit Erreichbaren gewonnen. Ge-
steigerten Wert erhält diese Ab-
bildungssammlung noch durch
die Ausbeute der eigens organi-
sierten photographischen Kam-
pagnen, die daslnstitut seit letz-
tem Jahre teils allein, teils in Verbin-
dung mit der Firma Alinariunternimmt.
Bisher sind besonders aus dem Gebiete
der mittelalterlichen Plastik und der
Barockkunst Oberitaliens Hunderte von
Neuaufnahmen gemacht worden.
Die Leitung der eigentlichen wissen-
schaftlichen Forschungsarbeit liegt in
den Händen des Direktors Dr. Bodmer
und des Ersten Assistenten Dr. Weigelt.
Dank dem Entgegenkommen des Reichs,
einiger Bundesstaaten und privater Gön-
ner können dauernd deutsche und öster-
reichische Kunsthistoriker als Stipen-
diaten am Institut mitarbeiten. An Ver-
öffentlichungen werden in Kürze ver-
schiedene Werke über mittelalterliche
und barocke Kunst als Frucht dieser
Andrea Sacchi, La Divina Sapienza, Teilaufnahme.
Rom, Palazzo Barberini.
Aus: Hans Posse, Andrea Sacchi.
Verlag E. A. Seemann, Leipzig
Vom Kunsthistorischen Institut in Florenz
nunmehr die wirtschaftliche Lage einiger-
maßen günstig beurteilt werden kann.
Gerade diese Tatsache des ständig sich
weitenden Kreises derer, die praktischen
Anteil nehmen an dem Gedeihen des
Florentiner Instituts, läßt darauf
schließen, daß sich auch die Erkenntnis
von der Wichtigkeit einer derartigen
deutschen Forschungsstätte mehr und
mehr Bahn bricht. In der Tat haben die
Zweifler nicht Recht behalten. Gerade
nach der Abgeschlossenheit der Kriegs-
jahre, die sozusagen zwangsläufig und
mit glücklichsten Folgen die deutsche
Kunstforschung auf den nationalen
Kunstbesitz hinlenkte, erwies es sich als
notwendig, eben um zu wahrer Erkennt-
nis vieler der nun erst erschlossenen
Schätze zu gelangen, erneut die bewe-
genden Kräfte außerdeutscher Kunst zu
studieren, Vergleiche anzustellen, Wir-
kungen und Werte ahzuschätzen, kurz
gesagt, das Fremde zu erwerben, um das
Eigene zu besitzen.
In der Praxis sind die Aufgaben und
Ziele des Institutes mannigfacher Art.
Die rund 18000 Bände starke, an Um-
gang und Reichhaltigkeit für das Ge-
biet italienischer Kunstgeschichte un-
vergleichliche Bibliothek ist übersicht-
lich aufgestellt und in bequemster Weise
zugänglich, da jeder Besucher ohne wei-
tere Bestellungsformalitäten die ihn in-
teressierenden Bücher selbst an Ort und
Stelle aussuchen und den Regalen ent-
nehmen kann. An Zeitschriften wird
das irgendwie Bedeutsame aller
Kulturländer gehalten. ZurZeit
liegen 45 verschiedene Blätter
auf. Auch die Lücken in der Fol-
ge der bekannten Zeitschriften,
die die fast zehnjährige Schlie-
ßung des Institutes gerissen hat.
sind heute im wesentlichen aus-
gefüllt. Besonderes Gewicht ist
auf die Sammlung von Photo-
graphien gelegt. Auch hier wird
planmäßig weitergebaut. Es sind
allein in den letzten Monaten et-
wa 6000 Aufnahmen durch Kauf
und Schenkung neu erworben
worden, und schon jetzt ist, zu-
mindest auf einigen Sondergebie -
ten (z. B. der frühen Malerei, der
Renaissance-Plastik u. a.) eine
gewisse Vollzähligkeit des der-
zeit Erreichbaren gewonnen. Ge-
steigerten Wert erhält diese Ab-
bildungssammlung noch durch
die Ausbeute der eigens organi-
sierten photographischen Kam-
pagnen, die daslnstitut seit letz-
tem Jahre teils allein, teils in Verbin-
dung mit der Firma Alinariunternimmt.
Bisher sind besonders aus dem Gebiete
der mittelalterlichen Plastik und der
Barockkunst Oberitaliens Hunderte von
Neuaufnahmen gemacht worden.
Die Leitung der eigentlichen wissen-
schaftlichen Forschungsarbeit liegt in
den Händen des Direktors Dr. Bodmer
und des Ersten Assistenten Dr. Weigelt.
Dank dem Entgegenkommen des Reichs,
einiger Bundesstaaten und privater Gön-
ner können dauernd deutsche und öster-
reichische Kunsthistoriker als Stipen-
diaten am Institut mitarbeiten. An Ver-
öffentlichungen werden in Kürze ver-
schiedene Werke über mittelalterliche
und barocke Kunst als Frucht dieser
Andrea Sacchi, La Divina Sapienza, Teilaufnahme.
Rom, Palazzo Barberini.
Aus: Hans Posse, Andrea Sacchi.
Verlag E. A. Seemann, Leipzig