UNGARISCHE FAYENCEN UND TÖPFERWAREN.
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deutschen Inschriften. Die Zeichnungen verraten eine
sehr sichere Hand, und erinnern oft an die überzogenen
rhodischen Vasen, wie z. B. bei dem Kruge von
1S00 unter Figur 19. Die Ornamentation ist stets
sehr einfach und stark naturalistisch (Fig. 16—19).
b) BlaueEngobefayencen mitReliefdekor.PätesurPäte.
Die Fayencen dieser Technik sind viel älter,
denn ich kenne ein Stück in der technologischen
Sammlung des Polytechnikums, welches das Datum
1736 trägt. Die Herstellungsart ist folgende. Das
rote poröse Grundmaterial wird genau wie bei dem
früheren Typus mit einer weißen und einer blauen
net. Die Herstellungsart ist folgende. Das poröse
rote Grundmaterial wird mit einer sehr dünnen
weißen Engobeschicht überzogen. Auf diese Engobe-
schicht wird das Dekor aufgetragen in einem sehr
schwerflüssigen kobalthaltigen Glasflüsse; darüber
kommt dann die sehr dünne durchscheinende, aber
dennoch unreine Bleiglasur, und dann erst wird das
Stück gebrannt. Da nun das Grundmaterial durch
die dünnen Schichten durchscheint, bekommt das
Ganze entweder einen sehr warmen rauchigen Ton
oder einen gelblich weißen Ton mit einem präch-
tigen Schimmer. Zu dieser Grundfarbe harmonirt
ausgezeichnet das tiefe dunkelblaue Dekor. (Nur
Fig. 18. Siebenbürger Sgraffito-Jlajolika. 1799.
Engobeschicht übertragen. Wenn dann auch die
blaue Engobeschicht getrocknet ist, wird darauf das
Dekor in weißem Thon — also Pate sur Pate —
aufgetragen, oder auch in einem anders gefärbten
blauen Thone. Manchesmal wird das aufgetragene
Thondekor noch ein klein wenig gelb oder grün
gefärbt. Darüber kommt dann erst die ganz dünne
durchscheinende Glasur, und dann erst wird das
Stück gebrannt. Die Ornamentation bewegt sich
fast nur innerhalb der schon oft erwähnten unga-
rischen Motive.
c) Weiße Engobefayencen mit blauem Reliefdekor.
Die Arbeiten dieser Technik sind zwar zumeist
sehr primitiv, aber durch ihren eigentümlichen
Farbenton und das schwunghafte Dekor ausgezeich-
Kunstgewerbeblatt, N. F. JI.
Fig. 19. Siebenbürger Sgrafftto-Majolika. Um 1750.
bei sehr vereinzelten Stücken fand ich auch ein
wenig Braun im Dekor verwendet.) Die Ornamen-
tation ist sehr einfach und durchaus linear. Nur
manchesmal findet man darauf eine stilisirte Tulpe.
Sie ist mittelst einer unten durchlöcherten Düte auf-
getragen, ganz ähnlich wie die Zuckerbäcker ihre
Tortenverzierungen machen. Figur 20 zeigt uns
einen Krug dieser Gattung aus der Sammlung des
Kunstgewerbemuseums.
Erwähnen will ich hier noch, dass die techno-
logische Sammlung des Polytechnikums eine aus
Siebenbürgen stammende Engobefayence besitzt,
deren Technik und Habitus mit demjenigen der
Thunschen Fayencen vollkommen übereinstimmt.
Nach dem Kostüme der auf diesem Teller vorkom-
menden Dame zu urteilen, stammt das Stück aus dem
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deutschen Inschriften. Die Zeichnungen verraten eine
sehr sichere Hand, und erinnern oft an die überzogenen
rhodischen Vasen, wie z. B. bei dem Kruge von
1S00 unter Figur 19. Die Ornamentation ist stets
sehr einfach und stark naturalistisch (Fig. 16—19).
b) BlaueEngobefayencen mitReliefdekor.PätesurPäte.
Die Fayencen dieser Technik sind viel älter,
denn ich kenne ein Stück in der technologischen
Sammlung des Polytechnikums, welches das Datum
1736 trägt. Die Herstellungsart ist folgende. Das
rote poröse Grundmaterial wird genau wie bei dem
früheren Typus mit einer weißen und einer blauen
net. Die Herstellungsart ist folgende. Das poröse
rote Grundmaterial wird mit einer sehr dünnen
weißen Engobeschicht überzogen. Auf diese Engobe-
schicht wird das Dekor aufgetragen in einem sehr
schwerflüssigen kobalthaltigen Glasflüsse; darüber
kommt dann die sehr dünne durchscheinende, aber
dennoch unreine Bleiglasur, und dann erst wird das
Stück gebrannt. Da nun das Grundmaterial durch
die dünnen Schichten durchscheint, bekommt das
Ganze entweder einen sehr warmen rauchigen Ton
oder einen gelblich weißen Ton mit einem präch-
tigen Schimmer. Zu dieser Grundfarbe harmonirt
ausgezeichnet das tiefe dunkelblaue Dekor. (Nur
Fig. 18. Siebenbürger Sgraffito-Jlajolika. 1799.
Engobeschicht übertragen. Wenn dann auch die
blaue Engobeschicht getrocknet ist, wird darauf das
Dekor in weißem Thon — also Pate sur Pate —
aufgetragen, oder auch in einem anders gefärbten
blauen Thone. Manchesmal wird das aufgetragene
Thondekor noch ein klein wenig gelb oder grün
gefärbt. Darüber kommt dann erst die ganz dünne
durchscheinende Glasur, und dann erst wird das
Stück gebrannt. Die Ornamentation bewegt sich
fast nur innerhalb der schon oft erwähnten unga-
rischen Motive.
c) Weiße Engobefayencen mit blauem Reliefdekor.
Die Arbeiten dieser Technik sind zwar zumeist
sehr primitiv, aber durch ihren eigentümlichen
Farbenton und das schwunghafte Dekor ausgezeich-
Kunstgewerbeblatt, N. F. JI.
Fig. 19. Siebenbürger Sgrafftto-Majolika. Um 1750.
bei sehr vereinzelten Stücken fand ich auch ein
wenig Braun im Dekor verwendet.) Die Ornamen-
tation ist sehr einfach und durchaus linear. Nur
manchesmal findet man darauf eine stilisirte Tulpe.
Sie ist mittelst einer unten durchlöcherten Düte auf-
getragen, ganz ähnlich wie die Zuckerbäcker ihre
Tortenverzierungen machen. Figur 20 zeigt uns
einen Krug dieser Gattung aus der Sammlung des
Kunstgewerbemuseums.
Erwähnen will ich hier noch, dass die techno-
logische Sammlung des Polytechnikums eine aus
Siebenbürgen stammende Engobefayence besitzt,
deren Technik und Habitus mit demjenigen der
Thunschen Fayencen vollkommen übereinstimmt.
Nach dem Kostüme der auf diesem Teller vorkom-
menden Dame zu urteilen, stammt das Stück aus dem
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