Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



DalbmonAtlicke Nundscbnu.

Wntcr Mtlwirkung dcs Legründers Fcrdtnand Nvcnarius bcrausgegeben von

paul Scbumann.

1. Nugust-Dett 1SS3.

Dritter Aabrgaug.

Lrscheint Anfang und
Mittc jeden lNonats.

Kcstellgeld: 1LD. 60 Dk. vierteljüdrl.

Anzeigen:

-^o pf. f. d. Hgesp. petitzeile.

Nundsckau.

» Nusstcllung von Mobnungseinricbtungen in
Dresden. IV.

wir haben schon darauf hingewiesen, daß nur in ganz
vercinzelten Fällen neben den ausführenden Tischlern »nd
Fabrikanten auch die entwerfenden Künstler von den Aus-
stellern mit genannt worden sind. Das ist, soweit nicht die
Lntwürfe wirklich von dem Trägcr dcr Firma herrühren, un>
zweifelhast ein schweres Unrccht. Dcr Grund dafür liegt
darin, daß die betreffcnden Aussteller die ctwaigcn preise
und sonstigen Lhren sür sich in Anspruch nehmen wollcn und
den Künstler mit dem bezahlten preise für abgethan halten.
Ls handelt sich da um cinen allgemeinen Übelstand: die
Kunstindustrie hält es zumeist fllr recht und billig, die Ge-
werbekünstler, die Mustcrzeichner als ihre Untergebenen zu
betrachten, die entwcdcr zum Personal gehören odcr bezahlte
Lieferanten sind. Lornelius Gurlitt hat auf diese moderne
Sklavcrci zuerst aus dem Gebiete der Textilindnstrie anfmerk-
sam gemacht und da eincn wandel anzubahnen gcsucht. Lin
vcrband dcr Ulnsterzeichner hat sich seitdem in Dcutschland
gebildet, und gegenwärtig findot hier — von Prosessor
Kumsch vcranstaltet — die erstc Ausstellung von Zlrbeiten
dcutschcr Musterzeichner statt, wodurch dicse zuin ersten Ulale
gcschlossen und mit ihren sonst meist von den Fabrikanten
unterdrückten Namen an die Geffentlichkeit treten.

Ls ist bcdancrlich, daß der Ausstellungsvorstand bei scinem
Preisausschreiben nicht zu der Frage sogleich die richtige
Stellung genommen hat. Lr findct sich in dein Prcisaus-
schreiben keine Angabe darüber, ob Künstler oder Ausführende
die Uledaillen und die sonstigen preise erhalten sollcn. Indeß
steht nichts im wege, daß das Preisgericht, in dem ja anch
Aünstler'sitzen, hier dem Rechte dcr Uünstler volle Geltung
neben dem der Fabrikanten vcrschaffe, iiidem cs entweder die
künstlerische Lrsindung, oder die Ausführung, oder beides mit
dem Preise krönt und dcmgemäß in jedem Falle, wo es darauf
ankomint, den Fabrikantcn ersucht, den Namen des ent-
wcrfenden Künstlers zu neniicn. Sollte in dcr That — und
wir hoffen, daß cs gcschieht — das Preisgericht in diesem
Sinne entscheiden,* so würde es sich ein bedeutendes verdienst

* Inzwischen ist der Spruch der Preisrichter verkündigt
worden. Sie haben den Musterzcichnern wenigstens Diloxme

erwerben, das auch von nicht zn untcrschätzender sozialer
Bedeutung ist.

wir haben wciter schon daraus hingewiesen, daß die Preis-
bewcrbungen für billige und geschmackvolle Linrichtnngcn den
größten idcalen wcrt besihen. Für eine Speisezimmer - Lin-
richtnng, deren Möbelstücke bis 5vo Mk. kosten sollten, hat
sich leider kein Bewerber gefunden, der unseres Lcachtens
sür den preis in Betracht kommen könnte. Gefordert waren
mindesteiis cin Speisetisch mit zwöls Stühlen, ein Büffet und
zwci Beisetztischchen. Nach anderen Beispielen dor Aus-
stellung zu schließen, läßt sich das sehr wohl zum gefordcrten
preise geschmackvoll herstellen, wenn man sich dabei der
nötigen Linfachheit befleißigt. Ls ist nun sreilich cin wcit
verbrciteter Irrtum, daß eine Sache nm so schöner sei, je
reichcr goschmückt und je prächtiger sie ist. Dabei kommt
man notgedrungen, wcnn man nicht ein ganz seines kllnst.
lerisches Gefühl hat, zn dcr Überladnng, wie sie heute bci
uns in dcr Architcktur und anch znm Teil im Kunstgewerbe
herrscht. Ls giebt aber zwei Dinge, die nichts oder sehr
wcnig kosten, dabei doch im stande sind, Bäuscr, Zimmer,
Möbel n. a. schön zn machen und dcm gebildeten Aunstge-
schmack danernd Genuß zu gcwährcn. Ls sind schöne ver-
hältnisse und Farbc. Schöne verhältnisse kosten nicht einen

zugesprochon. Im Übrigen wurden dio li a u p tpreise solgender-
mäßeii verteilt.

An Bewerber um das preisausschrcibon des Ge-
werbcvereins für Zimmermöbel und wirtschaftsgegenstände:

Silberne Staatsmedaille: Kurt Förster und Lmil
Mauck-Dresden; Alb. Ad. Frank-Dresden; Gustav Ljeinrich,
Tischlermeister in Freiberg; Fricdrich bsengst, Tischlcrmeister
in Pirna; Reyhmann <L Göhler in Dresden; G. Rittcr,
Möbelfabrikant in Dresden; Bermann Streil, Möbelfabrikant
in wurzen; I. Zeyland, Möbelfabrikant in Posen.

Lhronpreis der Stadt Dresden: Lugen Blasberg
in Düsseldorf; Friedrich Gappisch-Dresden; permann Liebold-
Dresden.

vonAusstellern außerhalb deswottbewerbes
wurden mit Prcisen ausgezeichnet:

Silberne Staatsmedaille: Gebr. Iehmlich, kjof-
orgelbauer in Dresden.

Lhrenpreis der Stadt Dresden: Gebr. Bernhardt-
Dresdcn; L. ljerrmann öc Söhne-Dresden-Neukoschütz; Gustav
Schreibcr, Posamentenfabrik in Dresden.

— isi —
 
Annotationen