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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0081

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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Anzahl Motive den Stichen von F. X. Habemiann entlehnt,
einem heute noch etwas unterschätzten Meister, bei dem
viele Handwerker des vorigen Jahrhunderts in die Schule
gegangen sind und heute noch mancher in die Schule gehen
kann. Es ist nicht zu bezweifeln, dass auch diese zweite
Reihe Motive mit der ersten in neuem Gewand ihren Weg
in die Werkstatt finden wird.

Rd. Wiederum liegt ein Band der ,,Bibliotheque de
l'cnseigncment des beaux arts vor, die sich unter der Leitung
von Jules Lecomte immer mehr ihrem Abscbluss nähert: der

vorliegende Band „le costumes en France par Ary Renan"
ist der fünfunddreißigste. Der Verfasser, ein Maler, hat
offenbar umfassende Studien gemacht und bringt im Text ein
reiches Material Illustrationen bei. Das Buch ist eingeteilt
nach den Epochen der französischen Geschichte in 18 Kapitel.
Die ca. 150 Illustrationen sind gleichzeitigen Darstellungen ent-
lehnt und direkt wiedergegeben, nicht umgezeichnet, was ihren
Wert begründet. Ein Register ermöglicht die bequeme Auffin-
dung der technischen Ausdrücke, so dass das Buch als kurzes
Hand- und bequemes Nachschlagebuch auch außerhalb Frank-
reichs mit Vorteil benutzt werden wird.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Z. Bildhauer Jakob Krauth. Am vorletzten Tage des
vergangenen Jahres starb zu Meran der Bildhauer' Jakob
■Krauth, wohlbekannt und hochgeschätzt in weiteren Kreisen
zumal in denen der Kunst und des Kunstgewerbes. Er war
am 4. Juli 1833 in Mannheim geboren. Sein Vater, wie
auch schon sein Großvater, hatten als beliebte Stukkatoren
u- a. im Heidelberger Schloss und in den großherzogl.
Schlössern von Mannheim und Karlsruhe gearbeitet. Er selbst,
der als ältester Sohn seine sechs Geschwister überlebte, wurde
zunächst im väterlichen Geschäft verwendet, begab sich aber
oald nach München, wo er fünf Jahre seiner künstlerischen
Ausbildung widmete und bei seiner natürlichen Begabung,
verbunden mit großem Fleiß, solche Erfolge erzielte, dass er
sich anfangs der sechziger Jahre in seiner Vaterstadt Mann-
heim als Bildhauer niederlassen konnte. Er entwickelte hier
eine vielseitige Thätigkeit mit Arbeiten in Stein, Gips und
Holz, bald auf dem Gebiet des architektonischen Ornaments,
bald auf dem der höheren Kunst, indem er Büsten und Grab-
denkmäler auszuführen hatte. Der Auftrag, im Jahre 1869
in Weinheim das Denkmal des Freiherrn Lambert von Babo
zu entwerfen, führte ihr. in dessen Familie mit seiner künf-
tigen Gattin, einer Tochter aus angesehenem Hause in Danzig
zusammen, mit der ihm seit 1870 durch zwanzig Jahre in
glücklicher Ehe zu leben beschieden ward. Gemeinschaft-
liche größere Reisen nach Wien, Kopenhagen, Holland,
Schweden, Italien, Paris erweiterten seinen Gesichtskreis und
regten sein künstlerisches Schaffen an. an welchem ihn in-
dessen leider allzubald ein tragisches Geschick dauernd ver-
hindern sollte, da ihn seit 1875 ein rheumatisches Leiden
am rechten Arme zur weiteren praktischen Ausübung der
Bildhauerei unfähig machte. Glücklicherweise führte ihn
sein künstlerischer Sinn auf ein anderes verwandtes Feld der
Thätigkeit, das ihm nicht nur wachsende Befriedigung, son-
dern auch die Möglichkeit gewährte, sich in der Öffentlich-
keit dauernde Anerkennung zu sichern. Sein Interesse
Wandte sich jetzt vorzugsweise dem Kunstgewerbe zu. Von
Danzig aus fand er Anknüpfungspunkte mit Spanien; hier
gelang ihm, auf dem Gebiete der textilen Kunst große noch
wenig bekannte Schätze an alten Stoffen, Stickereien und
Spitzen aufzufinden und allmählich eine so interessante und
bedeutende Sammlung solcher Muster zusammenzustellen,
dass das preußische Kultusministerium deren Erwerbung fin-
den Staat veranlasste. Der größere Teil der Sammlung wurde
zur Bildung eines Textilmuseums in Krefeld bestimmt, mit
dessen Errichtung Krauth selbst während [dreier Jahre sich
dort offiziell zu beschäftigen hatte, die Stickereien und
Spitzen fielen dem Berliner Kunstgewerbemuseum zu, bei

dessen feierlicher Einweihung er einst unter den geladenen
Gästen war. Nach dem Tode seines Vaters 1883 siedelte er
nach Frankfurt über. Auch dort beschäftigton ihn kunst-
gewerbliche Interessen mit Vorliebe wieder auf dem textilen
Gebiete. Mit feinem Kunstverständnis sammelte er teils für
sich, teils als hochgeachteter Vertrauensmann für andere,
oder wurde er vielfach wegen seiner ausgedehnten Sach-
kenntnis und seinem sichern Blick bei der Prüfung und
Schätzung kunstgewerblicher Gegenstände aus älterer und
neuerer Zeit zu Rate gezogen. So beschaffte er eine zweite
bedeutende Textilsanmilung mit spanischen Stickereien und
Applikationsarbeiten, welche um 50000 M. von der Baron
Stieglitzschen Zeichenschule in St. Petersburg erworben
wurde, und so war er, zumal in den letzten Jahren, ein
fortwährend treuer und verehrter Berater für die vaterlän-
dischen Institute, die großherzogl. Staatssammlungen und
das Kunstgewerbemuseum, zu deren sachgemäßer und wohl
ausgewählter Bereicherung er wiederholt durch Beschaffung
von Gegenständen und durch sachverständigen Rat in
wohlwollender und uneigennütziger Weise beigetragen hat.
Am 30. Dezember ward seinem thätigen, der Pflege des
Schönen gewidmeten Leben durch den Tod ein Ziel gesetzt,
nachdem ihm eben noch durch die Gnade Seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs ais letzte von ihm dankbar empfundene
Weihnachtsfreude das Ritterkreuz erster Klasse des Zähringer
Löwenordens zu teil geworden war. Die Früchte seiner
Thätigkeit sichern ihm ein dauerndes Andenken. Aber auch
sein persönliches Wesen, sein kindlich bescheidenes Gemüt, zu
dem insbesondere sich die Kinderherzon immer gerne hingezogen
fühlten, sein allezeit gesunder Humor, sein in allen Dingen
feinfühlender Sinn, die Treue gegen seine Freunde und das
auch im Leiden unverdrossene Streben, in der Kunst und dem
Verständnis für dieselbe sich und andere-zu fördern, werden
bei allen, die ihm im Leben nahe traten, unvergessen bleiben.
— Prag. Die für das kommende Jahr 1891 in Pra"
geplante „Allgemeine Landesausstellung" wird als besondere
in sich abgeschlossene Gruppe auch eine retrospektive Aus-
stellung enthalten, in welcher einesteils einzelne Zweige
des Kulturleben in Böhmen speziell, andernteils der Be-
sitz Böhmens an alten Erzeugnissen des Kunstgewerbes __

ohne Rücksicht auf deren Herkunft — zur Ausstellung ge-
langen sollen. Was in Böhmen geschaffen, was sich im
Laufe von Jahrhunderten an hervorragenden Arbeiten frem-
den Ursprunges im heimischen Besitze angesammelt hat, soll
durch diese Ausstellung in sorgfältiger Auswahl und Über-
sichtlicher Anordnung vorgeführt werden, um Einblick in
die eifrige Pflege, welcher sich einzelne Gebiete des Kunst-
 
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