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Dalbmonatlicke Nundscbau.

Anter Mttrvtrkung des Negründers zferdtnand Nvenartus berausgegeben von

paul Scbumann.

2. April-Dett 1693. Dritter Fabrgang.

Lrscheint Anfang und
Mitte jeden Monats.

Westellgeld: t M. 60 Dk. vierteljädrl.

Anzeigen:

qo j?f. f. d. ^gesp. Petitzeile.

Nundscbau

* über Geräte aus /Ibesstngblecb bringt
A. Töpfer in den „Niitteilungen des Gewerbe-
Museums zu Bremen" den folgenden Aufsatz:

Manche Materialieu, manche Techniken der ver-
arbeitung wie inanche «Ligenarten der Formengebuug
scheinen eiuzelnen tLändern oder kandstricheu zu gewissen
Zeiten hervorragend anzugehören, ohne daß besoudere
günstige Umstände für dieses Vorkommen sich mit
Bestimmtheit nachweisen ließen. Wenn auf der skan-
dinavischeu ^albiusel oder in den waldreichen Thälern
T>'rols uud der Schweiz die verarbeitung des Nadel-
oder Nußbaumholzesj in der niederdeutschen Lbene die-
jenige des Licheuholzes gerechtfertigt erscheint, so ist
dieser Umstaud in dem Fiugerzeige begründet, den die
Natur bei Darreichung ihrer Gaben dem schaffens-
durstigen Menschen bietet. wenn aber in einem aus-
gedehnten Gebiete ein Uletall, eigentlich eine Uletall-
legirung, in bestimmter Form sich einer außerordent-
lichen Bevorzugung der verarbeitung erfreut, so muß
dieser vorgang um so rätselhafter erscheinen, als ein
uatürliches vorkommeu der einzelnen Bestandteile in
der Natur des Bodens uicht vorhanden ist. <Ls ist
daher audern, vielleicht verschiedenartigen Linflüssen
zuzuschreiben, wenn in den Uüstengebieten der Nordsee
von ksolland bis ksolstein, zuweilen bis tief in das
Binnenland hinein, sich eine ausgesprochene vorliebe
für blankes Messingblech geltend gemacht hat, iudem
es zu vielfachen Gebrauchs- und tuxusgegenständen
verarbeitet wurde. von deuselben sind uoch zahlreiche
Beispiele namentlich aus dcm t?., t8. und der ersten
Hälfte von unserem Iahrhundert vorhanden und sie
sind zum größteu Teile mit künstlerischem Schmuck
uud init Berechnung der glänzenden lvirkung des
goldähnlichen Metalls ausgeführt.

Sicher mag die allgemein bekannte Neinlichkeits-
liebe jener Gegenden, die vielleicht mehr oder minder
in der Scheuerlust bei dem vorherrschenden Schiffer-
beruf ihren Ursprung findet, mit dazu beigetragen
haben, daß man sich einem Nletall zuwendete, welches
mit ziemlicher Widerstandsfähigkeit alle Arten des

Lcheuerns und putzens über sich ergeheu läßt uud
stets die darauf verwendete Uiühe mit spiegelndem
Goldglanze belohnt; ja letzterer verdeckt einigermaßeu
noch diejenigen Ltellen, welche bei dem uneudlichen
putzen mit oft scharfen Nlitteln in ihrer Uletalldicke
nicht mehr wiederstehen konnten und ihre Lchadhaftig-
keit weniger dem zu häufigen Gebrauch als dem
übermäßigen Reinigungsdrange verdanken.

Vbgleich die Anwendung des Messiugs im ge-
gossenen Zustande uicht gerade eine seltene genanut
werden kann, denn beinahe jedes anständige bsaus
konnte sich sshr oft eines blankeu Glockeuzuggriffes
oder eines „Thürklopfers" erfreuen, welcher in Form
eines Delphins oder köwen das Zeichen zum Gffnen
gegeben hatte, so war dagegen innerhalb des Lsauses
der Gebrauch des Messingbleches ein entschiedeu über-
wiegeuder. Derselbe erstreckte sich von der kleinen
Behausung des Schiffers oder dem ^ofe des Bauern
auf das ^aus des Bürgers uud patriziers bis zu
den öffeutlichen Bauten der versammluugshäuser,
der Nathäuser und der Nirchen uud verteilte sich
sowohl auf die gewöhnlichsten Nutzgegeustände wie
auf diejenigen zu außerordentlicher verwendung in
dem Dienste bei häuslichen und öffentlicheu Festeu;
beiuahe überall zeigte sich jedoch das Bestrebeu, der-
artigen Gegenständen neben ihrem sonstigen Schmucke
irgend eine Angabe über den Besitzer und die Lser-
kunft anzubringen, indem wappen, Namen, Zahr-
zahlen u. dgl. eingravirt oder herausgetriebeu wurden,
dagegen nur selten die sonst beliebten Bibelsprüche
oder andere Znschriften zu finden sind.

Das verarbeitete Messingblech ist in der Regel
nur dünu und erscheint an den verbinduugsstellen
gefalzt, genietet oder mit Zinn gelötet. vielfach
wurde an den Stellen, wo eiue versteifung notwendig
war, Lisendraht eingelegt und das dünne Blech um
denselbeu herumgehämmert, zuweilen auch, wo es
die verwendung gestattete, Zenes einfach auf eine
entsprechende Unterlage von Holz aufgeuagelt. Unter
den zur Anwendung gekommenen verzierungstechniken

— ns —
 
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