ORIENTALISCHE ODER POLNISCHE SEIDENSTOFFE?
3
des XVU. Jahrhunderts durch einen Fürsten von
Radziwill eine Weberei in Sluck eingerichtet wor-
den sein, als deren Leiter MaxarsU genannt ist. Es
wird darin besonders betont, dass orientalische Ge-
fangene die ersten Arbeiten in Sluck ausführten.
Ferner geschieht in dem polnischen Buche einer Fabrik
Erwähnung, welche am Ende des vorigen Jahrhunderts
in Krakau unter Leitung des Webers Maslowski Gürtel
gearbeitet hat.
Interessant ist |?| jtfj II
nun der Vergleich ffl .*, i>
zwischen den in
Kgur 2 und 3
abgebildeten Ori-
ginalen. Der in
Eig. 2 wiederge-
gebene Seidenbro-
kat mit schrägen
Reihen von stili-
sil-teii Blüten-
sträussen in bunten
Earben auf Gold-
grund, welchesich
bekanntlich in der
feinen Technik wie
gemalt ausnehmen,
ist ein Beispiel der
vielen orientali-
schen Muster, wie
sie den polnischen
Webereien als Vor-
bild gedient haben.
weiss,
4 " |t...........»»■■».....■■■■!) ^ j
lin-
der
geschlagen, als man es bei dem vorliegenden orien-
talischen Beispiel wahrnimmt. Dies erklärt sich aus
der geringen Breite (30 cm) der Ware, welche nur
auf einer Art von Bandwirkerrahmen hergestellt
sein kann. Die bessere Sorte dieser Gürtel ist
doppelseitig gearbeitet: das unter Nr. 3 abgebildete
Stück in den oberen Querstreifen auf einer Seite
auf der anderen rot. Noch interessanter ist
der unter Nr. 4
abgebildete Gürtel.
Derselbe zeigt
ausserdem der
Länge nach eine
Farbenteilung. Die
eine Hälfte des
Endstückes ist auf
Goldgrund, die an-
dere auf Silber-
grund in nicht ganz
gleicher feinster
Taffetbindung her-
gestellt, wie über-
haupt alles in dem
aus einer gefüllten
Blumenvase be-
stehenden Muster
so abwechselt, dass
das, was rechter
Hand Gold ist auf
der linken Seite in
Silber
wurde
Tuil tines polnischen Gürtels. Uewebt in
in Sluck. 18. Jahrhundert
Aber welch* ein
terschied in
Wiedergabe!
(Vergl. Fig. 3.)
Während in den
orientalischen Blü-
tenstaudentrotz der
Übersetzung für
<»e Fläche etwas Lebendiges, Warmes liegt, heben
ach diese kalt TOn dem glatten silbernen Grunde in
oha ab. Ebenso die Borten. Aus der feinen rund-
'j ea Linienführung in den Banken, welche die
uie» verbinden, sind in der polnischen Kopie
eckige Absatz,, entstanden.
. ,efl8er steht es mit der rein technischen Aus-
führung. Das Gold oder Silber ist hier wie da kein
Rogener Faden, sondern weisse oder gelbe Seide,
^ed"' mit feine,,, Lahn umwickelt ist. Kette und
mschlag sind in den polnischen Stoffen fester an-
______________________ CHIM. SWOÜWS & KOHl, WPils.
iewebt in der Fabrik von Mazarski
gewirkt
und umge-
kehrt. Die glatten
Querstreifen zwi-
schen den Borten
mit Ranken sind
vorn rot und grün
und auf der Rück-
seite rot und blau.
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ Interessant an dem
letzten Beispiel sind auch die Füllungen der Endborte
an sich. Eine Vase mit Blumen kommt in orientalischen
Seidenstoffen so gut wie gar nicht vor; es hat also hier
ein europäisches Stück vorgelegen oder wir haben es
mit einer eigenen polnischen Komposition zu thun.
Die persischen und türkischen Seidenstoffe zeigen
selbst in der Etenaissancezeit keine derartige Füllung;
wie man es hingegen in Italien und Spanien in dieser
Epoche gar nicht anders kennt, als in den durch
Banken oder Bänder gebildeten spitzovalen Feldern
eine gebuckelte Vase für den Abschluss eines Blumen-
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des XVU. Jahrhunderts durch einen Fürsten von
Radziwill eine Weberei in Sluck eingerichtet wor-
den sein, als deren Leiter MaxarsU genannt ist. Es
wird darin besonders betont, dass orientalische Ge-
fangene die ersten Arbeiten in Sluck ausführten.
Ferner geschieht in dem polnischen Buche einer Fabrik
Erwähnung, welche am Ende des vorigen Jahrhunderts
in Krakau unter Leitung des Webers Maslowski Gürtel
gearbeitet hat.
Interessant ist |?| jtfj II
nun der Vergleich ffl .*, i>
zwischen den in
Kgur 2 und 3
abgebildeten Ori-
ginalen. Der in
Eig. 2 wiederge-
gebene Seidenbro-
kat mit schrägen
Reihen von stili-
sil-teii Blüten-
sträussen in bunten
Earben auf Gold-
grund, welchesich
bekanntlich in der
feinen Technik wie
gemalt ausnehmen,
ist ein Beispiel der
vielen orientali-
schen Muster, wie
sie den polnischen
Webereien als Vor-
bild gedient haben.
weiss,
4 " |t...........»»■■».....■■■■!) ^ j
lin-
der
geschlagen, als man es bei dem vorliegenden orien-
talischen Beispiel wahrnimmt. Dies erklärt sich aus
der geringen Breite (30 cm) der Ware, welche nur
auf einer Art von Bandwirkerrahmen hergestellt
sein kann. Die bessere Sorte dieser Gürtel ist
doppelseitig gearbeitet: das unter Nr. 3 abgebildete
Stück in den oberen Querstreifen auf einer Seite
auf der anderen rot. Noch interessanter ist
der unter Nr. 4
abgebildete Gürtel.
Derselbe zeigt
ausserdem der
Länge nach eine
Farbenteilung. Die
eine Hälfte des
Endstückes ist auf
Goldgrund, die an-
dere auf Silber-
grund in nicht ganz
gleicher feinster
Taffetbindung her-
gestellt, wie über-
haupt alles in dem
aus einer gefüllten
Blumenvase be-
stehenden Muster
so abwechselt, dass
das, was rechter
Hand Gold ist auf
der linken Seite in
Silber
wurde
Tuil tines polnischen Gürtels. Uewebt in
in Sluck. 18. Jahrhundert
Aber welch* ein
terschied in
Wiedergabe!
(Vergl. Fig. 3.)
Während in den
orientalischen Blü-
tenstaudentrotz der
Übersetzung für
<»e Fläche etwas Lebendiges, Warmes liegt, heben
ach diese kalt TOn dem glatten silbernen Grunde in
oha ab. Ebenso die Borten. Aus der feinen rund-
'j ea Linienführung in den Banken, welche die
uie» verbinden, sind in der polnischen Kopie
eckige Absatz,, entstanden.
. ,efl8er steht es mit der rein technischen Aus-
führung. Das Gold oder Silber ist hier wie da kein
Rogener Faden, sondern weisse oder gelbe Seide,
^ed"' mit feine,,, Lahn umwickelt ist. Kette und
mschlag sind in den polnischen Stoffen fester an-
______________________ CHIM. SWOÜWS & KOHl, WPils.
iewebt in der Fabrik von Mazarski
gewirkt
und umge-
kehrt. Die glatten
Querstreifen zwi-
schen den Borten
mit Ranken sind
vorn rot und grün
und auf der Rück-
seite rot und blau.
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ Interessant an dem
letzten Beispiel sind auch die Füllungen der Endborte
an sich. Eine Vase mit Blumen kommt in orientalischen
Seidenstoffen so gut wie gar nicht vor; es hat also hier
ein europäisches Stück vorgelegen oder wir haben es
mit einer eigenen polnischen Komposition zu thun.
Die persischen und türkischen Seidenstoffe zeigen
selbst in der Etenaissancezeit keine derartige Füllung;
wie man es hingegen in Italien und Spanien in dieser
Epoche gar nicht anders kennt, als in den durch
Banken oder Bänder gebildeten spitzovalen Feldern
eine gebuckelte Vase für den Abschluss eines Blumen-