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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Schulze, Otto: Das Museo Artistico Industriale zu Rom, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0105

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DAS MUSEO ARTISTICO INDUSTRIALE ZU ROM.

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köpfen und gehörnter Schädelzier, mit naiven Vogel-
gestalten kunstreich an ihren Ausläufern ausge-
schmiedeten Hakeneisen, an denen vorn an langem
Stiel der große Ring herabhängt, saßen oder sitzen
zu Seiten der Fenster, und durch Haken und Ring
schob man, wie es noch heut geschieht, Stangen
oder zog Schnuren zur Aufnahme der für festliche
Gelegenheiten üblichen Dekoration mit bunten Tü-
chern und zum Trockenhängen der Wäsche. Auch
die Ringe zum Anbinden der Pferde und die Fahnen-
<md Fackelhalter, wie sie in Caparra's berühmten
Schöpfungen am Palazzo Strozzi zu Florenz die höch-
sten Triumphe feiern, sind in einfachen Exemplaren
vertreten. Eine kunstreich geschmiedete Arbeit des
17. Jahrhunderts ist
das Wappen eines
Bischofs vom Orden
der Dominikaner,
vermutlich aus der
Familie Orsini, mit
dem Sitz in Fermo,
wie die Wappen-
bilder annehmen
lassen. Kleine Vier-
passgitter an der
Wand rufen uns die
bekannte Einfriedi-
gung der berühmten
Scaligergräber zu
Verona in die Erin-
nerung zurück.

Den folgenden
Raum umziehen

längs der Wände

hohe Vitrinen mit ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
den verschiedenen Erzeugnissen der Keramik gefüllt;
nur ein niederer Glasbehälter bringt noch in einer
Kollektion von Schlüsseln, Schlössern, Beschlägen,
Thürklopfern, Tintenzeugen, einer hübschen eisernen,
reich reliefirten Kassette u. dal. m. einen Anschluss
an das Vorhergegangene.

Als die ersten fesseln wieder eine Fülle zum
Teil bemalter, antiker Thonarbeiten unsere Aufmerk-
samkeit, First- und Stirnziegeln, größtenteils mit weib-
lichen Köpfen oder bärtigen männlichen Satyrköpfen
geziert, Friesstücke und anderes, denen sich aller-
hand Gefäße, Vasen, Schalen und Schälchen an-
schließen. Eine hohe, schwarzgrundige, gehenkelte
Vase mit roter Zeichnung — in zwei Abteilungen
die Toilette der Venus darstellend, ist ein Geschenk
des Baron Adolf Rothschild.

Eine zweite Vetrine hat Porzellanzeug aufge-
nommen; hier hat die ehemalige Jesuitenapotheke
des römischen Kollegs (Collegio Romano) große, alt-
japanische Vasen geliefert, mit Vierfüßlern, Vögeln
nnd Blumen überstreut, in schönem Farbenspiel von
Blan, Rot und Gold auf dem weißen Grund brillirend.
Vereinzelt, vom Fürsten Baldassare Odescalchi dem
Museum zugewiesen, stehen einige Steingutkrüge
flandrischer und deutscher (Kölner) Abstammung mit
Wappen und Kurfürstenbüsten versehen, der eine
mit der Jahreszahl 1597. Daran schließen sich jene
zierlichen Tierfigürchen, Kostümfigürchen und Grup-
pen der Fabriken von Capo di Monte, von Mainz,
altsächsische und alt venezianische Ware, aus der

alten Fabrik von Gi-
nori u. s. w., Tassen,
Schalen, Theekänn-
chen des 18. Jahr-
hunderts von Bueno
Ritiro, von den vor-
erwähnten Japanern,
Chinesen, Sachsen.
Als Wandschmuck
sind zusammengehö-
rige Majolikaplatten,
als Wandbekleidung
oder Bodenbeleg, in
Rahmen aufgestellt.
Die scuola durantina
des 16. Jahrhunderts
ist durch ein reiches
Stück von 1,20 m
auf 0,81 m vertreten,
dessen ganze Höhe
^^^^^^^^^^^^^^^^^ fast die stehende
Figur eines mit dem Beil bewaffneten Kriegers in
reicher Rüstung einnimmt (Unterschrift Scipion).

Von trefflicher Wirkung, wenn auch zuweilen
in etwas greller Farbenzusammenstellung sind die
gesammelten Fliesen persisch-rhodischen Ursprungs
und die maurischen azulejos, da vorherrschend nur
blau auf weiß, weiter blau, grün und rot auf weiß
schön stilisirte Pflanzenmuster und Blattwerk vor-
führend, dort Linienverschlingungen mit Wappen
und Koransprüchen mischend. Auch an Schüsseln
erster Gattung hat die Sammlung reiche Stücke auf-
zuweisen, wobei die italienischen Arbeiten, die Apo-
thekertöpfe und die Schüsseln des 16. und 17.
Jahrhunderts wenig in den Vordergrund treten und
die berühmteren Fabriken nur in wenig und kaum
hervorragenden Exemplaren vertreten, sind.

Mörser von Amadio Moumillon. 1731.
Museo artistico industrielle zu Rom.
 
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