UNGARISCHE FAYENCEN UND TÖPFERWAKEN.
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werbemuseum besitzt einen Ofen aus dem Jahre 1773,
auf dem ein Teil der Kacheln genau dasselbe Orna-
ment trägt. In welcher Art die Siebenbürger Töpfer
ihre eigenen Motive verschmolzen mit denen zu ihnen
allmählich auch hin gelangenden Renaissancemotiven,
zeigt Figur No. 4. Diese Ofenkachel ist unglasirt
Fig. 3. Ofenkachel.
Siebenbiirgische Arbeit. Ende 16. Jahrh.
und mit Flimmerplättchen belegt. Dieselbe gehört
dem Anfange des 17. Jahrhunderts an. Schliesslich
zeigt uns noch Figur No. 4 a ein in Ungarn im
18. Jahrhundert sehr volkstümliches und verbreitetes
-'uro,
Fig. i. Ofenkachel.
Siebenbiirgische Arbeit. 17. Jahrh
Motiv. Dargestellt ist ein rauchender Huszär, vor
ihm und hinter ihm eine Zwiebeltulpe. Diese Kachel
ist ebenfalls unglasirt und mit Flimmerplättchen
belegt.
Viel grösseres Interesse erregen aber die Ge-
fässarbeiten. Die Arbeiter der Fayencegefässe
gehörten auch in Ungarn einer selbständigen In-
nung an. Während nämlich die Ofenkacheln in den
Bereich der Töpferzunft gehörten, gehörten die Ge-
fässe in den Bereich der „Krüglerzunff oder „Weiss-
geschirrmacher". Wie in allen anderen gewerblichen
Arbeiten, und auch bei den Fayencearbeiten sind
Nordungarn und Siebenbürgen die Hauptstätten des
Gewerbefleisses.
Unter den nordungarischen Fayencearbeiten neh-
men die hervorragendste Stelle ein die sogenannten
., Habaner-Fay encen".
In Nordungarn, speziell in den an Niederöster-
reich und Mähren angrenzenden Komitaten Pressburg,
Neutra und Trentschin, wohnt ein kleiner Volks-
stamm, der sich schon seit Jahrhunderten fast aus-
schliesslich mit industriellen Arbeiten beschäftigt.
^ISbw^iift" "L •~'i" °r"^'~"
Fig. 4a. Ofenkachel.
Siebenbiirgische Arbeit. 18. Jahrb.
Es sind das die „Habaner." Trotzdem dieselben
sprachlich sich der dort ansässigen slawischen
Bevölkerung vollkommen assimilirt haben, hat sich
ihr Name auch im Volksmunde noch immer erhalten
und zeichnen sie sich noch immer vor den eigent-
lichen Slowaken durch ihre industrielle Begabung und
Thätigkeit aus. Die Abstammung dieses interessanten
Völkchens war lange Zeit hindurch sehr dunkel. Die
einen hielten sie für eingewanderte Holländer
andere wieder für Thüringer, aber erst durch die
allerneuesten Forschungen ist über ihre Herkunft
Klarheit geschaffen worden.
Im Jahre 1527 wurden auf Veranlassung des
Olmützer Bischofs Stanislaus Turzö von Ferdinand I
die Anabaptisten aus Mähren vertrieben und zo^en
nachdem sie auch in den übrigen österreichischen
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werbemuseum besitzt einen Ofen aus dem Jahre 1773,
auf dem ein Teil der Kacheln genau dasselbe Orna-
ment trägt. In welcher Art die Siebenbürger Töpfer
ihre eigenen Motive verschmolzen mit denen zu ihnen
allmählich auch hin gelangenden Renaissancemotiven,
zeigt Figur No. 4. Diese Ofenkachel ist unglasirt
Fig. 3. Ofenkachel.
Siebenbiirgische Arbeit. Ende 16. Jahrh.
und mit Flimmerplättchen belegt. Dieselbe gehört
dem Anfange des 17. Jahrhunderts an. Schliesslich
zeigt uns noch Figur No. 4 a ein in Ungarn im
18. Jahrhundert sehr volkstümliches und verbreitetes
-'uro,
Fig. i. Ofenkachel.
Siebenbiirgische Arbeit. 17. Jahrh
Motiv. Dargestellt ist ein rauchender Huszär, vor
ihm und hinter ihm eine Zwiebeltulpe. Diese Kachel
ist ebenfalls unglasirt und mit Flimmerplättchen
belegt.
Viel grösseres Interesse erregen aber die Ge-
fässarbeiten. Die Arbeiter der Fayencegefässe
gehörten auch in Ungarn einer selbständigen In-
nung an. Während nämlich die Ofenkacheln in den
Bereich der Töpferzunft gehörten, gehörten die Ge-
fässe in den Bereich der „Krüglerzunff oder „Weiss-
geschirrmacher". Wie in allen anderen gewerblichen
Arbeiten, und auch bei den Fayencearbeiten sind
Nordungarn und Siebenbürgen die Hauptstätten des
Gewerbefleisses.
Unter den nordungarischen Fayencearbeiten neh-
men die hervorragendste Stelle ein die sogenannten
., Habaner-Fay encen".
In Nordungarn, speziell in den an Niederöster-
reich und Mähren angrenzenden Komitaten Pressburg,
Neutra und Trentschin, wohnt ein kleiner Volks-
stamm, der sich schon seit Jahrhunderten fast aus-
schliesslich mit industriellen Arbeiten beschäftigt.
^ISbw^iift" "L •~'i" °r"^'~"
Fig. 4a. Ofenkachel.
Siebenbiirgische Arbeit. 18. Jahrb.
Es sind das die „Habaner." Trotzdem dieselben
sprachlich sich der dort ansässigen slawischen
Bevölkerung vollkommen assimilirt haben, hat sich
ihr Name auch im Volksmunde noch immer erhalten
und zeichnen sie sich noch immer vor den eigent-
lichen Slowaken durch ihre industrielle Begabung und
Thätigkeit aus. Die Abstammung dieses interessanten
Völkchens war lange Zeit hindurch sehr dunkel. Die
einen hielten sie für eingewanderte Holländer
andere wieder für Thüringer, aber erst durch die
allerneuesten Forschungen ist über ihre Herkunft
Klarheit geschaffen worden.
Im Jahre 1527 wurden auf Veranlassung des
Olmützer Bischofs Stanislaus Turzö von Ferdinand I
die Anabaptisten aus Mähren vertrieben und zo^en
nachdem sie auch in den übrigen österreichischen