UNGARISCHE FAYENCEN UND TOPFERWAREN.
31
d-) Fayencen in der Manier des Jesuitenporzellans.
Bekannt sind jene chinesischen, ganz weissen
Porzellanservice, welche europäische Wappen oder
Namen tragen. Im Handel kommen sie auch unter
dem Namen „Jesuitenporzellan" vor. Es sind das
chinesische Arbeiten, die von den holländischen
Zwischenhändlern, häufig aber auch von den Jesuiten-
missionären in China für Europäer bestellt wurden,
wobei die Chinesen die mitgebrachte Zeichnung eines
europäischen Wappens oder Namens auf dem Por-
zellan anbrachten.
Das Kunstgewerbe-
museum besitzt nun
eine ganze Reihe von
Imitationen solcher Ar-
beiten in ungarischer
Fayence. Die Zinngla-
sur ist sehr weiss, und
die Teller oder Schüs-
seln, (Krüge sind selten)
tragen am Rande oder
in der Mitte das Wap-
pen oder den Namen.
Manchesmal findet man
statt dessen auch eine
kleine Blume oder einen
Strauss innerhalb eines
Rahmens. Die vor-
herrschende Farbe ist
lichtblau. Diese Arbei-
ten sind fast durchweg
datirt und stammen aus
der Zeit um 1700. Über
den Fabrikationsort
dieser Fayencen bin ich im unklaren. Doch weist
der holländische Einfluss, so wie die gleiche Glasur
und Farbe, darauf hin, dass dieselben ebenfalls in
dem Zipser Komitate gearbeitet wurden.
e.) Fayencen mit lichtgelber Glasur.
In den verschiedenen Sammlungen begegnen
wir ganzen Serien von lichtgelben Fayencen, die stets
als siebenbürgische Arbeiten bezeichnet werden.
Wirklich findet man auch die meisten derselben
m der Gegend von Kalotaszeg. Doch sind diese
Kalotaszeger Krüge nicht älter als etwa 60 Jahre,
und wir kennen kein Stück, das ein Datum
vor 1830 trägt. Dort in Siebenbürgen werden diese
Arbeiten „Türer Krüge" genannt, was darauf hin-
weist, dass ihnen diese Arbeiten aus dem Westen zu-
gebracht wurden. Bei einer genauen Prüfung habe
ich auch gefunden, dass sich diese lichtgelben Fa-
yencen in zwei Abteilungen scheiden. Bei vollkom-
men gleichbleibender Technik zeigen die einen in
der Dekoration vollkommen den Charakter der „ Ha-
banerarbeiten" oder der „slowakischen Arbeiten",
während die anderen einen ausgeprägt ungarischen
Ornamentationscharakter tragen. Diese ersteren nun
sind westungarische Fabrikate — aus den Habaner-
wolmgebiete — und wurden noch im vorigen Jahr-
hundert gearbeitet, während die letzteren aus diesem
Jahrhundert sind und
im ungarischen Tief-
lande gearbeitet wer-
den. Figur 11 zeigt
uns einen diesem Typus
angehörenden Teller
mitKrug.Deraus einem
Blumenkorbe heraus-
wachsende Strauch mit
verschiedenen Blumen,
die halb naturalistisch
halb stilisirt sind, sowie
ringsumlaufende Re-
naissancelambrequins
erinnern an die Haba-
nerarbeiten (s. Figur 7).
Überdies trägt der
Teller das Monogramm
S T, welches in dieser
Form auf Stampfen bei
Pressburg als Fabrika-
tionsort deutet. End-
lich besitzt das tech-
nologische Museum des Polytechnikums einen in Press-
burg gekauften grossen bauchigen Krug von gleicher
Technik, der aber in seiner Dekoration vollkommen
den schon erwähnten slowakischen Zunftkrüo-en
gleicht. (Siehe Figuren 9 und 10.) Derselbe trägt
das Datum 1782 und die Embleme der Schusterzunft.
In einer deutschen Inschrift auf dem Kruge ist ge-
sagt, dass derselbe hinauf nach Marchek gehöre
(Marchegg liegt in Niederösterreich). Diese deutsche
Inschrift enthält übrigens ungarische Worte und
die deutschen Worte nur in fremdsprachiger Ver-
ballhornung. (So z. B. ist der Krug genannt „Zeh-
Krug". Zunft heisst aber ungarisch czeh — sprich
zeh.)
Fig. li. Teller und Krug. Majolika. Norilimgarisclie Arbeit. 18. Jahrh.
31
d-) Fayencen in der Manier des Jesuitenporzellans.
Bekannt sind jene chinesischen, ganz weissen
Porzellanservice, welche europäische Wappen oder
Namen tragen. Im Handel kommen sie auch unter
dem Namen „Jesuitenporzellan" vor. Es sind das
chinesische Arbeiten, die von den holländischen
Zwischenhändlern, häufig aber auch von den Jesuiten-
missionären in China für Europäer bestellt wurden,
wobei die Chinesen die mitgebrachte Zeichnung eines
europäischen Wappens oder Namens auf dem Por-
zellan anbrachten.
Das Kunstgewerbe-
museum besitzt nun
eine ganze Reihe von
Imitationen solcher Ar-
beiten in ungarischer
Fayence. Die Zinngla-
sur ist sehr weiss, und
die Teller oder Schüs-
seln, (Krüge sind selten)
tragen am Rande oder
in der Mitte das Wap-
pen oder den Namen.
Manchesmal findet man
statt dessen auch eine
kleine Blume oder einen
Strauss innerhalb eines
Rahmens. Die vor-
herrschende Farbe ist
lichtblau. Diese Arbei-
ten sind fast durchweg
datirt und stammen aus
der Zeit um 1700. Über
den Fabrikationsort
dieser Fayencen bin ich im unklaren. Doch weist
der holländische Einfluss, so wie die gleiche Glasur
und Farbe, darauf hin, dass dieselben ebenfalls in
dem Zipser Komitate gearbeitet wurden.
e.) Fayencen mit lichtgelber Glasur.
In den verschiedenen Sammlungen begegnen
wir ganzen Serien von lichtgelben Fayencen, die stets
als siebenbürgische Arbeiten bezeichnet werden.
Wirklich findet man auch die meisten derselben
m der Gegend von Kalotaszeg. Doch sind diese
Kalotaszeger Krüge nicht älter als etwa 60 Jahre,
und wir kennen kein Stück, das ein Datum
vor 1830 trägt. Dort in Siebenbürgen werden diese
Arbeiten „Türer Krüge" genannt, was darauf hin-
weist, dass ihnen diese Arbeiten aus dem Westen zu-
gebracht wurden. Bei einer genauen Prüfung habe
ich auch gefunden, dass sich diese lichtgelben Fa-
yencen in zwei Abteilungen scheiden. Bei vollkom-
men gleichbleibender Technik zeigen die einen in
der Dekoration vollkommen den Charakter der „ Ha-
banerarbeiten" oder der „slowakischen Arbeiten",
während die anderen einen ausgeprägt ungarischen
Ornamentationscharakter tragen. Diese ersteren nun
sind westungarische Fabrikate — aus den Habaner-
wolmgebiete — und wurden noch im vorigen Jahr-
hundert gearbeitet, während die letzteren aus diesem
Jahrhundert sind und
im ungarischen Tief-
lande gearbeitet wer-
den. Figur 11 zeigt
uns einen diesem Typus
angehörenden Teller
mitKrug.Deraus einem
Blumenkorbe heraus-
wachsende Strauch mit
verschiedenen Blumen,
die halb naturalistisch
halb stilisirt sind, sowie
ringsumlaufende Re-
naissancelambrequins
erinnern an die Haba-
nerarbeiten (s. Figur 7).
Überdies trägt der
Teller das Monogramm
S T, welches in dieser
Form auf Stampfen bei
Pressburg als Fabrika-
tionsort deutet. End-
lich besitzt das tech-
nologische Museum des Polytechnikums einen in Press-
burg gekauften grossen bauchigen Krug von gleicher
Technik, der aber in seiner Dekoration vollkommen
den schon erwähnten slowakischen Zunftkrüo-en
gleicht. (Siehe Figuren 9 und 10.) Derselbe trägt
das Datum 1782 und die Embleme der Schusterzunft.
In einer deutschen Inschrift auf dem Kruge ist ge-
sagt, dass derselbe hinauf nach Marchek gehöre
(Marchegg liegt in Niederösterreich). Diese deutsche
Inschrift enthält übrigens ungarische Worte und
die deutschen Worte nur in fremdsprachiger Ver-
ballhornung. (So z. B. ist der Krug genannt „Zeh-
Krug". Zunft heisst aber ungarisch czeh — sprich
zeh.)
Fig. li. Teller und Krug. Majolika. Norilimgarisclie Arbeit. 18. Jahrh.