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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Diner, Joseph: Ungarische Fayencen und Töpferwaren, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0037

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UNGARISCHE FAYENCEN UND TOPFERWAREN

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Wir kennen eine ganze Reihe datirter Habaner- kums. Der Hirsch (ein sehr häufiges Motiv; es stellt

arbeiten aus den Jahren 1666 — 1820. Nebst dem nämlich das Wappen der fürstlich Palffyschen Fa-

Rlumendekor werden oft architektonisches Dekor milie dar, welche die Grundherrlichkeit über den

verwendet und auch figuralisches Motiv, Tiere und grössten Teil der Habaneransiedelungen hatte) ist

Menschen. Das Blumendekor ist niemals in rein gelb, während die Rosen blau, die Tulpen grün und

ungarischer Weise stilisirt. die Tausendschönchen violett sind. Nur geben die

Ein sehr interessantes violettes Stück befindet Habaner dem Dekor eine leichte Stilisirung. Aber

sich in der technologischen Sammlung des Buda- nur dann, wenn sie rein ungarische Motive verwen-

pester Polytechnikums. Es ist eine sechseckige hohe den, so z. B. auf dem ausserordentlich schönen unter

Kanne mit violetter Dekoration. Das Stück trägt Figur Nr. 7 dargestellten Teller aus der technolo-

das Datum 1680 und den Namen Michel Habe!, gischen Sammlung des Polytechnikums.
Auf vier Seiten sehen wir Blumendekor, lange Sten- b.) Slowakische Fayencen,

gel, .an denen verschiedene Blumen und Blätter em- Den eigentlichen Habanermajoliken zunächst

porwachseu, in den erwähnten vier P'arben gemalt steht ein Typus den wir am besten als slowakisch

Fig. 7. Habaner Majolika-Teller. 18. Jahrh.

mit überwiegendem Violett. Auf der fünften Seite
ist ein anabaptistischer Tempel ohne Turm, und auf
der sechsten Seite eine Moschee und ein Minaret
gemalt rein in Violett.

Zur selben Art gehört auch die unter Figur
Nr. 5 abgebildete Kanne aus der Sammlung des
Budapester Kunstgewerbemuseums. Gleich hier be-
merken wir eine Abweichung von den spezifisch
ungarischen Arbeiten. Sowohl die Figuren als die
Blumen sind durchaus naturalistisch gezeichnet. Es
ist das für alle Habanerarbeiten charakteristisch.
Eigentümlich ist nur, dass die naturalistischen For-
men stets in ganz widernatürlichen Farben erscheinen.
So bei dem schönen Kruge Figur Nr. 6 aus der tech-
nologischen Sammlung des Budapester Polytechni-

Fig. 8. Zunftkriig. Majolika.
Slowakische Arbeit. 1749.

bezeichnen. Es sind zumeist Krüge, seltener Teuer,
mit Zunftemblemen und grösstenteils auch mit slo-
wakischen Aufschriften versehen. Wir haben datirte
Stücke aus dem Jahre 1799 bis ins 19. Jahrhundert
bei denen der Typus sich unverändert erhalten
hat. Die Stücke haben eine weisse Bleiglasur und
das Dekor ist in denselben vier Farben — Gelb,
Blau, Grün, Violett — gemalt wie bei den Habanern.
Die Farben sind jedoch viel greller. Anders geartet
sind die Blumen. Dieselben sind ein wenig stilisirt
aber nicht in ungarischer Manier, sondern ähnlich
den Blumendekorationen auf mährischen und böh-
mischen Fayencen. Ein sehr schönes Exemplar ist
der dem Budapester Kunstgewerbemuseum ange-
hörende Zunftkrug Figur Nr. 8. Derselbe trägt eine
 
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