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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0041

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BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER KUNSTTÖPFEREI.

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und marmorirte Geräte. Letzteres ist wohl auf Fär- Dass diese braune Ware allgemein beliebt und

bung in der Masse zu beziehen; ..lackiert" „lacciert absatzfähig war, beweisst die Gründung ähnlicher
mit Gold" oder „lacciert mit Silber" sind die mit Fabriken, worüber Herr v. Seydlitz in den zweiten
Lackfarben und Gold bemalten Kannen und Krüge. der erwähnten Aufsätze berichtet. Zunächst die
Unter Email kann hier natürlich nur sog. kaltes Fabrik in Platte (b. Brandenburg a. d. Havel), über
Email, also Bemalung mit Lack- oder Ölfarben die auch anderweitig Nachrichten vorhanden sind1),
verstanden werden, ein Dekor, der uns oft genug Dieselbe wurde nach Versuchen während der Jahre
namentlich auf Reliefs an Böttgergefässen begegnet. 1708 — 1710 von dem Minister von Görne, dem Er-
Dagegen blieb die Herstellung des weissen bauer des dortigen Schlosses, 1713 durch einen aus
Porzellans hinter den Erwartungen zurück. 1710 Meissen entlaufenen Arbeiter Kempe gegründet; auch

zog der Besitzer
Goldschmiede aus
Augsburg heran,
wohl als Model-
leure. Im ganzen
waren 34 Arbeiter
thätig. Seit 1714
wird ein David Pen-
newitz als Direktor
erwähnt. Man fer-
tigte allesMögliche:
Faience, braunes
und schwarzes

„Porzellan" (also
Böttgerware) in
verschiedensten ■
Formen und Verzie-
rungen, auch Figu-
ren, matt und glän-
zend, mit Reliefs
und Schliff, farbig
dekorirt und ver-
goldet, also ganz
wie in Dresden.
1715 trat J. G.
Mehlhorn als drit-
ter Teilhaber ein.
der nach meiner
Quelle die Fabri-

wurden zwar dem
König vier Stück
weisses Porzellan
vorgelegt, doch
sind das, wie aus
der geringen Zahl
erhellt, offenbar
Probestücke ge-
wesen. Zur Oster-
messe 1715 erst
wurde eine grössere
Anzahl weissen
Porzellans, kleine
Stücke fertig und
kamen in den Han-
del. Leider fehlte
es zu einem rich-
tigen Betriebe fort-
während an Ka-
pital, so dass das
ganzeünternehmen
eigentlich nur so
hinvegetirte: nicht
einmal die Beam-
ten wurden regel-
mässig bezahlt.
Nachdem seit 1710
hin und wieder
der Blaumalerei als

Porzellanhumpeu mit Oold-Beliefzierat. Meissen (?) Anfang des 18. Jalirh.

Proben gedacht wird, erhält der König 1717 die kation des weissen Porzellans einführte, nach den
ersten Schälchen in blauem Porzellan. Die völlige Dresdener Akten jedoch schon nach vier Tagen
Ausbildung der Malerei mit Kobalt lallt jedoch erst wieder nach Sachsen kam und berichtete, dass in
nach 1719, Böttgers Todesjahr, woraus sich die Plaue Masse und Ofen gut seien, dass man aber
wichtige Thatsache ergiebt, dass' keine Marke unier weder schwarze Glasur noch weisses Porzellan her-
der Glasur vor das Jahr 171.9 fallen kann — eine bei zustellen verstehe. Mehlhorn hat hier also entweder
der heutigen Fälschung wohl zu beachtende That- eine zweideutige Rolle gespielt oder eine der Nach-
sache, richten ist falsch. Da aber bei Sybel ausdrücklich
Übrigens stand laut einem eingehenden Bericht berichtet wird, dass die Arbeiter in Plaue 1716 auf
noch im genannten Jahr (1719) die Herstellung des

„roten Porzellans" im Vordergrunde; man löste in der x) j K SljM: Von der Poi.zel]anmanufaktm. m piane

Messe über 1000 Thaler aus dem Verkauf desselben, in Biester, neue Berliner Monatsschrift 1811. Bd. 26. S. 194.

Kunstgewerbeblatt. N. F. II. 5
 
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