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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Diner, Joseph: Ungarische Fayencen und Töpferwaren, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0062

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UNGARISCHE FAYENCEN UND TÖPFERWAREN.

tiefglänzend schwarz, die Ornamentation ist durch-
wegs linear, zumeist spiralförmig und mit der Düte
aufgetragen. Die vorkommenden Farben sind Grün,
Gelb, Schmutzigweiß und Ziegelrot. Es sind lauter
geringere Arbeiten aus diesem Jahrhunderte,
c) Fayencen mit aufgelegtem Eeliefdekor.
Derartige Arbeiten wurden in den verschieden-
sten Teilen des Landes hergestellt, schon im vorigen
Jahrhunderte, und lassen sich kaum nach verschie-
denen Typen unterscheiden. Diese Arbeiten sind zu-
meist dunkel glasirt, grün oder braun. Die Technik
ist die noch heute verwendete. Auf das rohe Gefäß

Städten in Ungarn feinere Fayencearbeiten fabri-
zirt. Doch trotz der großen Masse, trotz der ausge-
dehnten Entwickelung kann ich leider über diese
Arbeiten nicht dasselbe lobende Urteil fällen wie über
die Bauernarbeiten. Wohl haben die verschiedenen
ungarischen Fabriken eine ganze Reihe ausgezeichnet
schöner und technisch vollendeter Fayencearbeiten
geliefert. Doch ermangeln sie allesamt jedweder
künstlerischen Selbständigkeit. Erst in den letzten
dreißig Jahren hat die ungarische Fayenceindustrie
selbständige Fortschritte gemacht sowohl auf tech-
nischem als auch künstlerischem Gebiete. Die gesamte

Fig. 27. Majolikateller. Stampfener Arbeit. Anfang IS. Jahrh.

Fig. 28. Majolikakrug. Stampfener Arbeit
Anfang 18. Jahrh.

wird das Reliefmedaillon, welches in der Form gepresst
worden ist, aufgeklebt, dann kommt die Glasur dar-
über. Figur 21 zeigt uns einen interessanten Krug
dieser Technik aus der Sammlung des Kunst-
gewerbemuseums, der das Datum 174S trägt. Der
Bauch des grünglasirten Gefäßes ist durch Relief-
linien in Felder geteilt, welche ausgefüllt sind mit
Engelsköpfen, Löwen, die unter einem Baume sitzen,
und mit Rosen. Besonders hübsche derartige Arbeiten
werden in Sarospatak gearbeitet.

IV. Ungarisch/' Kimstfayencen.
Schon seit Mitte des vorigen Jahrhundertes
wurden in einer außerordentlichen großen Anzahl von

ältere Fayenceindustrie ist daran gescheitert, dass
sie es verschmäht hat, an die so zahlreich vorhan-
denen gesunden Volkstraditionen anzuknüpfen, und
bloß wähl- und ziellos ausländische Fayence- und
Porzellanarbeiten nachgemacht hat.

Die archivalischen Quellen bezüglich der unga-
rischen Fayenceindustrie sind bisher noch durchaus
unbenutzt geblieben. Das Wenige, das ich hier mit-
teilen kann, verdanken wir den gelegentlichen For-
schungen des Herrn Petrik, Professor der Techno-
logie an der Budapester höheren Gewerbeschule.

Was ich von den Holitscher Arbeiten sagen
werde, gilt im großen und ganzen auch von den
 
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