DalbmonAtlicbe Ikundscliau.
Antcr /iktlwirknng dcs Megründcrs Fcrdinand Nvcnarius bcrausgegebcn vdn
paul Sckumunn.
2. Nugust--Detl 1SS3.
Dritter Aabrgang.
Lrscheint Anfang und
INitte jedcn Monats.
Vestellgcld: t M. 60 pk. viertcljüdrl.
Änzeigen:
Hv Pf. f. d. 4gesx. Petitzeile.
Nundsckau.
* Ausstellung von Textilmustcrn in Dresden.
In dcn Räumen dcr königlichcn Kunstgcwerbcschulc befindct
sich gcgcnwärtig, wic erwäbnt, eine Ausstellnng van lNustern
für Tcxtilindustrie, Tapeten und Uorsatzxapieren in Buntdruck.
Als Zwcck dieser Ausstcllnng wurde in ibrer Anknndigung
angegeben: nebcn der allgemeinen Nbcrsicht über das Ge-
samtgcbiet der künstlerischcn Gcstaltung der aufgefübrtcn
Stosfe ein Bild der Leistungsfäbigkeit der einzclnen Aus-
steller zu gcben und lsierdurch dcn Ausstellcrn und Fabrikantcn
nützlich zu werden. Dic Ausstellung ist insofcrn von besondcrer
Michtigkcit, als sie die erste ihrer Art in Deutschland ist.
Zum erstcn Male wird lsier Gelcgenheit gebotcn, das Schaffen
derjcnigen Vrnamcntisten kcnncn zu lcrnen, die sür Druck-
und Tcrtilindustrie thätig sind. Die Ansstellung ergänzt also
cinerseits dic alljährlichen Schttlerausstellungen dcr Runstgc-
werbcschule, indcm hier gezeigt wird, was die Schüler dcr-
artiger Schulen lcistcn, wcnn sie ins Lcbcn getrctcn sind und
das crworbenc Aönnen vcrwerten, und sie faßt anderseits
einmal das als Aunst auf, was wir gewöhnlich bloß als
lvarc schcn. kvic wir schon mchrfach crwähnt habcn, hat
es den lNnsterzcichnern bisher fast ganz an dcr künstlerischcn
Aiicrkennniig gefehlt, dic ihnen gebührt. Aein lNcnsch, dcr
cincn schöncn Rlciderstoff, eincn Tcxpich, Taxetcn, Gardiuen,
lNöbelstoff, Linoleum usw. kauft, kümmert sich darnm, wer
das lNuster dazu crfniiden hat. Das mag ja auch zu vicl
verlangt sein, wollte man für jedes noch so geringfügige
lNustcr die Angabe des erfindendcn Aünstlers beanspruchcii.
Indeß dcn allcrmcistci! lNenschcn kommt es nicht einmal zum
Bcwiißtsein, wclche Fülle künstlcrischcr Arbcit in den Tauscnden
von ncucn lNnstern niedcrgclegt ist, die alljährlich anf dem !
Gcbietc der tcrtilcn Indiistricn ncn auftauchcn, und währcnd
die Namen cines Dofrcgger, lNenzcl, Bcgas in allcr lNund
sind, kennt man dic Namen der hcrvorragcndstcn Muster- !
zeichner nnr in den cngstcn Fachkrcisen. Das licgt einesteils
an der Trennung von hoher Aunst nnd Annstgcwerbe, die
frühcr nicht vorhanden war und die dazu gcführt hat, den
Gewerbekünstler für cincn Aünstler zweiten Ranges aiiznscheii,
andcrenteils aber an dcr Gewohnhcit dcr mcisten Fabrikanten,
welche die Namcn dcr Lrsiuder ihrer Mustcr verschweigcn,
nm nicht ihre Fachgcnossen auf sie aufmerksam zu machen
und um in Ausstcllungcn allein den Ruhm nnd die Aus-
zcichnungcn in Lmxfang zu nchmcn, dic ihnen oft kaum zur
kälfte gebllhren. Sehr vicle Mnsterzeichner, dcnen es nicht
gelingt, sclbständige Atelicrs zu gründen, gcraten dahcr in
dcn Zustand schlecht bczahlter Arbeitcr, sie wcrden zu Rädchcn
in der großcn Maschinerie ohne die mindcste selbständige
Geltuug odcr Anerkemiung
Diescm unterdrückten Stande aufzuhclfen, hat zunächst
Lorn. Gnrlitt niiternommen in der Schrift, die wir seiner
Zeit (Ag. I, x.) besprochen habcn. lvciter haben sich vicle
llkusterzcichncr Gstcrn in Leipzig versammclt und cinen
Bauptvercin mit Zweigvereinen begründet, der jetzt bcginnt,
sich über ganz Dcutschland auszndchnen. Line vercinszeitnng
ist bcgründct worden, und ein weitercr Schritt auf dcm ange-
gebcnen lvcge ist die vorliegcnde Ausstellung, die prof.
Aumsch, dcr Bibliothekar des hicsigen Aniistgcwerbemuseums,
vcrdienstlichcrwcisc veranstaltct hat. Lr hat große An-
strcngniigcn gemacht, um die Ausstellung möglichst viclseitig
zu gcstalten, nnd dcr Lrsolg verdicnt angesichts der Schwicrig-
keiten, die das llnternehmcn bot, alle Ancrkennung. Ls
mußten, da die meisten llknstcrzcichncr durchaus von den
Fabrikantcn abhängig sind und ohne deren Liiiwilligiiiig nicht
übcr ihr geistigcs Ligentum verfügcn dürfen, ch'abrikanten als
Ansstcllcr zugclasscii werden, uud vielen llntcrzeichnern war
es übcrhanpt unmöglich gemacht, mit ihren Lrfindungen her-
vorzutrctcn; cin andcrer Teil bcsitzt überhaupt noch nicht
oder nicht mchr dic Thatkraft unV das Standcsbcwußtscin,
die Zvichtigkeit eincr solchen Ausstellung zn crmesscn. lvenn
troh alledem lso Ausstellcr zu vcrzeichnen sind, so will das
schon ctwas bcsagen, und die lliisstcllung ist denn auch inte-
ressant genug nnd gicbt in vielcr kfinsicht einen daiikcnswertcn
Übcrblick über das, was auf dem genanntcn Gebiete geleistet
wird, sowic über die darauf thätigen Aräfte.
In elf Abteilungen verteilen sich die llluster. Dazu
kommen außerhalb des lvettbewerbs Tafel- und Tertwerke,
Zeichcn- und lllalgcrät, lverfzcug u. ä. Die Regiernng hat
für die Ausstellung in dankenswcrter lveise jdrcise bewilligt
und zwar 6 silberne und 20 bronzene llledaillen. Die jlreis-
richter, z? an der Zahl, aus lvien, Stuttgart, Dessau, Frank-
fnrt a. lll., jllauen i. v., Drcsden nsw., habcn bereits ihres
— iso -
Antcr /iktlwirknng dcs Megründcrs Fcrdinand Nvcnarius bcrausgegebcn vdn
paul Sckumunn.
2. Nugust--Detl 1SS3.
Dritter Aabrgang.
Lrscheint Anfang und
INitte jedcn Monats.
Vestellgcld: t M. 60 pk. viertcljüdrl.
Änzeigen:
Hv Pf. f. d. 4gesx. Petitzeile.
Nundsckau.
* Ausstellung von Textilmustcrn in Dresden.
In dcn Räumen dcr königlichcn Kunstgcwerbcschulc befindct
sich gcgcnwärtig, wic erwäbnt, eine Ausstellnng van lNustern
für Tcxtilindustrie, Tapeten und Uorsatzxapieren in Buntdruck.
Als Zwcck dieser Ausstcllnng wurde in ibrer Anknndigung
angegeben: nebcn der allgemeinen Nbcrsicht über das Ge-
samtgcbiet der künstlerischcn Gcstaltung der aufgefübrtcn
Stosfe ein Bild der Leistungsfäbigkeit der einzclnen Aus-
steller zu gcben und lsierdurch dcn Ausstellcrn und Fabrikantcn
nützlich zu werden. Dic Ausstellung ist insofcrn von besondcrer
Michtigkcit, als sie die erste ihrer Art in Deutschland ist.
Zum erstcn Male wird lsier Gelcgenheit gebotcn, das Schaffen
derjcnigen Vrnamcntisten kcnncn zu lcrnen, die sür Druck-
und Tcrtilindustrie thätig sind. Die Ansstellung ergänzt also
cinerseits dic alljährlichen Schttlerausstellungen dcr Runstgc-
werbcschule, indcm hier gezeigt wird, was die Schüler dcr-
artiger Schulen lcistcn, wcnn sie ins Lcbcn getrctcn sind und
das crworbenc Aönnen vcrwerten, und sie faßt anderseits
einmal das als Aunst auf, was wir gewöhnlich bloß als
lvarc schcn. kvic wir schon mchrfach crwähnt habcn, hat
es den lNnsterzcichnern bisher fast ganz an dcr künstlerischcn
Aiicrkennniig gefehlt, dic ihnen gebührt. Aein lNcnsch, dcr
cincn schöncn Rlciderstoff, eincn Tcxpich, Taxetcn, Gardiuen,
lNöbelstoff, Linoleum usw. kauft, kümmert sich darnm, wer
das lNuster dazu crfniiden hat. Das mag ja auch zu vicl
verlangt sein, wollte man für jedes noch so geringfügige
lNustcr die Angabe des erfindendcn Aünstlers beanspruchcii.
Indeß dcn allcrmcistci! lNenschcn kommt es nicht einmal zum
Bcwiißtsein, wclche Fülle künstlcrischcr Arbcit in den Tauscnden
von ncucn lNnstern niedcrgclegt ist, die alljährlich anf dem !
Gcbietc der tcrtilcn Indiistricn ncn auftauchcn, und währcnd
die Namen cines Dofrcgger, lNenzcl, Bcgas in allcr lNund
sind, kennt man dic Namen der hcrvorragcndstcn Muster- !
zeichner nnr in den cngstcn Fachkrcisen. Das licgt einesteils
an der Trennung von hoher Aunst nnd Annstgcwerbe, die
frühcr nicht vorhanden war und die dazu gcführt hat, den
Gewerbekünstler für cincn Aünstler zweiten Ranges aiiznscheii,
andcrenteils aber an dcr Gewohnhcit dcr mcisten Fabrikanten,
welche die Namcn dcr Lrsiuder ihrer Mustcr verschweigcn,
nm nicht ihre Fachgcnossen auf sie aufmerksam zu machen
und um in Ausstcllungcn allein den Ruhm nnd die Aus-
zcichnungcn in Lmxfang zu nchmcn, dic ihnen oft kaum zur
kälfte gebllhren. Sehr vicle Mnsterzeichner, dcnen es nicht
gelingt, sclbständige Atelicrs zu gründen, gcraten dahcr in
dcn Zustand schlecht bczahlter Arbeitcr, sie wcrden zu Rädchcn
in der großcn Maschinerie ohne die mindcste selbständige
Geltuug odcr Anerkemiung
Diescm unterdrückten Stande aufzuhclfen, hat zunächst
Lorn. Gnrlitt niiternommen in der Schrift, die wir seiner
Zeit (Ag. I, x.) besprochen habcn. lvciter haben sich vicle
llkusterzcichncr Gstcrn in Leipzig versammclt und cinen
Bauptvercin mit Zweigvereinen begründet, der jetzt bcginnt,
sich über ganz Dcutschland auszndchnen. Line vercinszeitnng
ist bcgründct worden, und ein weitercr Schritt auf dcm ange-
gebcnen lvcge ist die vorliegcnde Ausstellung, die prof.
Aumsch, dcr Bibliothekar des hicsigen Aniistgcwerbemuseums,
vcrdienstlichcrwcisc veranstaltct hat. Lr hat große An-
strcngniigcn gemacht, um die Ausstellung möglichst viclseitig
zu gcstalten, nnd dcr Lrsolg verdicnt angesichts der Schwicrig-
keiten, die das llnternehmcn bot, alle Ancrkennung. Ls
mußten, da die meisten llknstcrzcichncr durchaus von den
Fabrikantcn abhängig sind und ohne deren Liiiwilligiiiig nicht
übcr ihr geistigcs Ligentum verfügcn dürfen, ch'abrikanten als
Ansstcllcr zugclasscii werden, uud vielen llntcrzeichnern war
es übcrhanpt unmöglich gemacht, mit ihren Lrfindungen her-
vorzutrctcn; cin andcrer Teil bcsitzt überhaupt noch nicht
oder nicht mchr dic Thatkraft unV das Standcsbcwußtscin,
die Zvichtigkeit eincr solchen Ausstellung zn crmesscn. lvenn
troh alledem lso Ausstellcr zu vcrzeichnen sind, so will das
schon ctwas bcsagen, und die lliisstcllung ist denn auch inte-
ressant genug nnd gicbt in vielcr kfinsicht einen daiikcnswertcn
Übcrblick über das, was auf dem genanntcn Gebiete geleistet
wird, sowic über die darauf thätigen Aräfte.
In elf Abteilungen verteilen sich die llluster. Dazu
kommen außerhalb des lvettbewerbs Tafel- und Tertwerke,
Zeichcn- und lllalgcrät, lverfzcug u. ä. Die Regiernng hat
für die Ausstellung in dankenswcrter lveise jdrcise bewilligt
und zwar 6 silberne und 20 bronzene llledaillen. Die jlreis-
richter, z? an der Zahl, aus lvien, Stuttgart, Dessau, Frank-
fnrt a. lll., jllauen i. v., Drcsden nsw., habcn bereits ihres
— iso -