Allustrirte IKundscbau.
Anter /ikttrvirkung des Kegründers zferdinrrnd Nvenartus berausgegebcn von
paul Scdumann.
2. zfebruur-Dett lSS3. Dritter ZabrgAug.
Lrsch eint
monatlich zweimal.
Vestellgeld: 1 M. 60 pk. vierteljüdrl. I pf. f^"M petitzeiie.
Ilrundscbau
» Die Ikunsttecbuikr des Lmails. (Aus
den Utitteilungen des Gewerbe-Uluseums zu Bremen.)
Das Lmail oder wie es ehemals deutsch geheißen:
der Schmelz ist heutzutage so allgemein geworden,
daß jede pausfrau, jede Uöchin es mindestens von
ihren Aüchengerätschaften her kennt. Letztere haben
insbesondere auch den vorzug, daß an ihnen der
Schmelz wirklich noch echt und unverfälscht ist, während
die spekulirende sZndustrie sich bereits auch damit ab-
giebt, Nachahmungen unter Benutzung des wohl-
klingenden Fremdwortes zu verbreiten, um technisch
weniger Gebildete damit zu täuschen. Die Nach-
ahmung erreicht jedoch stets nur eine Täuschung des
ungeübten Auges etwa hinsichtlich der Farbe und
des Glanzes, während die bsärte, die Beständigkeit
und das verhalten des wirklichen Schmelzes gegen
lösende Flüssigkeiten oder Dämpfe durch nachahmende
Lrsatzmittel nicht zu erlangen sind.
Unter wirklichem Lmail versteht man allgemein
ein in feuerflüssigem Zustande auf eine Metallunter-
lage aufgeschmolzenes Glas, welches leicht- oder schwer-
flüssig, durchsichtig oder undurchsichtig sein kann und
in der Negel durch ein Metalloxyd Färbung erhalten
hat. Die auf anderem Untergrunde als Metall ge-
schmolzenen Gläser, z. B. die Überzüge von gebranntem
Ton, welche ebenfalls in feuerflüssigem Zustande her-
gestellt werden, bezeichnet man gewöhnlich nicht als
Lmail, sondern als Glasuren und nur bei neuerdings
in Zapan erfundenen porzellangegenständen mit Nletall-
stegen zwischen den einzelnen Schmelzfarben wird aus-
nahmsweise dis Bezeichnung Lmail angewendet.
Das Lmail, der leichteren Lchmelzbarkeit wegen,
aus einem bleihaltigen Glase bestehend, ist von Natur
durchsichtig oder durchscheinend (translueide) indem
alle Bestandteile desselben sich während des Flusses
in demselben aufgelöst haben. Bleiben jedoch gewisse
Bestandteile, wie z. B. Zinnoxyd und Rnochenasche,
ungelöst aber fein verteilt im Glase schwebend, so
erscheint es undurchsichtig (opak). Um den für die
Arbeit des Lmaillirens erforderlichen Grad der
Schmelzbarkeit zu bekommen, bedient man sich ver-
schiederer Flußmittel als: Flußspat, Gips, Borax,
Nlennige u. s. w. in bestimmten Massverhätnissen und
erreicht dadurch, daß zur vollendung künstlerischer
Arbeit oft zahlreiche Brände gemacht werden können,
in welchen die schwerer fließenden Farben zuerst, die
leichter flüssigen zuletzt eingebrannt werden müssen.
Die zur Färbung dienenden Metallverbindungen sind
für blau: Robaltoxyd, violet: Nlanganoxyd, rot:
Rupferoxyd, Lisenoxyd oder Goldpurpur (Gold-Zinn-
chlorür), braun: Manganoxyd, Lhrom- und Lisenoxyd,
gclb: Thlorsilber oder antimonsaures Blei und Zink-
oxyd, grün: Lhromoxyd. Schwarz erhält man durch
Mischung von dunklem blau, grün und violet, weiß
durch Zinnoxyd. Zm übrigen hat die neuere Lhemie
eine Menge Farbenabstufungen hergestellt, die fort-
während vermehrt wird, während sonst nur der
Schmelzarbeit eine sehr bescheidene Farbenreihe zur
Verfügung stand.
Beinahe alle genannten Metalloxyde geben ein
durchsichtiges oder durchscheinendes Glas, will man
dagegen farbige Gläser undurchsichtig, d. h. deckend
darstellen, so ist nur erforderlich, eine entsprechende
Menge Zinnoxyd oder Rnochenasche (phosphorsaurer
Ralk) dem Glasflusse beizumengen.
Nachdem die Bestandteile der Lmailmasse zusammen-
geschmolzen, „gefrittet", wurden, wird der erhaltene
Glasfluß in einem Achatmörser mit wenig wasser zer-
stoßen und zu einem feinen Brei verrieben. Durch
öfteres Nlaschen mit Wasser unter Nlitwirkung einiger
Tropfen Salpetersäure wird die Schmelzmasse gereinigt
und sodann im feuchten Zustande mittelst Spatel oder
pinsel auf die blankgescheuerte Metallfläche aufge-
tragen. Das Linbrennen, oder Aufschmelzen geschieht
sodann in einer Muffel, — einem vom Feuer um-
spielten geschlossenen Behälter aus feuerfestem Ton, —
wodurch nicht nur eine gleichmätzige Lrhitzung erzielt,
sondern der zu emaillirende Gegenstand zugleich vor
auffallendem Staub, Asche und dergl. geschützt wird.
Nach dem Schmelzen hat sich das Lmail fest mit dem
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Anter /ikttrvirkung des Kegründers zferdinrrnd Nvenartus berausgegebcn von
paul Scdumann.
2. zfebruur-Dett lSS3. Dritter ZabrgAug.
Lrsch eint
monatlich zweimal.
Vestellgeld: 1 M. 60 pk. vierteljüdrl. I pf. f^"M petitzeiie.
Ilrundscbau
» Die Ikunsttecbuikr des Lmails. (Aus
den Utitteilungen des Gewerbe-Uluseums zu Bremen.)
Das Lmail oder wie es ehemals deutsch geheißen:
der Schmelz ist heutzutage so allgemein geworden,
daß jede pausfrau, jede Uöchin es mindestens von
ihren Aüchengerätschaften her kennt. Letztere haben
insbesondere auch den vorzug, daß an ihnen der
Schmelz wirklich noch echt und unverfälscht ist, während
die spekulirende sZndustrie sich bereits auch damit ab-
giebt, Nachahmungen unter Benutzung des wohl-
klingenden Fremdwortes zu verbreiten, um technisch
weniger Gebildete damit zu täuschen. Die Nach-
ahmung erreicht jedoch stets nur eine Täuschung des
ungeübten Auges etwa hinsichtlich der Farbe und
des Glanzes, während die bsärte, die Beständigkeit
und das verhalten des wirklichen Schmelzes gegen
lösende Flüssigkeiten oder Dämpfe durch nachahmende
Lrsatzmittel nicht zu erlangen sind.
Unter wirklichem Lmail versteht man allgemein
ein in feuerflüssigem Zustande auf eine Metallunter-
lage aufgeschmolzenes Glas, welches leicht- oder schwer-
flüssig, durchsichtig oder undurchsichtig sein kann und
in der Negel durch ein Metalloxyd Färbung erhalten
hat. Die auf anderem Untergrunde als Metall ge-
schmolzenen Gläser, z. B. die Überzüge von gebranntem
Ton, welche ebenfalls in feuerflüssigem Zustande her-
gestellt werden, bezeichnet man gewöhnlich nicht als
Lmail, sondern als Glasuren und nur bei neuerdings
in Zapan erfundenen porzellangegenständen mit Nletall-
stegen zwischen den einzelnen Schmelzfarben wird aus-
nahmsweise dis Bezeichnung Lmail angewendet.
Das Lmail, der leichteren Lchmelzbarkeit wegen,
aus einem bleihaltigen Glase bestehend, ist von Natur
durchsichtig oder durchscheinend (translueide) indem
alle Bestandteile desselben sich während des Flusses
in demselben aufgelöst haben. Bleiben jedoch gewisse
Bestandteile, wie z. B. Zinnoxyd und Rnochenasche,
ungelöst aber fein verteilt im Glase schwebend, so
erscheint es undurchsichtig (opak). Um den für die
Arbeit des Lmaillirens erforderlichen Grad der
Schmelzbarkeit zu bekommen, bedient man sich ver-
schiederer Flußmittel als: Flußspat, Gips, Borax,
Nlennige u. s. w. in bestimmten Massverhätnissen und
erreicht dadurch, daß zur vollendung künstlerischer
Arbeit oft zahlreiche Brände gemacht werden können,
in welchen die schwerer fließenden Farben zuerst, die
leichter flüssigen zuletzt eingebrannt werden müssen.
Die zur Färbung dienenden Metallverbindungen sind
für blau: Robaltoxyd, violet: Nlanganoxyd, rot:
Rupferoxyd, Lisenoxyd oder Goldpurpur (Gold-Zinn-
chlorür), braun: Manganoxyd, Lhrom- und Lisenoxyd,
gclb: Thlorsilber oder antimonsaures Blei und Zink-
oxyd, grün: Lhromoxyd. Schwarz erhält man durch
Mischung von dunklem blau, grün und violet, weiß
durch Zinnoxyd. Zm übrigen hat die neuere Lhemie
eine Menge Farbenabstufungen hergestellt, die fort-
während vermehrt wird, während sonst nur der
Schmelzarbeit eine sehr bescheidene Farbenreihe zur
Verfügung stand.
Beinahe alle genannten Metalloxyde geben ein
durchsichtiges oder durchscheinendes Glas, will man
dagegen farbige Gläser undurchsichtig, d. h. deckend
darstellen, so ist nur erforderlich, eine entsprechende
Menge Zinnoxyd oder Rnochenasche (phosphorsaurer
Ralk) dem Glasflusse beizumengen.
Nachdem die Bestandteile der Lmailmasse zusammen-
geschmolzen, „gefrittet", wurden, wird der erhaltene
Glasfluß in einem Achatmörser mit wenig wasser zer-
stoßen und zu einem feinen Brei verrieben. Durch
öfteres Nlaschen mit Wasser unter Nlitwirkung einiger
Tropfen Salpetersäure wird die Schmelzmasse gereinigt
und sodann im feuchten Zustande mittelst Spatel oder
pinsel auf die blankgescheuerte Metallfläche aufge-
tragen. Das Linbrennen, oder Aufschmelzen geschieht
sodann in einer Muffel, — einem vom Feuer um-
spielten geschlossenen Behälter aus feuerfestem Ton, —
wodurch nicht nur eine gleichmätzige Lrhitzung erzielt,
sondern der zu emaillirende Gegenstand zugleich vor
auffallendem Staub, Asche und dergl. geschützt wird.
Nach dem Schmelzen hat sich das Lmail fest mit dem
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