Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

DOI Artikel:
Czihak, Eugen von: Die schlesische Glasindustrie früherer Zeiten, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

DIE SCHLESISCHE GLASINDUSTRIE FRÜHERER ZEITEN.

mit gleicher Dekoration, Darstellung der Fides und
Justitia, 3) einem Glas gleicher Art; die Bemalung
zeigt Petrus mit dem Schweißtuch Christi, zu seinen
Füßen die Apostel Jakohus und Paulus, 4) einem
leider beschädigten Glas aus smaragdgrüner Masse,
aufgemalt ein Engel mit den Passionsinstrumenten
und der Hahn des Petrus.

Das Museum schlesischer Altertümer verwahrt
einen cylindrischen Humpen gleicher Art, dessen
Lackmalerei leider beschädigt ist; sie stellt einen
Edelmann zu Pferde, begleitet von fünf Hellebarden
tragenden Landsknechten dar. Kat. No. 512*84.

Auch Wasserfarben, mit Leimwasser oder Eiweiß
versetzt wurden zur Bemalung der hinteren Seiten
von Glasplatten benutzt, welche als Einlagen oder

hervor. Er erzählt dort'), dass er ein Glas „gemalt
mit seinen acht Wappen" in Sagan kaufte und dem
holsteinischen Gesandten, Hans Wolf Pansdorf ver-
ehrte. Der Preis von sechs Thalern, welchen er
dafür zahlte, war für die damalige Zeit sicher
ein hoher. Es ist also durch diese Angabe ein Fa-
brikationsort für derartige gemalte und auf Bestellung
gefertigte Gläser sichergestellt. Wir kennen jedoch
für Schlesien noch einen zweiten Ort, wo Hohlgläser
bemalt wurden — Schreiberhau. In der Preußler-
schen Familie haben sich einige Stücke fortgeerbt,
welche auf der alten Schreiberhauer Hütte gefertigt
wurden. Sie befinden sich jetzt im Besitz des Glas-
hüttendirektors Pohl zu Josephinenhütte. Das eine,
ein kleines, schwach konisches Glas von 18 cm

Fig. 9. Schaperglas.

Füllungen von Kästchen u. dergl. Verwendung fan-
den. Die Hintergründe dieser Malereien wurden
durch aufgelegtes Blattgold gebildet und das Ganze
meist mit einem Firnis überzogen. Es sind dies
die im Kunsthandel gesuchten und hochbezahlten
Stücke, welche eglomisirte oder agglomerirte genannt
werden. Das Museum schlesischer Altertümer besitzt
unter Kat. No. 427 • 81 ein gutes Beispiel dieser
Gattung, einen aus der Kirche zu Bernstadt stam-
menden Holzkasten mit sechs Glasfüllungen, die
farbigen Darstellungen des Heilandes und der Apostel
auf Goldgrund zeigend.

Die eigentliche Emailmalerei wurde in Schlesien
vielfach ausgeübt, wie zahlreiche erhaltene Stücke
beweisen. Dass im 16. Jahrhundert in dieser Art
bemalte, namentlich mit Wappendarstellungen ge-
schmückte Gläser sehr beliebt waren, geht aus einer
Stelle von Hans von Schweinichens Denkwürdigkeiten

Fig. 10. Jagdbeoher (Goldglas).

Höhe, 5,5 cm Durchmesser zeigt eine männliche
Figur mit einem Glase und eine weibliche mit
einer Rose. Darüber die Inschrift: W. Preuszler,
M. Hansen 1626. Mein Gott hilff mir, dass ich ein
mahl kom zu dir. Unten: Hütten an der Weißbach.
Ein Jahrhundert jünger, aber durch seine Dar-
stellungen beachtenswert ist ein sehr großer Cylinder-
humpen mit Bodenreif und Deckel von 1727, Durchm.
18, Höhe 37 cm, mit Deckel 47 cm. Die Malerei
stellt das Innere einer Glashütte mit den Arbeitern
am Glasofen dar, dabei als Tischgesellschaft von 18
Personen den Glashüttenmeister Johann Christoph
Preußler mit seinen männlichen Anverwandten und
Gesellen. Oben die Inschrift: Amitia (sie!) paritur
concordia; in der Mitte, unmittelbar über dem Bilde:

1) Hans von Schweinichens Denkwürdigkeiten, hrs(
von Oesterley S. 417.
 
Annotationen