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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0048

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KLEINE MITTEILUNGEN.

Karlsruhe — Der Badische Kunstgewerbeverein hielt am
26. Oktober seine Generalversammlung ab. Der bisherige
Vorstand und die ausscheidenden Ausschussmitglieder wur-
den wieder gewählt. Der Verein besteht fünf Jahre, hat zur
Zeit 007 Mitglieder, davon 232 aus Karlsruhe, 340 aus dem
übrigen Baden, 29 aus dem übrigen deutschen Reich und 6
im Auslande. Im Winter wurden wie alljährlich mit Vor-
trägen und Ausstellungen verbundene Monatsversammlungen
abgehalten und im Mai fand ein Ausflug nach Heidelberg
und Schwetzingen statt. Die Mitglieder erhalten das Kunst-
gewerbeblatt als Vereinssclirift zugestellt; aus den über-
zähligen Exemplaren wurde eine Anzahl als Schülerpreise
gestiftet. Dem Bericht über die innere Vereinsthätigkeit
und den Leipziger Verbandstag folgte Rechnungsnachweis
für das abgelaufene und der Voranschlag für das kommende
Vereinsjahr. Die Einnahmen betrugen 5937 M., die Aus-
gaben 5520 M., somit Überschuss 417 M. Für das neue
Vereinsjahr sind die Einnahmen auf G350 M.. die Ausgaben
auf 6100 M. vorgesehen. Der Vermögensstand (ohne Inventar)
beläuft sich dermalen auf 4547 M.

Für das Jahr 1891 ist eine Wettbewerbung für Fächer
und Fächerteile in Aussicht genommen. Mit der Ausstellung
der Konkurrenzarbeiten soll eine allgemeine deutsche Fächer-
ausstellung verbunden werden. Ausser Fächern sollen Auf-
nahme finden: Kassetten, Büchsen, Dosen, Nippsachen, Reise-
bestecke , Kämme, Stock- uni Schirmgriffe und ähnliche
Dinge aus Elfenbein, Bein, Hörn, Schildpatt, Perlmutter,
Bernstein u. s. w. Zur Erlangung dieser Dinge werden die
öffentlichen und privaten Sammlungen angegangen werden
und sollen in den grösseren Städten Vertretungen und Sammel-
stellen errichtet werden. Als Termin der Ausstellung ist die
Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni vorgeschlagen. Die her-
vorragenden Gegenstände der Wettbewerbung sowie der Aus-
stellung sollen in einem besonderen Werke veröffentlicht
werden. Beide Unternehmen werden vom Verein geleitet
und auf Rechnung übernommen; für beide hat Herr 6". J.
Rosenberg in Karlsruhe namhafte Beträge zur Verfügung ge-
stellt. Bei der Wettbewerbung werden ein Ehrenpreis I. K. II.
der Grossherzogin und Geldpreise im Gesamtbetrag von 2200 M.
zur Verteilung kommen.

Ein weiterer Punkt der Tagesordnung war dem neu-

errichteten Kunstgewerbemuseum gewidmet. Dasselbe wurde
aus Anlass der Generalversammlung eröffnet und ist nun-
mehr mit Ausnahme von Montag und Sonnabend täglich für
jedermann zugänglich. Es verdankt seine Entstehung dem
Vorgehen des Kunstgewerbevereins, beziehungsweise seiner
Vorsitzenden, Dir. Götx, und Prof. M. Rosenberg. Die An-
stalt ist als ein Teil der Grossherzog]. Kunstgewerbeschule
staatlich übernommen und dem Ministerium des Innern unter-
stellt. Die Sammlung setzt sich zusammen aus den bisheri-
gen Erwerbungen der Schule, aus den Überweisungen der
Grossherzog]. Landesgewerbehalle, aus den Stiftungen von
Seiten des Kunstgewerbevereins und der Privatpersonen, die
bis jetzt ca 28000 M. betragen, und aus den leihweise über-
lassenen Gegenständen. Für die Einrichtung, Erhaltung und
Vergrösserung sind staatliche Mittel eingestellt, ausserdem
kommen hiefür die jährlichen Beiträge der Stadt Karlsruhe,
des Kunstgewerbe Vereins, des Karlsruher Gewerbevereins und
verschiedener Mitglieder zur Verwendung.

Nachdem der Vorsitzende allen gedankt, die sich um
den Verein, insbesondere um das Kunstgewerbemuseum ver-
dient gemacht haben, und nachdem die Versammlung S. Exe.
den Staatsminister Dr. Turban zum Ehrenmitgliede ernannt
hatte, schloss die Generalversammlung mit der üblichen ge-
selligen Vereinigung bei gemeinsamem Mahl. F. S.

Zu der Farbentafel. Die beiliegende Farbentafel giebt
in Originalgrösse die Vorderseite eines Prachtbandes wieder,
der vor zwei Jahren in den Besitz des Kunstgewerbemuseums
zu Köln gelangt ist. Das Material ist rotbraunes Maroquin
leder, die Bandstreifen, durch welche sich zierliche Ranken
mit Blattwerk in Handvergoldung schlingen, sind aufgemalt.
Diese Ranken waren ursprünglich versilbert, sind aber heute
schwarz geworden. Der Löwe von S. Marco im ovalen
Mittelfeld zeigt, dass wir einen im Auftrag der Republik
Venedig gefertigten Band vor uns haben, wie der Inhalt, auf
Pergament geschriebene Instruktionen für ii-gend einen Be-
amten der Republik, bestätigt. —■ Der Rücken in sechs durch
die hochliegenden Bände gebildeten Feldern zeigt goldenes
Blattwerk auf punktirtem Grund. Der Goldschnitt zeigt keine
Verzierungen. Die Rückseite ist der Vorderseite völlig gleich,
nur enthält das Mittelfeld die Jahreszahl 1580.



1 R$m^.



Malerei vom Plafond des Speise- und Konzertsaales
in der deutsch-nationalen Kunstgewerbeausstellung München 1888.


 
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