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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Das Kunstgewerbemuseum in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0078

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DAS KUNSTGEWERBEMUSEUM IN KARLSRUHE.

Auch verschiedene bemerkenswerte Ankäufe wurden
gemacht. Als ein besonders guter Erwerb ist der
Ankauf der keramischen Samm-
lung Krauth in Frankfurt a. M.
zu nennen, wodurch das Gebiet
der Keramik mit guten Stücken
bereichert wurde. Überhaupt
ist dieser Teil der Sammlung der
reichhaltigste. Außer schönen
japanischen, persischen, mauri-
schen und italienischen Fayencen
sind noch deutsche Gläser, sowie
einige gute Meißener, Ludwigs-
burger, Frankenthaler Porzellan-
arbeiten zu nennen.

Ein nicht minder wichtiges
und gutvertretenes Gebiet ist
das der Metallarbeiten. Von der
einfachen Roheisenarbeit bis zu
der feinsten Silberarbeit, vom
einfachen Zinnkrug bis zum
reichsten Silberpokal, alle diese
Gattungen haben ihre Vertreter
gestellt. Wir sehen Schmuck-
sachen, dem verschiedensten Ge-
brauche dienend, aus allen Zeiten
und Ländern. In diese Rubrik
entfallen auch die von der Firma
Christone & Co. gefertigten
und von ihr dem Museum über-
lassenen galvanischen Nach-
bildungen alter Metallarbeiten.

Aus dem Gebiet der Textil-
arbeiten sind hauptsächlich
einige gute Spitzen und Sticke-
reien, Stoffe für den profanen und
kirchlichen Gehrauch, echte und
imitirte Gobelins, sowie ältere und
neuere Tapetenmuster zu nennen.
Auch die Holzschnitzerei und
Kleinplastik ist durch einige
gute Stücke vertreten. Auf alle
die einzelnen Stücke näher ein-
zugehen, will ich unterlassen,
bis ein hoffentlich bald erschei-
nender Katalog herausgegeben
ist, an der Hand dessen ich eine
ausführlichere Beschreibung des
Bestandes bringen werde.

Einer großen Bereicherung sieht das Museum
durch die von Seiner königlichen Hoheit dem

Japanischer Korb. Kunstgewerbemuseum in Karlsruhe.
Aufgen. und gez. von K. Maurer. 4/5 natürl. Größe.

stand des Museums

Großherzog angekaufte Sammlung des verstorbenen
Malers Gimbel in Baden-Baden entgegen. Die
allerhöchsten Entschließungen
über diesen Punkt sind noch
nicht bekannt, aber wir glauben
nicht, dass man in der An-
nahme fehl geht, alle Karls-
ruher Sammlungen würden in
der Weise berücksichtigt werden,
dass ihnen jeweils das zugewiesen
wird, was in ihr Sammlungs-
gebiet passt. Die Gemäldegalerie
würde die fünf bis sechs Bilder
erhalten, darunter das Porträt des
Kaisers Maximilian von Strigel,
Ludwig XIV. als Kind, die
Bibliothek, die Manuskripte,
wenn auch nur wenige vor-
handen sind. Die Hauptbestände
aber wären zwischen der groß-
herzoglichen Altertumssamm-
lung und dem Kunstgewerbe-
museum zu teilen.

Außerdem enthält die
Sammlung noch eine Reihe von
Stücken, die in Beziehung zum
großherzoglichen Hause von Ba-
den stehen und zum Teil aus
dem Schlosse zu Baden stammen.
Diese Stücke, sowie eine kleine
Reihe anderer werden voraus-
sichtlich für die Privatsammlung
des Großherzogs ausgeschieden
werden, eine Sammlung, die
wegen Raummangel noch nicht
öffentlich zugänglich ist, aber zu
den interessantesten fürstlichen
Kunstkabinetten gehört.

Zum Schlüsse muss noch
in anerkennenswerter Weise der-
jenigen Herren und besonders
des Vorstands des Museums,
Herrn Direktors Götz, gedacht
werden, die mit größter Auf-
opferung in so kurzer Zeit ein
so bedeutendes Werk geschaffen
haben, dessen Früchte für das
Kunstgewerbe nicht ausbleiben
werden, besonders da der Be-
nunmehr durch die staatliche

Übernahme auf alle Zeiten gesichert ist.

S.
 
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