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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Heiden, Max: Arabisch-italischer Seidenstoff des 14. Jahrhunderts
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Rosenberg, Marc: Aus der Sammlung Figdor in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0171
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AuS der Sammlung Figdar in Wien.

159

einzelnen Figuren in den reihenweis versetzten
spitzovalen Feldern sind fnr orientalische Her-
kunft zu roh. Die eigentliche Darstellung darin
— Vögel an einem Baume mit kelchförmiger
Palmette als Bekrönung — erinnert noch an frühe
Mnster Vorderasiens, abcr es bedarf nur eines
Schrittes vorwärts, und wir finden die ans dem
Stammc des Banmes sich entwickelnde italienische
Vase.

Wir haben es demnach hier mit einer ita-
lienischen oder spanischen Nachahmung orienta-
lischer Muster zu thun. Bei Spanien würde man
die blattartige Ranke für den Borläufer der mau-
rischen spitzigen Blätter halten, welche den spani-
schen Brokatstoffen des 16. Jahrhunderts eigen,
sogar bezeichnend dafiir sind; jedoch kann diese
Bildung, vielleicht den vornehmen federartigen

Blättern der oricntalischen Formengebung des

13. Jahrhunderts entstammend, ebenso gut in
Jtalien zu etwas anderem gemacht worden sein.

Alle diese Momente aber lassen auch Zweifel
über dic Zeitbcstimmnng aufsteigen. Obgleich
die reguläre Einteilung der Fläche in spitzovale
Felder schon für das 16. Jahrhnndcrt zn
sprechen scheint, wird man den Stosf nach den
obigen Bemerkungen für ein Fabrikat des

14. Jahrhunderts halten müssen.

Jedcnfalls verdicnt der Stosf die größte

Beachtung; wir wissen Parallelen nur in der
sog. arabisch-italischen Gruppe anzugeben. Viel-
leicht trägt diese Abbildung dazu bei, durch
weitere Untersuchungen an Stoffen in anderen
Sammlungen über Ort und Zeit solcher zweifel-
haften Arbciten Näheres zu ermitteln.

Aus der ^ammlung ^igdor in Mien.

Von Marc Rosenberg.

lllit Abbildung.

Die kleine, aber fcin gewählte Sammlung
des Herrn l)r. Albert Figdor in Wien bewahrt
untcr andcrcm auch drei Stücke, dic man zu
den Urknnden für die Geschichtc dcr Gvld-
schmiedekunst zählcn kann: eine Goldschmiede-
probirnadel, eiuen Probirstein und ein Stamm-
bnch. Die Nadel habe ich leider nicht selbst
gesehen. Der Probirstein ist ein sehr inter-
esfantes Stück, das ich von der Karlsruher
Ausstellung von 1881 her kenne, wo es von
seinem damaligen Besitzer, Herrn G. Gimbel in
Baden-Baden, ausgestellt war. Der Stein
trägt die Bezeichnung: Hans Horn Nürnberg
1586, dabei ein Hifthorn. Man wird zunächst
natürlich an einen Goldschmied dieses Namens
denken und nicht zögern ihn in die Kunst-
geschichte einzuführen. Wenn man dann noch
bemerkt, daß Pabst in seiner Besprechung der
Pnblikation von Luthmer über den Schatz
Rothschild aus einen sehr tüchtigen Nürnberger
Meistcr hingewiesen hat, der mit einem Horn
stempelt, so wird man glauben, sicher zu sein,
daß der Verfertiger dieser Stücke identisch ist
mit dem srüheren Besitzer des Steines. Jch
möchte hier noch darauf ausmerksam machen,
daß anßer dcm Rothschildschen Pokal und dem

hochinteressanten Erfnrter Sturzbecher noch
zwei weitere Stücke hier in Betracht kommen
würden, ein Faßbecher in Bebenhausen und
cine sehr intercssante Schalc im Historischen
Musenm zu Dresdcn. Es liegt so nahe, das
Wappenbild des Hornes nls cin redendes zu
fassen, daß ich nur zögernd zu bemerken wage,
der Name Horn finde sich weder in dem aus-
führlichen Verzeichnisse Nürnberger Gold-
schmiedenamen bei Stvckbauer, noch im Nürn-
bergcr Meisterbuch, noch in dem freilich etwas
späteren Nürnberger Lehrjungenbuch. Die vier
genannten Silberarbeiten müssen bis anf wei-
teres noch namenlos bleiben und der Probir-
stein wird vielleicht eincm Mitglied der Nürn-
berger Patrizierfamilie Horn gehört haben.
Der intime Anteil, den manche Auftraggeber
damals an den von ihnen bestellten Arbeiten
nahmen, läßt es als durchaus glaubwürdig er-
scheinen, daß ein reicher Mann seinen eigenen
Probirstein und seine Probirnadeln hatte, wie
ja auch hente noch viele Privatleute ihre Dia-
mantwage besitzen.

Was nun das Stammbnch betrifft, so
habe ich es durch die Güte des Besitzers mit
aller Muße hier durchstudircn kvnnen. Es ist
 
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