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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Luthmer, Ferdinand: Elektrische Beleuchtungskörper
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0160

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ELEKTRISCHE BELEUCHTUNGSKÖRPER.

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horizontalem Ring cylindrische Ampeln aus Rubin-
glas in Bronzemontirung herabhängen. Die Einzel-
formen dieses Stückes passen eigentlich in keinen
Stil: sie sind augenscheinlich aus dem vollen Metalle
durch Ausfeilen, Fräsen, Abkanten, Abdrehen etc.
hergestellt und erinnern noch am meisten an die
oft recht pikanten Details, welche Wagen, Kranen,
Messinstrumente und andre Erzeugnisse des Gelb-
gießers im 16- und 17. Jahrhundert hatten. In
unserer, an lauter Stilrichtigkeit erstickenden Zeit
mag dieser erfrischende Versuch, die Formen der
handwerklichen Verarbeitung auf Messing anzu-
wenden, mit Freuden begrüßt werden.

Von den Ampeln der Wurzener
Firma — die einfiammige Ampel
scheint zunächst noch unter den
elektrischen Lichtkörpern die dank-
barste Aufgabe zu sein! — haben
wir bereits gesprochen; aber auch
die Gestaltung des Lüsters mit aus-
gesprochen dekorativer Metallwir-
kung ist ihr mehrfach gut gelungen.
Neben glänzenden Rokoko-Arbeiten
mteressiren besonders auch zwei
Versuche im Louis XVI. Stil, denen
namentlich nachzurühmen ist, dass
sie die Vorbilder dieser Zeit auch in
der sorgfältigen Oberflächebehand-
lung zu erreichen suchen. Als be-
sonders beachtenswert, weil that-
säcblich neu im Gedanken, ist aber
ein kleiner Lüster — oder Decken-
beleuchtung, wenn mau lieber will
— zu bezeichnen. Den Körper bildet
ein gutgezeichneter Hängezapfen,
den man wegen seiner langgezogenen Gestalt eben-
sogut als Fackel auffassen kann; aus dem oberen,
der Decke sehr nahe gebrachten Rand quellen zwischen
reichem, getriebenem Blattornament, das sich noch
m Ranken um den Zapfen schlingt, Bouquets von
Glühlampen in schönen Glaskelchen. Es sollte mich
wundern, wenn man diesem Motiv nicht bald in
mehrfachen Variationen begegnete! —

Was das Ausland auf unserem Gebiete leistet,
davon hat Siemens & Halske eine kleine Blumenlese
wohl meist überseeischer Herkunft gegeben. Wenn
wir für die Leistungen der Engländer keine andere
Unterlage haben, so müssen wir sie für sehr be-
scheiden halten. Doch scheinen hier nur Proben
der billigsten Verkaufsware vereinigt zu sein. Leider
fehlt Frankreich und Österreich gänzlich.

Ampel für Glülilicht,
Wurzener Bronzewareufaljrik

Es ist bisher immer nur von den Glühlicht-
körpern die Rede gewesen, als demjenigen System,
welches wohl allein für unsere Innenräume in Be-
tracht kommt. Allerdings giebt auch das, was das
Bofenlicht bisher an Kunstformen geschaffen hat,
zu wenig Bemerkungen Veranlassung. Von vorn
herein auf Straßenbeleuchtung beschränkt, hat es
die Erbschaft der Gaslaterne mit der Milchglaskugel
oder dem polygonalen Lichtgehäuse angetreten. Setzt
das letztere lediglich seine durch mehrere gas-
brennende Generationen festbegründete Existenz fort,
so versucht die Glaskugel einige schüchterne Deko-
rationsmotive in dem cylindrischen Metallaufsatz, der
mit einigen kronenartigen Gesimsen
umgeben wird, oder in der Um-
spinnung der Kugel mit Draht als
Schutz gegen das Springen — beides
bei Naglo (Berlin) in verschiedener
Ausführung zu finden. Interessantere
Aufgaben stellt die Aufhängung der
Lichtkörper, die aus technischen
Gründen in großer Höhe erfolgen
und doch so eingerichtet sein muss,
dass sich die Lichtkugel herabnehmen
und bedienen lässt. Auch bei diesen
Ständern und Armen verrät sich
wieder die Neuheit des ganzen
Gegenstandes und die Unlust der
Fabrikanten mit dem ganzen, kost-
spieligen Apparat von Modellen etc.
sich auf Versuche einzulassen.
Daher in dem meisten von dem,
was die Eisengießereien geliefert
haben, Anleihen bei längst be-
kannten Straßenkandelabern, die
durch ein paar Etagen Gasrohr und einen schmiede-
eisernen Ausleger verlängert sind. Lauchhammer
allein hat mit einem nicht sehr glücklichen, zum
Umlegen eingerichteten Mast und einem hübsch ge-
zeichneten Ausleger Versuche zur Neugestaltung
gemacht, Tangerhütte den Schupmannschen Kan-
delaber von der Lindenbeleuchtung in Berlin mehr-
fach verwertet. Frischeres Leben pulsirt auch hier
erst, wo die Handarbeit in Schmiedeeisen ins Feld
geführt wird. Sind auch nicht alle Versuche ge-
lungen, so bemerkt man doch ein Streben nach
neuer Gestaltung. So in den drei fast ohne Auf-
wand hergestellten Bogenlampenständern von P. Schef
(Frankfurt), in der hübschen, nach Luthis Zeichnung
angefertigten Einfriedigung, welche Lussmann (Frank-
furt) für Lohmeyer gemacht hat, endlich in mehreren
 
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