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STRASSBURGER FAYENCE UND PORZELLAN.
In die Gesellschaft brachte Wackenfeld ein In-
ventar an Waren und Werkzeug von 203 Pf.2) Wir
sehen aus demselben, welche Art Ware er hergestellt
hat. Es waren Teller, Schüsseln, Maßkrüge, Blumen-
krüge, Barbierbecken, Thee- und Katfeekannen und
Schalen, Zuckertassen, Salzfässel, Schreibzeuge; nach
den Preisen geringe oder mittlere Gebrauchs wäre.
Die Gesellschaft dauerte nur ein Jahr. Welches
die Gründe der Trennung waren, erfahren wir nicht.
Nach einer Vergleichung der Aufstellung, welche
Hannong im März 1722
über Einnahmen und
Ausgaben der Societät
gemacht hat, mit dem
Inventar vom 5. August
1722 finden wir, dass
Wackenfeld jedenfalls
von Hannong in Nach-
teil versetzt wurde. An
Einnahmen aus ver-
kauften Waren werden
für die Dauer der So-
cietät aufgeführt 91 Pf,
was uns Rückschlüsse
auf einen bescheidenen
äul.ieren Umfang des
Geschäftsbetriebs ge-
stattet. Das Verzeichnis
der verfertigten Waren
ist dagegen ein sehr
mannigfaltiges, und viel
reicheres, als daWacken-
feld sein Geschäft allein
trieb. Es begegnen uns
Platten mit gemalten
Wappen,worunter sicher
nicht Geschlechtswappen, sondern sogenannte Zier-
Kartuschen zu verstehen sind. Wir finden ferner
Schüsseln mit „fein gemalter" Arbeit, Apotheker-
häfen, Puppengeschirre und selbst ..Kamingarnituren
in 9 Stücken". Wackenfeld verschwindet uns von
da aus den Augen. Später um 1760 finden wir einen
Arbeiter des gleichen Namens in Verbindung mit
Josef Hannong in Frankentlial.
Karl Franz Hannong erscheint in den Ur-
kunden von 1722 an nicht mehr als Tabakpfeifen-
ruacher, sondern als Faiencier, arbeitet mit vier
Gesellen und geht an eine Erweiterung seines Ge-
schäftes, indem er den Rat um Überlassung einer
H
Blumentopf aus Porzellan.
1) Das Pfund = 2 Gulden.
Glasurmühle angeht. Schon 1724 begründete Hannong
eine zweite Manufaktur in Hagenau, einige Jahre
später, 1729, kommt das Ungewöhnliche vor, dass
der erst 1710 Zugewanderte, der bisher öfters Schöffen-
dienste in seiner Zunft der Maurer geleistet hatte,
in den kleinen Rat gewählt wurde. 1730 tritt der
nun Einundsechzigjährige seine beiden Geschäfte in
Straßburg und Hagenau, bewertet auf 4830 Gulden
an seine Söhne Paul Anton und Balthasar ab.
Die Arbeiten des Karl Franz Hannong aus den
Jahren von 1719 bis
1730 sind heute ziemlich
selten geworden. Die
weiße Zinnglasur ist
etwas ins Graue fallend
und mit Aschenpünkt-
chen durchsetzt, die
Blumen sind etwas
steif, die Einfassung
und Schattirung ist mit
Schwarzlot ausgeführt,
das Violett fällt etwas
ins Schwärzliche. — Die
Platten aus dieser Zeit
haben vielfach reliefir-
ten Rand mit zwei ge-
flammten dunkelroten
und gelben Einfassungen
— eine nicht sehr ge-
schmackvolle Zusam-
menstellung. Als Marke
für diese Gruppe kenne
ich das kleine h in
Orange unter Glasur.
Teinturier ]) verzeichnet
auch die mit einem G
bezeichneten Stücke in der Favorite bei Baden,
als dem Karl Franz Hannong angehörig, was ich
bis auf weiteres dahingestellt sein lasse. Urkund-
lich ist, dass Karl Franz Hannong weiße Fayence
mit blauer Einfassung gemacht hat, denn eine An-
zahl solcher „porzellanener Geschirre" schenkte er
1726 der Maurerzunft von Straßburg. Dass die Er-
zeugnisse des Hannong einer großen Beliebtheit sich
erfreuten, geht aus dem Umstände hervor, dass rasch
nacheinander einige Bürger ihren bisherigen Beruf
verlassen und sich als Porzellanhändler in der Zunft
zur Stelz anmeldeten. Über die damaligen Preise
1) Les anciennes poteries d'Aisaue et de la Lorraine.
Strasbourg 18(j3.
20 cm hoch.
STRASSBURGER FAYENCE UND PORZELLAN.
In die Gesellschaft brachte Wackenfeld ein In-
ventar an Waren und Werkzeug von 203 Pf.2) Wir
sehen aus demselben, welche Art Ware er hergestellt
hat. Es waren Teller, Schüsseln, Maßkrüge, Blumen-
krüge, Barbierbecken, Thee- und Katfeekannen und
Schalen, Zuckertassen, Salzfässel, Schreibzeuge; nach
den Preisen geringe oder mittlere Gebrauchs wäre.
Die Gesellschaft dauerte nur ein Jahr. Welches
die Gründe der Trennung waren, erfahren wir nicht.
Nach einer Vergleichung der Aufstellung, welche
Hannong im März 1722
über Einnahmen und
Ausgaben der Societät
gemacht hat, mit dem
Inventar vom 5. August
1722 finden wir, dass
Wackenfeld jedenfalls
von Hannong in Nach-
teil versetzt wurde. An
Einnahmen aus ver-
kauften Waren werden
für die Dauer der So-
cietät aufgeführt 91 Pf,
was uns Rückschlüsse
auf einen bescheidenen
äul.ieren Umfang des
Geschäftsbetriebs ge-
stattet. Das Verzeichnis
der verfertigten Waren
ist dagegen ein sehr
mannigfaltiges, und viel
reicheres, als daWacken-
feld sein Geschäft allein
trieb. Es begegnen uns
Platten mit gemalten
Wappen,worunter sicher
nicht Geschlechtswappen, sondern sogenannte Zier-
Kartuschen zu verstehen sind. Wir finden ferner
Schüsseln mit „fein gemalter" Arbeit, Apotheker-
häfen, Puppengeschirre und selbst ..Kamingarnituren
in 9 Stücken". Wackenfeld verschwindet uns von
da aus den Augen. Später um 1760 finden wir einen
Arbeiter des gleichen Namens in Verbindung mit
Josef Hannong in Frankentlial.
Karl Franz Hannong erscheint in den Ur-
kunden von 1722 an nicht mehr als Tabakpfeifen-
ruacher, sondern als Faiencier, arbeitet mit vier
Gesellen und geht an eine Erweiterung seines Ge-
schäftes, indem er den Rat um Überlassung einer
H
Blumentopf aus Porzellan.
1) Das Pfund = 2 Gulden.
Glasurmühle angeht. Schon 1724 begründete Hannong
eine zweite Manufaktur in Hagenau, einige Jahre
später, 1729, kommt das Ungewöhnliche vor, dass
der erst 1710 Zugewanderte, der bisher öfters Schöffen-
dienste in seiner Zunft der Maurer geleistet hatte,
in den kleinen Rat gewählt wurde. 1730 tritt der
nun Einundsechzigjährige seine beiden Geschäfte in
Straßburg und Hagenau, bewertet auf 4830 Gulden
an seine Söhne Paul Anton und Balthasar ab.
Die Arbeiten des Karl Franz Hannong aus den
Jahren von 1719 bis
1730 sind heute ziemlich
selten geworden. Die
weiße Zinnglasur ist
etwas ins Graue fallend
und mit Aschenpünkt-
chen durchsetzt, die
Blumen sind etwas
steif, die Einfassung
und Schattirung ist mit
Schwarzlot ausgeführt,
das Violett fällt etwas
ins Schwärzliche. — Die
Platten aus dieser Zeit
haben vielfach reliefir-
ten Rand mit zwei ge-
flammten dunkelroten
und gelben Einfassungen
— eine nicht sehr ge-
schmackvolle Zusam-
menstellung. Als Marke
für diese Gruppe kenne
ich das kleine h in
Orange unter Glasur.
Teinturier ]) verzeichnet
auch die mit einem G
bezeichneten Stücke in der Favorite bei Baden,
als dem Karl Franz Hannong angehörig, was ich
bis auf weiteres dahingestellt sein lasse. Urkund-
lich ist, dass Karl Franz Hannong weiße Fayence
mit blauer Einfassung gemacht hat, denn eine An-
zahl solcher „porzellanener Geschirre" schenkte er
1726 der Maurerzunft von Straßburg. Dass die Er-
zeugnisse des Hannong einer großen Beliebtheit sich
erfreuten, geht aus dem Umstände hervor, dass rasch
nacheinander einige Bürger ihren bisherigen Beruf
verlassen und sich als Porzellanhändler in der Zunft
zur Stelz anmeldeten. Über die damaligen Preise
1) Les anciennes poteries d'Aisaue et de la Lorraine.
Strasbourg 18(j3.
20 cm hoch.