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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Koelitz, Karl: Die Fächerausstellung in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0179

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DIE FÄCHERAUSSTELLUNG IN KARLSRÜHE.

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kurz gestreift haben, auch einen Blick auf die gleich-
falls zahlreichst vertretenen Stücke aus Ostasien zu
werfen. Das hervorragendste ist hier ein indischer
Paradefächer in Radform mit ornamentaler Gold-
und Silberstickerei und Flitterwerk auf schwarzem
und rotem Sammtgrund, dessen Stil mit in Silber
getriebenem, umlaufendem Ornament dekorirt ist.
Diese Radform kehrt auch in ähnlicher Weise bei
einigen, aus gefaltetem Pergament mit Elfenbein- oder
Schildpattstiel bestehenden, türkischen Fächern wie-
der, die sämtlich, wie auch der erstgenannte, der
Sammlung Rosenberg angehören. Dieser verdanken
wir auch mit die beste und vollständigste Auswahl
chinesischer und besonders japanesischer Fächer;
die ältesten von Elfenbeingeflecht in, aus dem Palm-
blatt abgeleiteter Lichtschirmform mit Dekoration
m Email, Perlmutter, Elfenbein und Speckstein, dann
die kleineren Faltfächer aus Metallfiligran mit Zellen-
emaildekor; die in Elfenbein, Perlmutter, Hörn,
Schildpatt und Sandelholz geschnitzten mit durch-
brochenem Gittergrund und schließlich die bemalten
■Holz-, Bast- und Papierfächer, unter denen wir künst-
lerisch ganz hervorragende Exemplare antreffen.

Dass unsere Ausstellung auch, wie jede verwandte,
noch sonstige interessante Kuriositäten aufweist, wollen
Wir um- kurz erwähnen. Hierher gehören z. B. die
s'°g. Autographenfächer mit den eigenhändigen Unter-
schriften berühmter Zeitgenossen, und im gewissen
Smn kann man hierzu noch die, allerdings auch in
künstlerischer Hinsicht bedeutsame Kollektion der
von Wiedemann (München) gemalten Richard-Wagner-
i ächer — aus dem Nachlasse Ludwigs II. von Bayern,
Jetzt der Sammlung Reichlin-Meldegg angehörend —
rechnen, die in reichster Ausstattung uns Scenen
aus den Tonschöpfungen jenes unsterblichen Meisters
vorführen.

Zum Schlüsse erübrigt uns nur noch, in Kürze
auf die hervorragendsten, in den Rahmen des Ganzen
S1ch harmonisch einfügenden Separatausstellungen
aer Kleinkunst, deren sich unsere Unternehmung in
einer ziemlichen und gewählten Anzahl erfreut, hin-
zuweisen. In erster Linie ist hier die künstlerisch
vornehme und hochbedeutsame des bosnisch-herze-
gowimschen Kunstgewerbes rühmlichst zu nennen,
die von dem Wiedererwecker desselben, Hofrat Stork
vom Österreichischen Museum, auf Veranlassung des
Ministers Graf Kallay hier veranstaltet wurde. Sie
zeigt uns Inkrustationen mit Silber- und Goldfäden

in Holz, Treib-, Gravir- und Tauschirarbeiten in
Metall in orientalischem und Renaissancestile und
zwar in vollkommenster und mustergültigster Weise,
wie letztere selbst nicht in dem klassischen Lande
dieser kunstreichen Technik, in Indien, herzustellen
sind. Man vergleiche damit z. B. die entsprechenden,
in der sogenannten Moradhabatarbeit hergestellten
Objekte der Sammlung Leoprechting, die gleichfalls
eine Zierde unserer Ausstellung bildet. Dasselbe
lässt sich auch mit vollstem Rechte von den Kollek-
tionen kunstreicher, aus Japan stammender, in Elfen-
bein und Holz geschnitzter und mit Lackmalerei
geschmückter Gegenstände sagen, die wir R. Wagner
in Berlin und v. Eisendecher in Karlsruhe verdanken.
Unter den modernen Kunstobjekten wären schließ-
lich die ausgezeichneten Ciselir- und Treibarbeiten
des Prof. R. Mayer an der Karlsruher Kunstgewerbe-
schule, sowie die bekannten Bronzen- und Wismut-
malereien von Stotz in Stuttgart hervorzuheben.

Dass ein künstlerisch so hervorragendes und
befruchtendes Unternehmen, wie die erste deutsche
Fächerausstellung, auch auf litterarischem Gebiete
sich ein dauerndes Denkmal in Form einer reich
ausgestatteten Publikation errichten werde, durften
wir von vornherein für gewiss annehmen. Als ein
Glück ist es hierbei zu betrachten, dass sich zu der
vom Badischen Kunstgewerbeverein veranstalteten
Herausgabe Kräfte zusammengefunden, welche,
wie der Verfasser des Textes, — der zumal den
Lesern dieser Blätter rühmlichst bekannte Professor
Dr. M. Rosenberg — und die renommirten Verleger
Gerlach & Schenk in Wien, uns die sichere Garantie
bieten, dass wir von ihnen ein der deutschen Wissen-
schaft und des vaterländischen Kunstverlages wür-
diges Werk erhalten werden. Und hierin bestärken
uns auch die ersten bis jetzt erschienenen Lieferungen,
deren verständnisvoll ausgewählte Illustrationen
ganz vorzüglich ausgefallen sind.

Mögen die vorstehenden Zeilen den Zweck er-
füllen, den Blick der kunstsinnigen Welt auf das,
was ihr diesen Sommer in der Deutschen Fächer-
ausstellung zu Karlsruhe geboten wird, hinzulenken
und möge das edle Bestreben der Männer, die die-
selbe ins Leben gerufen, — ein neues bisher vom
Auslande beherrschtes Absatzgebiet der deutschen
Kunstindustrie zu erobern und so zur Hebuno- der-
selben, so viel in ihren Kräften steht, beizutragen,__

vom schönsten Erfolge begleitet sein.

Kunst

jewerbeblatt. N. F. II.

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