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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Schricker, August: Strassburger Fayence und Porzellan und die Familie Hannong: 1710-1780
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0134

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STRASSBÜRGER FAYENCE UND PORZELLAN.

unterstützt. 1746
eines großen Planes

geht

er an die Durchsetzung
und es gelingt ihm, durch
Lehnung aller städtischen Ziegelöfen die gesamte
Ziegelfabrikation des Stadtgebietes in seiner Hand
zu vereinen.

Paul Anton war in kurzen Jahren auch den
äußerlichen Ehren nach eine der angesehensten Per-
sönlichkeiten des damaligen Straßburg geworden.
Er trat 1741 in den kleinen Rat und war von 1744
Beisitzer des großen Rates.

Zu welcher Vollkommenheit er seine Fayence
gefördert hat, er-
sehen wir aus den
uns mit seiner
Marke (den ver-
schlungenen Buch-
staben P. H.) er-
haltenen Mustern.
Die Zinnglasur ist
in den Stücken
erster Wahl von

durchsichtiger
Weiße, leichtem
Flusse und ange-
nehmem Glänze.
Die Palette der
Schartfenerfarben
wird um eine An-
zahl trefflicher Far-
ben bereichert. Ne-
ben dem scharfen
Feuer wendet er
auch die Muffel an.
Er unternimmtzum
erstenmal die echte

Vergoldung an Fayencegeschirren und kann demKönig
Ludwig XV. bei seiner Anwesenheit 1744 eine Folge
vergoldeter Fayencen überreichen. Von 1748 beginnt
er die Bemalung der Fayence nach dem Muster des
Meißener Porzellans. Die Formen werden mannig-
faltig und zierlich. Er erhält von vornehmen Fa-
milien Bestellungen und liefert Geiäße mit Wappen,
die nach Zeichnung und Bemalung den höchsten
künstlerischen Anforderungen für Fayence ent-
sprechen. Beispiele hierfür in der königlichen Porzel-
lankammer von Dresden. Geschickte Modelleure
arbeiten für ihn Figuren von Menschen und Tieren
für die damals beliebten Kaminaufsätze, und aus
unvollkommenen Anfängen kommt die Manufaktur
bald dahin, Stücke zu liefern, die zu dem Besten ge-
hören, was in dieser Art in einem unendlich schwierige-

Fayencegefäß in Form einer Tauue.

ren Material, als es das bildsamere teuerbeständigere
Porzellan ist, hergestellt wurde. — Der Erfolg der
Straßburger Manufaktur nach außen hin war ein so
großer, dass von dieser Zeit an die Fayence- und
Porzellanfabriken nach Straßburger Modellen zu ar-
beiten begannen, wo sie nicht, wie Marseille, vor-
zogen, dieselben unmittelbar nachzuahmen, und ihr
Produkt als Straßburger in den Handel zu bringen.
Der Ertrag der Manufaktur muss ein beständiger
und ausnehmend guter gewesen sein. Wir sehen
dies aus dem raschen Abstoßen der Schulden für

die angekauften Ge-
bäude, worüber uns
die Aktenstücke der

„Kontraktstube"
unterrichten.

In einem Pro-
tokoll der Herren
Fünfzehner vom
22. Mai 1745 — es
handelt sich um die
vorhabende Er-
bauung einer Por-
zellanmühle —
trägt der Bericht-
erstatter u. a. fol-
gendes vor: „Wann
nun meinen gnädi-
gen Herren Selbsten
bekannt, wie weit
und hoch der unter-
thänige Implorant
durch seinen uner-
niüdeten Fleiß den
Ruhm der Straßburger Fayence schon seit etlichen
Jahren nicht ohne löblicher Stadt Nutzen gebracht
habe, welchen Ruhm und Nutzen derselbe, mit der
Gnade Gottes noch weiters zu bringen verhoffe, ja gar
das durchsichtige Porcelain zu Wege zu bringen ver-
meine, — wenn meine gnädige Herren ihm den
quästionirten Platz zur Erbauung einer Mühl, um
die Materialien zu gedachtem Porzellan darauf zu
mahlen, angedeihen lassen wollen."

Wenn Paul Anton Hannong in Aussicht stellt,
dass er, wenn er über ein genügendes Mühlwerk
verfüge, auch noch das durchsichtige Porzellan zu
Wege bringen werde, so befand er sich in einem
offenbaren, zu jener Zeit übrigens sehr verbreiteten
Irrtum. Denn mit sehr vervollkommneten Mahl-
werken, welche ihm feldspathaltiges Gestein ganz
 
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