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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0123

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108

BÜCHERSCHAU.

werden ferner Stolpen und dasige Gegend, Eibau,
Ebersbach, Friedersdorf, Oybin, Haynewalde als
sächsische Fabrikorte für Damastweberei erwähnt,
ebenso die preußischen Orte Landeshut, Schmiedeberg
(1744) und das österreichische Warnsdorf etc. Nach
diesen Orten waren trotz des Verbotes ab und zu
sächsische Weber ausgewandert. In Dresden wurde
1576 die Weberinnung gezwungen, einen Leinen-
weber aufzunehmen, „weil er die arth uf damaschken
zu wircken erstlich gegen Dressden brachte,welches kein
meister bisshero doselbst ins Werck richten können."

Bei einigen Objekten mit kurfürstlich sächsischen
Monogrammen ist ohne weiteres anzunehmen, dass
sie sächsischer Fabrikation sind. Dem größten Teile
der übrigen Damaste ist, da sie mit diesen gleich-
artig im Muster sind, dieselbe Herkunft zuzuschrei-
ben. Zur weiteren Begründung des sächsischen Ur-
sprungs dient ferner der Umstand, dass eine der
vielen Patronen, welche das KönigL Kunstgewerbe-
museum aus Groß-Schönau erworben hat, genau mit
einem gegebenen Muster übereinstimmt.

Die auf den Damasten angegebenen Jahres-
zahlen können im allgemeinen als genau für die
Entstehung der Muster nicht gelten. Die Herstellung
derselben im Webstuhl war früher weitaus zeit-
raubender, also kostspieliger als heute. Deshalb
wurden sie Jahrzehnte hindurch gewebt, so lange,
bis sie — veraltet erschienen. So erheben die Groß-
Schönauer Weber bereits im Jahre 1746 die Klage,
der Artikel könne kein Erwerbszweig werden, da
die Muster das Lager nicht vertrügen und zu schnell
veralteten. Aus der kostspieligen Einrichtung erklärt
sich die augenscheinliche, weil ungenügende Ab-
änderung mancher Muster. Z. B. wurde bei einzelnen
der ursprüngliche, rapportirende Grund teilweise
durch die Wappen ersetzt.

Häufig wurden auch Bordüren, die für „auf
Spitz" gezeichnet sind, nur einfach gewebt, wenn
dies die gewünschte Tuchbreite nicht anders ge-
stattete. Die Muster erscheinen in diesem Falle un-
vollendet (in der Bordüre zur Hälfte, in der Ecke
nur zum Viertel).

Durch seinen umfangreichen Inhalt eignet sich
das Werk — und sei ihnen warm empfohlen —
nicht bloß für Weber- und Musterzeichnenschulen,
sondern für Textilfabriken überhaupt, für Tapeten-
und Linoleum-, Tischdecken- und Teppichfabriken.
Wir fügen diesem Hefte eine Tafel — die Hälfte
einer Tafel in Originalgröße — bei, welche eine
deutliche Vorstellung von der trefflichen Wiedergabe
der schönen Muster geben wird.

Alois Eiegl. AUorientalisclie Tcpinchc. Leipzig,
T. 0. Weigel, 1891. 8°. 214 Seiten mit 36 Ab-
bildungen.

Die jetzt in Wien eröffnete Ausstellung orien-
talischer Teppiche wird das allgemeine Interesse,
welches diese Erzeugnisse des Orients in unserer
Zeit erregen, noch in erheblichem Maße steigern
und der Unterzeichnete möchte nicht unterlassen,
beim Beginne derselben auf das sehr verdienstliche
vor kurzem erschienene Werk von Alois Iiiegl hin-
zuweisen, welcher auch bei den Arbeiten der Aus-
stellung speziell beteiligt ist und gewiss in der
Lage sein wird, aus dem dort gewonnenen Material
seine bisher uns gebotenen Studien noch zu er-
weitern.

Die Stellung des orientalischen Teppichs im
Haushalt der europäischen Völker ist ein oft er-
örtertes Thema. Wir wissen, wie seit dem Alter-
tum her das Abendland den Schmuck vornehmlich
des Fußbodens dem Orient verdankt von den „Baby-
lonischen" Teppichen der Griechen und Römer bis
zu den „Sarazenischen" des Mittelalters, den „Smyrna"
der Holländer und den „Persern" wie sie bei uns
heißen. Alles das sind Gattungsnamen, welche uns
eine ungefähre, aber keine bestimmte Auffassung von
der Provenienz geben. Man hat sich früher wenig
oder gar nicht darum gekümmert, woher das einzelne
Stück kam, wenn der Handel es nur lieferte. Erst
unsere historisch geschulte Zeit hat die Frage nach
der Herkunft der Ware aufgeworfen, steht aber
schon den neueren, noch weit mehr aber den älteren
Stücken gegenüber vor schwer beantwortbaren Pro-
blemen.

Unter den vielen uns erhaltenen Teppichen die
bis in das 14. Jahrhundert zurückreichen (Riegl
will allerdings nur bis in das 15. Jahrhundert)
trägt keiner eine Inschrift oder sonstiges Wahr-
zeichen das eine feste Datirung erlaubte. Man ist
also zu einem Indizienbeweis genötigt, für welchen
die uns wenig bekannten und meist unsicher datirten
orientalischen Bauten mit ihren Ornamenten nur
einen unvollkommenen Anhalt bieten. Einen ge-
wissen Leitfaden giebt das Vorkommen orientalischer
Teppiche auf datirten abendländischen Kunstwerken.
Aus diesen heraus ist es dem Unterzeichneten mög-
lich gewesen (Altorientalische Teppiche, Berlin 1877),
gewisse Gruppen festzustellen, welche im 15. u. 16.
Jahrhundert in Europa im Gebrauche waren. Die
des 17. und 18. ergeben sich aus den zahl-
reichen Bildern der Niederländer und Franzosen ohne
Schwierigkeit.
 
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