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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0141

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KLEINE MITTEILUNGEN.

125

Mehrere der Sachsen, so Kurfürst Friedrich der Weise, waren
zur Zeit, als der Teppich gewirkt wurde, bereits verstorben.
Für ihre Darstellung haben aber sichtlich gute gleichzeitige
Porträts vorgelegen. Dagegen spricht die Lebendigkeit der
Auffassung der dargestellten pommerschen Herzogsfamilie,
namentlich bei den fünf Kindern Herzog Philipps, dafür, dass
hier Bildnisse eigens nach dem Leben ■aufgenommen worden
seien. Der Teppich ist wohl in Stettin gemacht worden.
Der Karton wird von einem Künstler herrühren, der zur
Cranachschen Schule engste Beziehung hatte. War der
Karton angefertigt, so konnte er als Teppich überall gewirkt
werden. Die Teppichwirker reisten überall herum und ar-
beiteten den betreffenden Gegenstand mit einfachsten Mitteln
an Ort und Stelle. Der große Kurfürst hat sich Holländer,
Friedrich der Große Franzosen kommen lassen, um Teppiche
herzustellen. Unser Teppich wird 1500 im Nachlassinventar
erwähnt, und zwar heißt es dort, es sei auf ihm die Taufe
Christi mit Darstellungen der sächsischen und pommerschen
Herren und Gottesgelehrten angebracht. Es ist überaus
unwahrscheinlich, dass sich diese Notiz auf einen zweiten
Teppich bezieht: vielleicht ist eine Verschreibung anzuneh-
men, wenn die Stelle nicht etwa gar verlesen sein sollte.
Seitdem kommt der Teppich in den Nachlassinventaren nicht
mehr vor, da auf Teppiche kein besonderer Wert mehr ge-
legt wurde. Im Jahre 1810 wurde die Entdeckung gemacht,
dass aus dem Teppich ein viereckiges Stück herausgeschnit-
ten worden sei. Wahrscheinlich war auf diesem Stücke eine
Spruchtafel abgebildet, die sich auf die Reformation in
Pommern bezog. Der Teppich zeigt ein W H als Marke des
Herstellers, es sind jedoch deutlich verschiedene bei der Her-
stellung beteiligt gewesene Hände unterscheidbar.

x. Die Konkurrenaentwürfe für'Pianinogcliäuse, welche
infolge eines Preisausschreibens der Firma Rudolf Ibach in
Barmen eingesandt wurden, sind gegenwärtig in der kölni-
schen Filiale der genannten Firma ausgestellt, in der Köl-
nischen Zeitung finden sich darüber die nachfolgenden Be-
merkungen: Das Pianino ist ein wichtiges Gerät der bürger-
lichen Wohnung geworden, leidet aber gemeiniglich an dem
Mangel, dass seine Erscheinung vollkommen aus dem Rah-
men des herrschenden Einrichtungsstiles fällt. Anderseits
stellt sich dadurch eine große Schwierigkeit für den Formen-
zweck heraus, dass der wesentlich musikalische Zweck keine
Veränderungen an der Grundgestalt des Instruments zulässt.
Sehen wir von der übrigens sehr geschickt gemachten Ab-
sonderlichkeit eines vollständigen japanischen Pagodenbaues
ab, so finden wir in der Ausstellung den Wettkampf zwischen
Renaissance und Rokoko, wobei es uns scheinen will, als ob
letzteres sich leistungsfähiger für den gegebenen Zweck er-
weise. Es giebt sich dabei auch der Grundfehler, und zwar
in beiden Stilarten kund, dass mehrfach viel zu schwerfällige,
architektonisch reich gegliederte Entwürfe auftreten, wobei
auch noch der Mangel sich zeigt, dass viele Künstler das
Pianino ganz so behandeln wie den Speiseschrank, das sog,
Buffett. Immerhin aber findet sich "eine Reihe wertvoller,
künstlerisch schöner Leistungen, die dem deutschen Kunst-
gewerbe die höchste Ehre machen. Das Preisgericht hat
folgendermaßen entschieden: 1. Preis. Zeichner Emil Roek-
siroA-Berlin, einfaches, reines Rokoko. 2. Preis. Architekt
Karl Fr, IFe^/.sscr-München, reicher Zopfstil. 3. Preis. Zeich-
ner Karl Späth-München, Rokoko. 4. Preis. Architekt Georg
Löst i-Stuttgaik, einfache Renaissance. Als Verfasser der zum
Ankauf empfohlenen Entwürfe ergaben sich folgende: Ar-
chitekt Frame Paul S/ulbcrger-München, leichtes Rokoko.
Franz Joh. Grwiw-Frankfurt a. M., feinstes Rokoko, weiß,
vergoldet mit Malerei. E. Gottfried Böhnhardt-Breslau,

originelle Gotik. Hermann Werle-Berim, Renaissance. Riehard
Dorselifeldt-Magdeburg, Renaissance. Besonders hervorzu-
heben sind aber noch die Entwürfe von Behrens, unter ihnen
eine ganz reizende Arbeit in Rokokohochrelief.

0. M. Deutsehe Fdcherausstellimg in Karlsruhe. Das
Gesamtkomitee der Ausstellung war am 14. Mai im Museums-
saale in Karlsruhe zu einer gemeinsamen Beratung vereinigt.
Der Vorsitzende, Direktor H. Götz erstattete eingehenden Be-
richt über die bisherige Thätigkeit des engeren Vorstandes
und der verschiedenen Kommissionen für die Vorbereitung
der Ausstellung. Zunächst gedachte er der fördersamen
Unterstützung, die dem Unternehmen sowohl durch S. K. II.
den Großherzog, als auch durch die hohe Protektorin der
Ausstellung /. K. H. die Frau Großherzogin und S. K. H.
den Erbgroßherzog zu teil geworden sei. Des weiteren sei
die hiesige Stadtbehörde verschiedenen Wünschen des Ko-
mitees bereitwillig entgegen gekommen. Der Vorstand habe
die Absicht, die wichtigeren Städte Deutschlands von ein-
zelnen Mitgliedern bereisen zu lassen, um persönlich zur Be-
teiligung anzuregen. Schon jetzt kann man sicher auf Ein-
gang von 2000 Ausstellungsgegenständen rechnen, von denen
viele nicht allein nach der künstlerischen, sondern auch nach
der historischen Seite von besonderer Bedeutung seien. Um
eine reichere Abwechselung und Mannigfaltigkeit herbeizu-
führen, würden noch einige besondere Gruppen von hervor-
ragendem Werte eingereiht werden. Außer der Berliner
Nationalgalerie, den Kunstgewerbemuseen in Berlin, Düssel-
dorf, Hamburg, Dresden, Köln, Breslau u. s. w., würden die
namhaftesten deutschen Künstler durch ihre Werke vertreten
sein. Für die historische Abteilung seien namentlich aus
fürstlichem Besitze wertvolle Beiträge in Aussicht gestellt
worden, insbesondere aus dem Nachlasse König Ludwigs II.
und der Königin Mutter von Bayern, aus dem Besitz der
Königin und der Herzogin Wera von Württemberg, der Prin-
zessin Albrecht von Preußen, der Erbprinzessin von Sachsen-
Weimar, der Landgräfin von Hessen u. a. Für die Versicherung
und den Schutz des anvertrauten Gutes seien die umfassend-
sten Vorbereitungen getroffen. Die dekorative Ausstattung
der Ausstellung befinde sich im besten Gange, wie auch für
die gute Unterbringung der Wertgegenstände in etwa sechzig
soliden Glasschränken Sorge getragen werde. Der Katalog
befinde sich ebenfalls in Arbeit und die Publikation der
interessantesten Stücke der Ausstellung werde in einem
Prachtwerke erfolgen, das eine der ersten Verlagskunsthand-
lungen herauszugeben bereit sei. Ein geschmackvoll ausge-
statteter Fächer, für welchen die Kunstgewerbeschule den
Entwurf geliefert habe, werde in der Ausstellung zu äußerst
billigem Preise als Erinnerungsgabe geboten werden. Die
Ausstellung wird voraussichtlich Sonntag den 28. Juni er-
öffnet werden und täglich von vormittags 9 Uhr bis abends
7 Uhr zugänglich sein. Der Schluss erfolgt am 27. September
Das Preisgericht tritt alsbald nach Eröffnung in Thätigkeit.
Zehn Preise im Werte von 3500 M. sind vorgesehen, darunter
der Ehrenpreis der hohen Protektorin, bestehend in einem
wertvollen Kunstgegenstande in Silber.

st. — Flensburg. Mit einer Anzahl hübscher Abbildungen
nach neu erworbenen Objekten geziert liegt der Jahresbericht
des Städtischen Kunstgewerbemuseums vor. In eingehender
Weise werden die wichtigen Erwerbungen, deren Gesamtzahl
sich auf 127 Nummern beläuft, besprochen und es ist erfreu-
lich dabei zu beobachten, dass namentlich viel einheimische
Erzeugnisse erworben sind. Gerade diese Museen an den
Marken des Reichs haben die besondere Aufgabe, die alten
Reste heimischer Kunst zu sammeln und die alten Kunst-
traditionen der betreffenden Landstriche zu erhalten und zu
 
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