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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0024

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KLEINE MITTEILUNGEN.

von einer grossen Anzahl der Mitglieder. Es wurden Ent-
würfe eingekauft im Betrage von 806 M., von welchen
vorerst ein Musterblatt zusammengestellt wurde, welches
demnächst als Beilage eines der ersten Modejournale in die
Welt gehen wird. Zur Anregung und Belehrung der Mit-
glieder hat eine Reihe von Vorträgen stattgefunden, die je-
weils gut besucht waren. Die Bibliothek hat eine reichliche
Vermehrung erfahren und wird fleissig in Anspruch genom-
men. Mit freudiger Genugthuung darf der Rechenschafts-
bericht die gedeihliche Fortentwickelung des Vereins in
allen den verschiedenen Zweigen seiner Thätigkeit konsta-
tiren. Es gilt dies insbesondere von der Thatsache, dass
innerhalb der Mitgliederschaft die Zahl derer in raschem
Wachsthum begriffen ist, welche den Bestrebungen des Ver-
eins mit Liebe, ja mit Begeisterung huldigen. Die Einrich-
tung zwangloser wöchentlicher Zusammenkünfte zum Zweck
gegenseitiger Belehrung und Anregung, welche aus der eige-
nen Initiative der Mitglieder hervorgegangen sind, haben
sich vortrefflich bewährt. In ihnen hat eine Reihe tüchtiger,
schaffensfreudiger Kräfte einen Mittel- und Stützpunkt ge-
funden, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Die
Einnahmen betrugen 1889 6700 M., darunter 5600 M. Mit-
gliederbeiträge, die Ausgaben 6400 M. Das Vermögen am
1. Jan. 1889 4715 M.

P. Brunn. Der Jahresbericht des Malirisehen Gewerbe-
museums für 1888/89 giebt in umfassender Weise und über-
sichtlicher Anordnung genaue Auskunft über die Entwick-
lung des Instituts. Danach wurde die Sammlung um 265
Nummern vermehrt, welche sich auf fast alle Abteilungen
verteilen. Der heutige Bestand beträgt 6739 Objekte unter
6576 Inventamummern. — Die Bibliothek erfuhr einen Zu-
wachs von 191 Nummern; sie zählt zur Zeit 1938 Werke.
Der Besuch der Sammlungen betrug 1888 47177 Personen,
1889 dagegen aus Anlass der Kaiserjubiläumsausstellung
105221 Personen. Die Bibliothek wurde 1888 von 5190 Per-
sonen besucht. Vorlesungen fanden 1888 20 statt vor
3314 Zuhörern. Die Zahl der Gönner des Museums, welche
demselben ausserordentliche, zum Teil recht erhebliche Zu-
wendungen gemacht haben, nimmt fortwährend zu: so wur-
den dem Museum in den letzten sieben Jahren allein bar
— ohne die geschenkten Kunstgegenstände — 102000 Gulden
zugeführt! Durch die Erweiterung des Gebäudes sind die
Verwaltungskosten sehr erheblich gestiegen, so dass die
laufenden Einnahmen nicht mehr zur Deckung der Ausgaben
hinreichen. Sicher werden sich wie bisher Freunde des In-
stitus finden, die ihm neue Einnahmequellen eröffnen.

Basel. Der Bericht der Kommission für das Gewerbe-
museum 1889 beklagt — wie alle Berichte über ähnliche
Institute — zunächst den Mangel an geeigneten Räumen
und den Aufschub des projektirten Neubaues. Die Erwer-
bungen für die Mustersammlung waren nicht allzu zahlreich,
dagegen hat die Bibliothek bedeutende Vermehrungen er-
fahren, durch Ankäufe sowohl als Geschenke. Die Frequenz
des Instituts belief sich im Ganzen auf 2986 (!) Personen,
die Ausgaben auf nahe 18000 Fr., so dass jeder Besucher dein
Institute 6 Fr. kostet!

R. Die Verwendung der Miinxe in der Dekoration. In
der Zeitschrift für Numismatik (herausgegeben von A. v.

Sallet. Bd. XVII, S. 198) veröffentlicht E. A. Stüchelberg
unter obigem Titel einen Aufsatz, dem wir folgendes als für
die Leser unseres Blattes von Interesse entnehmen. Die an-
tiken Münzen bilden einen in allen Kulturstaaten Europas
massenhaft noch erhaltenen Überbleibsel und Bestandteil
der Kunst des Altertums. Als solche haben sie sich, insbe-
sondere die römischen Münzen mit den Kaiserköpfen, einer
ausgedehnten Verwendung in der Plastik der Renaissance er-
freut. Gemmen- und Stempelschneidern, Bildhauern und Ar-
chitekten boten sie willkommene Muster. Vor allen ist es
die Goldschmiedekunst, welche die Münze oder Medaille aus-
giebig verwendete. Besonders üblich war im Altertum der
Brauch, Münzen aus edlen Metallen an Stelle von Gemmen
an Ringen zu tragen. Ferner setzte man ganze Armspangon
daraus zusammen, man verwendete sie als Einsatz an Gür-
teln, Spangen, Gefässen, als Brust- oder Halsschmuck. Auch
die Zeit nach der Völkerwanderung wusste die Münze als
Zierat zu schätzen; das bezeugen die Votivkronen der West-
goten und die Siegelringe der Franken. Selbst die Könige
trugen ein Halsband von gehenkelten oder durchbohrten
Münzen. Viel weitere Ausdehnung fand die Verwendung
der Münzen im späteren Mittelalter und in der Renaissance.
Sie wurden eingelassen in alle Arten von Geräten kirchlicher
und weltlicher Bestimmung oder angehängt. Vergoldete
Brakteate wurden auf Prunkgewändern aufgenäht oder als
Votivgegenstände an Monstranzen gehängt. Im 17. und 18.
Jahrhundert wurden in der Schweiz die „Batzen" mit Stielen
versehen und zu Löffeln umgewandelt, römische Grossbronzen
und Paduaner, mit Reifen umgeben, zu Brettsteinen benutzt.
Entzweigeschnittene und gehöhlte Thaler dienten zur Auf-
nahme von Miniaturgemälden, Porträts oder Wappenbildern.
Im Schwarzwald mussten Goldgulden und Dukaten die Rolle
von Knöpfen an den Sonntagskleidern der reichen Bauern
vertreten, was noch heute Brauch ist. Aber auch die Re-
produktion durch Abdruck oder Abguss wurde dekorativ ver-
wandt. Schon die Thonwarenindustrie des Altertums kannte
diese Verwendung, wie die Thonlampen der Römer bezeugen,
auf deren Oberseite ein Aureus oder Denar abgedrückt ist.
Ebenso findet man Abdrücke auf den Gefässen der deutschen
Steingutfabrikation. Ebenfalls nur als Dekoration und nicht
als Datirung sind die Münzabdrücke auf Glocken, wo sie
meist als Interpunktion, seltener isolirt auftreten. Der heu-
tige Gebrauch von Münzen und Medaillen als Orden, Ber-
lockes u. s. w., der bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, ist
bekannt.

Die Firma J. M. Heberle (Lempertz Söhne) in Köln
versteigert vom 20.—22. Oktober die reiche kunstgewerbliche
Sammlung des verstorbenen Strassburger Dombaumeisters
August Hortet, Sie umfasst Möbel, Töpfereien, Bronze-,
Eisen- und Zinnarbeiten, Gläser und Glasmalereien, Minia-
turen, Gemälde, Schnitzereien u. s. w. Von dem hohen
Wert der Sammlung geben die zwölf Lichtdrucke des Ka-
talogs eine Vorstellung, welche vor allen Dingen reich an
kostbaren geschnitzten Möbeln ist. Wertvoll sind ferner die
Töpfereien, Siegburger, Raerener und nassauischen Fabrikate.
Unter den Eisenarbeiten finden wir eine gewählte Samm-
lung von Schlüsseln, unter den Zinnarbeiten Schüsseln von
reichster Arbeit. Die ganze Sammlung umfasst 453 Nummern.

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