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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Metallener Zierrat an sienesischen Palästen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0184

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METALLNER ZIERAT AN SIENESISCHEN PALÄSTEN.

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den Humor und die echte Praclitliebe jener Zeit, die Phantastik erkennbar sind, geben wir auf Taf. III. Es
Monumentales verlangte in Fällen, wo wir uns mit befindet sich an einer Säule auf einem kleinen Platze
dem Flitter des Augenblicks zufrieden geben.*) in der Nähe des Domes. Auf dem Ringe, aus dem

der Arm und die ihn überragende Drachengestalt
herauswächst, findet sich die Jahreszahl 1487, der
Meister aber hat sich nicht genannt.

Auf diese ehernen Zierstücke haben Liebhaber
und Händler schon lange ein lüsternes Auge. Zum
Glück ist aber durch das Gesetz den städtischen
Behörden das Recht verliehen, die Erlaubnis zum
Verkauf alter Kunstarbeiten zu verweigern. Von
diesem Rechte hat auch die Stadt Siena vor zwei
Jahren Gebrauch gemacht, als die Käufer eines alten
Palastes die bronzenen Zieraten davon hatten ab-
nehmen lassen, um sie zu einem hohen Preise im
Auslande zu verwerten. Die von der Stadt ange-
strengte Klage hatte den Erfolg, dass der entfernte
Schmuck dem Palaste wieder zurückgegeben wurde.

Von älteren Arbeiten in Schmiedeeisen findet
sich noch mancherlei in Siena und Umgegend. Der
von uns nebenstehend mitgeteilte Dreifuß, der zur
Aufnahme eines Kohlenbeckens bestimmt ist, dürfte
noch dem 14. Jahrhundert angehören. Es befindet
sich in Sta. Caterina. Reich an vortrefflichem
Schmiedewerk ist namentlich Monte Sansovino bei
Arezzo und auch die letztgenannte Stadt selber. Zwei
der vorzüglichsten Werke dieser Art vom Ende des
16. Jahrhunderts geben wir in Abbildung auf Taf. I
(Fig. 2 u. 6), nämlich eine Laterne vom Palazzo
Filippi und eine fast überreich verzierte Zugwinde,
die sich an dem zu dem genannten Palaste gehörigen
Brunnen befindet, vielleicht das Vollendetste, was
uns in dieser Art aus der Spätzeit der Renaissance
erhalten ist.

Dass auch heute noch in Schmiedearbeit Tüch-
tiges in Siena geleistet wird, mag die auf Taf. I
(Fig. 1) wiedergegebene Laterne darthun, die von
dem Kunstschlosser Franci hergestellt wurde und sich
auf dem städtischen Friedhofe befindet.

Dreifuß, u. Jahrh. Sta. Catliarina zu Siena.

Ein interessantes Beispiel aus etwas früherer
Zeit^i^dem noch die Spuren mittelalterlicher

*) Burckhardt, Cicerone. 5. Aufl. S. 153.


 
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