Adressenkapsel, Leder mit Silberbeschlag.
Lederarbeit von E. Scholl in Durlach, Beschläge von Ostermeyer in Pforzheim.
(Zu dem Hoclizeitsgesclienke badisclier Städte, vgl. S. 82.)
DIE SCHLESISCHE GLASINDUSTRIE FRÜHERER ZEITEN.
VON E. VON GZIHAK.
MIT ABBILDUNGEN.
II.
IE hauptsächliche und für das
Zeitalter der Renaissance charak-
teristische Verzierungsart ist aucli
in Schlesien diejenige durch Malerei,
zu welcher die einfachen Formen
der deutschen Gläser geradezu
aufforderten. Wie Matthesius berichtet, ist diese,
schon vorher von den Venetianem und im Orient
geübte Technik etwa um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Deutschland zur Aufnahme gekommen ').
Für Hohlglas scheint die Bemalung mit einge-
brannten Emailfarben nicht die älteste und allein
geübte Technik gewesen zu sein. Das älteste ge-
malte deutsche Glas, welches mir zu Gesicht ge-
kommen ist, befindet sich im Altertumsmuseum zu
i reiberg i./S. Es ist ein cylindrischer, sehr schwerer
Deckelhumpen aus dunkelgrüner Masse, ohne Jahres-
zahl, mit einer Bemalung in Ölfarben, deren Stil-
formen, ebenso wie die der Deckelverzierung gotische
Anklänge zeigen, und zum mindesten dem Über-
gangsstil angehören. Ebenso spricht der Vorwurf
der Malerei dafür, dass die Zeit der Anfertigung
dieses Glases ganz an den Anfang des 16. Jahr-
hunderts, wenn nicht ins 15. zu setzen ist. Die
Darstellung bezieht sich auf einen mir unbekannten
Vorgang aus der Geschichte des Kaisers Friedrich III.
(1440 bis 1493) und seines Ratgebers Aeneas Sylvias
Piccolomini, des nachmaligen Papstes Pius IL (1458
bis 1464). Das Glas stellt den Papst mit der drei-
1) a. a. 0. Nachnialsz hat fürwitz jinmer ein newes
vber das ander erdacht | etliche haben an die weyssen gleser
färben | allerley bildwerck vnd spräche im küloffen brennen
lassen | wie man auch grosser Herrn contrafactur vnn wappen
auf scheyben gemalet | die man in die fenster einsetzt.
Kunstgewerbeblatt. N. F. IL
fachen Krone auf einem Throne sitzend dar, hinter
ihm Kardinäle. Vor dem Papste kniet der Kaiser,
bekrönt mit einer mitraähnlichen Krone, in den
Händen Reichsapfel und Kreuzstab (Szepter). Zwei
Herren des Gefolges befinden sich in aufrechter
Stellung vor einem, den Raum abschliessenden
Wandbehang, welcher eine gotische Musterung
zeigt. Die auf der Rückseite befindliche Inschrift
erklärt den Vorgang und enthält die unvermeidliche
Nutzanwendung:
Eneaspius bin ich genät
Mein lob vnd preis ist hohbekant
Eneaspius der bapst
Friederich der dritt ein römischer Kaiser
Der zornig leeb verschonen thut
Desz der gein im zeiget demut
Also soll auch ein herrscher thon
Dem gelyhen ist des gewalts tron.
Der Deckel zeigt geometrische Musterung in
blauer, weißer und roter Farbe. Die Ölfarbe scheint
mit einem Lacke überzogen zu sein.
In derselben Ausführungsweise oder in reiner
Lackfarbe sind die Malereien ausgeführt, welche sich
in Schlesien mehrfach auf hohen, meist dem 16. Jahr-
hundert angehörigen Cylindergläsern in Verbindung
mit den später zu besprechenden Diamantgravirun-
gen finden. Leider hat sich diese Art von Malerei
nicht immer als dauerhaft erwiesen und erscheint
häufig beschädigt. Sehr gut ist ihre Erhaltung an vier
im Rathaus zu Neiße aufbewahrten Gefäßen: 1) einem
hohen Cylinderglas aus violetter Masse mit gerissenen
(mit der Diamantspitze gravirten) Ornamentstreifen-
die Lackmalerei des mit einem Hohlcylinderfuß ver-
sehenen Glases stellt eine Patientia und Fortitudo
dar: 2) einem ebensolchen sehr hohen, hellen Glase
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Lederarbeit von E. Scholl in Durlach, Beschläge von Ostermeyer in Pforzheim.
(Zu dem Hoclizeitsgesclienke badisclier Städte, vgl. S. 82.)
DIE SCHLESISCHE GLASINDUSTRIE FRÜHERER ZEITEN.
VON E. VON GZIHAK.
MIT ABBILDUNGEN.
II.
IE hauptsächliche und für das
Zeitalter der Renaissance charak-
teristische Verzierungsart ist aucli
in Schlesien diejenige durch Malerei,
zu welcher die einfachen Formen
der deutschen Gläser geradezu
aufforderten. Wie Matthesius berichtet, ist diese,
schon vorher von den Venetianem und im Orient
geübte Technik etwa um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Deutschland zur Aufnahme gekommen ').
Für Hohlglas scheint die Bemalung mit einge-
brannten Emailfarben nicht die älteste und allein
geübte Technik gewesen zu sein. Das älteste ge-
malte deutsche Glas, welches mir zu Gesicht ge-
kommen ist, befindet sich im Altertumsmuseum zu
i reiberg i./S. Es ist ein cylindrischer, sehr schwerer
Deckelhumpen aus dunkelgrüner Masse, ohne Jahres-
zahl, mit einer Bemalung in Ölfarben, deren Stil-
formen, ebenso wie die der Deckelverzierung gotische
Anklänge zeigen, und zum mindesten dem Über-
gangsstil angehören. Ebenso spricht der Vorwurf
der Malerei dafür, dass die Zeit der Anfertigung
dieses Glases ganz an den Anfang des 16. Jahr-
hunderts, wenn nicht ins 15. zu setzen ist. Die
Darstellung bezieht sich auf einen mir unbekannten
Vorgang aus der Geschichte des Kaisers Friedrich III.
(1440 bis 1493) und seines Ratgebers Aeneas Sylvias
Piccolomini, des nachmaligen Papstes Pius IL (1458
bis 1464). Das Glas stellt den Papst mit der drei-
1) a. a. 0. Nachnialsz hat fürwitz jinmer ein newes
vber das ander erdacht | etliche haben an die weyssen gleser
färben | allerley bildwerck vnd spräche im küloffen brennen
lassen | wie man auch grosser Herrn contrafactur vnn wappen
auf scheyben gemalet | die man in die fenster einsetzt.
Kunstgewerbeblatt. N. F. IL
fachen Krone auf einem Throne sitzend dar, hinter
ihm Kardinäle. Vor dem Papste kniet der Kaiser,
bekrönt mit einer mitraähnlichen Krone, in den
Händen Reichsapfel und Kreuzstab (Szepter). Zwei
Herren des Gefolges befinden sich in aufrechter
Stellung vor einem, den Raum abschliessenden
Wandbehang, welcher eine gotische Musterung
zeigt. Die auf der Rückseite befindliche Inschrift
erklärt den Vorgang und enthält die unvermeidliche
Nutzanwendung:
Eneaspius bin ich genät
Mein lob vnd preis ist hohbekant
Eneaspius der bapst
Friederich der dritt ein römischer Kaiser
Der zornig leeb verschonen thut
Desz der gein im zeiget demut
Also soll auch ein herrscher thon
Dem gelyhen ist des gewalts tron.
Der Deckel zeigt geometrische Musterung in
blauer, weißer und roter Farbe. Die Ölfarbe scheint
mit einem Lacke überzogen zu sein.
In derselben Ausführungsweise oder in reiner
Lackfarbe sind die Malereien ausgeführt, welche sich
in Schlesien mehrfach auf hohen, meist dem 16. Jahr-
hundert angehörigen Cylindergläsern in Verbindung
mit den später zu besprechenden Diamantgravirun-
gen finden. Leider hat sich diese Art von Malerei
nicht immer als dauerhaft erwiesen und erscheint
häufig beschädigt. Sehr gut ist ihre Erhaltung an vier
im Rathaus zu Neiße aufbewahrten Gefäßen: 1) einem
hohen Cylinderglas aus violetter Masse mit gerissenen
(mit der Diamantspitze gravirten) Ornamentstreifen-
die Lackmalerei des mit einem Hohlcylinderfuß ver-
sehenen Glases stellt eine Patientia und Fortitudo
dar: 2) einem ebensolchen sehr hohen, hellen Glase
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