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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Schricker, August: Strassburger Fayence und Porzellan und die Familie Hannong: 1710-1780
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0135

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STRASSBURGER FAYENCE UND PORZELLAN.

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nach seinen Bedürfnissen gerieben haben würde,
hatte er zwar eine durchsichtige milchglasartiee
Masse, das Halbporzellan, oder Frittporzellan zuwege
gebracht, niemals aber Porzellan.

Denn bekanntlich wird das Porzellan aus einer
Erdart gemacht, die man findet, aber nicht bereiten
kann.

Nun aber ereignet sich etwas, was in der Por-
zellangeschichte des vorigen Jahrhunderts häufig
vorkommt. Arbeiter der einen Manufaktur entfliehen

Flüchtlinge begegnen uns in den Straßburger Akten.
Johann Gottlieb Roth, der Porzellanmaler aus Dres-
den erwirbt 1750 das Bürgerrecht von seiner Ehe-
frau Maria Elisabeth Krug nach seiner Aufnahme
in die Maurerzunft, und der jüngere Löwenfink, ver-
zeichnet als „pictor saxonus", stirbt hier 32 Jahre
alt, am 19. Februar 1753. Nach den Angaben von
Zais ist auch der ältere Löwenfink später nach Straß-
burg gekommen.1) Ich finde hierfür in den Archiv-
stücken keine Anhaltspunkte. Von den Löwenfinken

Suppenterrine aus l'orzellan. 23 cm im Durchmesser, 26 cm hoch.

aus dem oder jenen Grunde und bieten ihr Können
und Wissen einer anderen Fabrik an. —

1746 war in Höchst bei Mainz mit kurfürst-
lichen Privilegien eine Porzellanfabrik entstanden.
Der erste technische Leiter Löwenfink gerät bald mit
dem kaufmännischen Leiter Goltz in Streitigkeiten,
und 1748 sehen wir den jüngeren Löwenfink und
den Porzellanmaler Rodte oder Roth auf einer Reise
nach Straßburg. In ihrem Gepäck, das in Mainz
mit Beschlag belegt wurde, fanden sich Formen,
Farben, Tiegel. Auch ein Ofenmodell soll zugleich
aus Höchst mitgenommen worden sein ]) Die beiden

1) Zais, Porzellan-Manufaktur zu Höchst. Mainz 1887.
Pag. 9.

hat offenbar Paul Anton das Porzellangeheimnis,
d. h. die Bezugsquelle und die Art der Herrichtung
überkommen. — Wahrscheinlich steht diese Reise
des Löwenfink nach Straßburg in geistigem Zu-
sammenhang mit früheren Aufforderungen, die an
den älteren Löwenfink herangetreten waren, im Elsass
eine Fabrik zu gründen, Aufforderungen, die von
dem Beichtvater Königs Ludwig XV. ausgingen und
durch die Jesuitenväter Molitor und Süssmann ver-
mittelt wurden 2).

Sicher ist, dass die Höchster Manufaktur ihren
Rohstoff zum Teil aus der Gegend von Passau

1)-Zais, a. a. 0. pag. 10.
2) Zais a. a. 0. pag. 10.
 
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