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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Das Hochzeitsgeschenk badischer Städte und Gemeinden an den Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0095

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S4

DAS HOCHZEITSGESCHENK BADISCHER STÄDTE UND GEMEINDEN.

bleme als Kunst, Wissenschaft, Handel und Schiffahrt
die vier Hauptstädte des Landes, Karlsruhe, Frei-
burg, Mannheim und Konstanz
darstellen. Die oberste Bekrö-
nung bildet ein schwebender
Genius mit der Fackel. Dieser
Aufsatz ist aus der Werkstätte
von Hofjuwelier Ludwig Paar in
Karlsruhe hervorgegangen. Die
Figurengruppen wurden von Prof.
H. Volz, die ornamentalen Teile
von Prof. Rudolph Mayer mo-
dellirt, von dem auch die wich-
tigeren Ciselirarbeiten herrühren.

Die beiden kleineren seit-
lichen Aufsätze haben eine Höhe
von 1 Meter. Ihr Fuß ist drei-
teilig mit Muscheln ausgebildet,
zwischen welchen in prächtiger
Modellirung als Wappentiere von
Baden und Nassau Greifen und
Löwen als Schildhalter gruppirt
sind. Der schlanke Schaft der
Aufsätze zeigt inmitten reicher
Ornamente je drei Halbfiguren mit
Kartuschen, auf denen die Ver-
lobungs- und Vermählungsdaten
eingetragen sind. Aus den breit
ausladenden Schalen erheben sich
schmucke Kindergestarten,, welche
Myrtenzweig, Diadem und Braut-
schleier emporhalten. Diese bei-
den Arbeiten sind von Juwelier
Nicolaus Trübner in Heidelberg
angefertigt, während Prof. Mayer
die Modelle lieferte.

Die Girandolen haben eine
Höhe von. 120 cm. Ihr Fuß ist
vierteilig aus Delphinen und
Spangen gebildet, während der
reich dekorirte Schaft wieder ver-
schiedene auf die Vermählung
bezügliche Inschriften und Em-
bleme enthält. Besonders ge-
lungen ist die Kerzenkrone, deren
einzelne Arme von zierlichen Fi-
guren getragen werden. Diese
beiden Teile wurden von Hof-
juwelier Karl Heister in Mann-
heim hergestellt.

Die Stiftungsurkunde bildet ein äußerst farben-
prächtiges von Gölz gemaltes Pergameutblatt, das
in einer von Hofbuchbinder
Ed. Scholl in Durlach ausge-
führten Lederkapsel ruht, deren
zierliche Silberfassung von Cise-
leur Oslermayer in Pforzheim
angefertigt wurde.

Dass ein solches Werk mo-
derner Kunst nur von Zeit zu
Zeit einem auserwählten Kreis
sichtbar sein sollte, konnte ge-
wiss nicht in der Absicht der
hohen Besitzer liegen. Eine der-
artige jahrelange Arbeit sollte
nicht nur bildend auf die un-
mittelbar Beteiligten wirken, son-
dern als reich fließende Quelle
befruchtend auf weite Kreise
Einfluss gewinnen. Mit Geneh-
migung des erbgroßherzoglichen
Paares hat der geniale Erfinder
eine Publikation veranstaltet,
die nicht ein Luxuswerk sein,
sondern bestimmt sein soll,
mustergültige Vorbilder für Me-
tallarbeiten zu bieten.') . Unter
diesem Gesichtspunkt ist die An-
lage des Werkes erfolgt: es ent-
hält neben Gesamtansichten der
einzelnen Teile eine Reihe Ta-
feln mit Einzelheiten, welche hin-
reichend groß und scharf sind,
um nicht bloß für Modellir-
sondern auch Ciselirklassen als
Musterblätter zu dienen. Und so
sei dies schöne Werk, welches
das ganze Unternehmen in treff-
licher Weise zum Abschluss
bringt, allen Freunden deutscher
Kunst, Schulen und Museen warm
empfohlen.

Bekrönung, des großen Tafelaufsatzes

aus dem Silbergeschenk

badischer Städte und Gemeinden.

Entworfen von Direktor H. Götz in Karlsruhe.

1) Das Silbergeschenk badischer
Städte und Gemeinden zur Vermäh-
lung I. K. H. des Erbgroßherzogs
Friedrich und der Erbgroßherzogin
Hilda, entworfen und herausgegeben
von Hermann Götz. — 20 Tafeln
Lichtdruck mit Text. Karlsruhe, A.
Bielefelds Hofbuchhandlung. Licht-
druck v. J. Schober, Karlsruhe.
 
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