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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0170

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KLEINE MITTEILUNGEN.

300 Künstler sich au der Ausstellung mit Fächerkomposi-
tionen "beteiligen. Diese ungeheure Masse enthält freilich
manches Wunderliche und minder Ansprechende; aher da-
neben auch eine ansehnliche Zahl schöner, origineller, geist-
reicher Schöpfungen. Von den hervorragenderen Namen er-
wähnen wir Baisch, Frau Begas-Parrnentier, Karl Eyth,
Fr. A. Kaulbach, Klimsch, Frau Kalimorgen, Friedr. Kali-
morgen, Ferdinand Keller, Karl Gehrts, Kaspar Ritter, Koppay,
Kanoldt, Lossow, v. Meckel, Papperitz, Simm, Helene Stroh-
meyer, Nathanael Schmidt; selbst von Makart ist ein gra-
ziöser Entwurf vorhanden, der allerdings unvollendet ge-
blieben ist. Bezeichnend für den überall gewaltsam nach
Neuem strebenden Geist unsrer Zeit ist die bei sehr vielen
dieser Arbeiten hervortretende Tendenz, sich von den Ge-
setzen einer harmonischen und systematischen Raumaus-
fiillung zu dispensiren und statt dessen irgend einen Aus-
schnitt eines naturalistisch aufgefassten Motivs über die
Fläche auszubreiten. Es kann auch daraus wohl hie und
da eine pikante Schöpfung hervorgehen, niemals aber eine
eigentliche, dem Fächer gleichsam auf den Leib geschnittene
Komposition. Aber von all diesen altmodischen Vorschriften
will unsere Zeit ja nichts mehr wissen; sie strebt nach der
absoluten Ungebundenheit, die freilich auch viel bequemer
ist, als gesetzmäßiges Schaffen. Das Eine aber sollte dem
Fächer billigerweise erspart bleiben: die Überladung mit
gar zu massenhaften Formen und zu schweren Farbentönen.
Man sollte immer an die zarten Hände denken, für welche
diese Geräte bestimmt sind. Das Leichte, Feine, Graziöse,
und in der Farbe das Zarte, Duftige ist hier allein am Platze.
Wie dem auch sein mag, ungemein anregend ist immerhin
eine solche Bilderschau, und wir zweifeln nicht, dass die
produzirenden Kreise aus dieser prächtigen und grenzenlos
reichen Ausstellung bedeutende Impulse schöpfen werden.
Es sei noch erwähnt, dass die Umsicht und Energie, die
man in dem ganzen Unternehmen bewundert, es auch fortig
gebracht haben, den sehr eingehend gearbeiteten Katalog
schon am Tage der Eröffnung auszugeben. Ebenso liegt
von dem Prachtwerk, welches der badische Kunstgewerbe-

verein im Verlag von Gerlach & Schenk in Wien publizirt,
bereits die erste Lieferung vor. Schließlich wäre es undank-
bar, nicht der außerordentlichen dekorativen Leistung zu
gedenken, welche Direktor Götz mit seiner Kunstgewerbe-
schule vollbracht, indem er mit bescheidenen Mitteln die
enorm hohen und ausgedehnten Räume der Orangerie zu
schmücken verstanden hat. Die Teppiche und Gobelins, die
Statuen und ornamentalen Gegenstände, die Pflanzen und
Blumen geben dem Kuppelsaale und der langen Galerie ein
ebenso prächtiges als anheimelndes Gepräge. Nimmt man
dazu das große Geschick in der Anordnung und Aufstellung
dieser Tausende von kleinen Kunstwerken, so muss man ge-
stehen, dass auch in dieser Hinsicht Deutschland Fortschritte
gemacht hat, die ihm eine der ersten Ehrenstellen im Wett-
bewerbe der Völker verbürgen. Den Männern, die hier seit
einem halben Jahre ihre ganze Kraft, Intelligenz und Lei-
stungsfähigkeit eingesetzt haben, gebührt die vollste Aner-
kennung. W. LÜBKE.

(Allg. Zeitung.)

— Die deutsche Fachschule für Drechsler und Bild-
schnitzer, siedelt am 1. Oktober d. J. von Leisnig nach
Leip&ig über. Diese Verlegung wird der in ihrer Art einzig
dastehenden Schule Gelegenheit geben, mit den beteiligten
Industrien engere Fühlung zu nehmen, als es bisher der Fall
sein konnte. In der von einer Anzahl Industriellen gegrün-
deten und staatlich unterstützten Anstalt gehen Theorie und
Praxis Hand in Hand, besonders wird auch auf die kauf-
männische Seite der Gewerbe Rücksicht genommen. Ebenso
können Zeichner für Möbelfabrikation und verwandte Ge-
schäftszweige dort entsprechende Ausbildung erhalten. Die
Schule verfügt über eine stattliche Anzahl von Drehbänken
und anderen Maschinen und ist mit den neuesten und zweck-
entsprechendsten Werkzeugen reich ausgestattet, ihre Erzeug-
nisse haben in fachlichen Kreisen allgemeine Anerkennung
gefunden. Der bisherige Besuch der Anstalt, auch aus dem
Auslande, war sehr erfreulich, er dürfte in Zukunft nun noch
weit größer werden, da die Vorbedingungen für den Besuch
einer solchen Schule in Leipzig noch günstiger sind.

Aus: Paukebt, Die Zimmergotik in Deutsch-Tirol. 111. Teil.
 
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