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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0162
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KLEINE MITTEILUNGEN

vier Stimmen angenommen. — Gegen die Absichten der Ver-
sammlung wendete sich Scala mit einem Schreiben, welches
den Satz enthält: „Treibt auch der Übereifer, den ich einer
gewissen Kleinlichkeit unserer Verhältnisse zuschreibe, mit-
unter Blüten, die im Hinblick auf den Ernst der Situation
bedauerlich sind — ich verweise auf den Kampf gegen den
englischen Stil und auf die Agitation gegen die Museums-
ausstellungen —, so wird auch hier die heute schon stark im
Schwinden begriffene Gegnerschaft über kurz zur Einsicht
dessen kommen, was dem heimischen Kunstgewerbe wirklich
frommt." Scala schliesst mit der Versicherung, dass er wie
bisher mit voller Kraft für die Hebung des Kunsthandwerkes
in der Weise eintreten werde, „für welche mir das Studium
der heutigen Verhältnisse Englands, Belgiens, Frankreichs
und Deutschlands sehr beachtenswerte Vorbilder bietet". Der
erwähnte Artikel der Blätter für Kunstgewerbe aber, den er
„nicht vom Standpunkte des guten Geschmacks beurteilen"
will, scheint Herrn von Scala mehr verletzt zu haben, wie die
Resolution, denn er begründet mit ihm seinen Austritt aus
dem Kunstgewerbeverein. „Zweifellos dürften auch jene Mit-
glieder Ihres Vereins", heisst es in einem Briefe Scala's vom
28. März an den Vicepräsidenten des Kunstgewerbevereins,
„die meine Thätigkeit als eine segensreiche anerkennen oder
auch nur zur Überzeugung gelangt sind, dass das öster-
reichische Kunstgewerbe trotz mancher Eigenheit doch nicht
die besitzt, von Debatten über den Wert des englischen
Stiles leben zu können — dieser Auffassung auch ihrerseits
dem Kunstgewerbevereine gegenüber in klarer, nicht miss-
zuverstehender Weise Ausdruck geben". Die Anschuldigungen
der genannten Versammlung bezeichnet Scala als „der Wahr-
heit geradezu ins Gesicht schlagend", und er schliesst damit,
das Tischtuch zwischen Österreichischem Museum und Kunst-
gewerbeverein ganz zu zerschneiden. „Sollten nun sie, Herr
Vicepräsident, meine Auffassung über zulässiges Mass und er-
laubte Form der Kritik meiner Amtswirksamkeit durch den
Kunstgewerbeverein nicht huldigen, und sollten Sie und der
Ausschluss dieses Vereins gewillt sein, bei ferneren Anlässen
in Schrift und Wort meinen fachlichen Bestrebungen ent-
gegenzutreten, so würde ich Sie vorerst einladen, Versamm-
lungen und Beratungen des Vereines und seines Ausschusses
ausserhalb des Museumsbaues, in welchem Sie bisher das
Gastrecht genossen haben, abzuhalten". Dieser Schritt Scala's
war zweifellos ein schwerer Fehler in seinem nicht unge-
rechtfertigten, aber in den Mitteln vergriffenen Kampfe gegen
eine Auffassung, die man wohl etwas allzu euphemistisch
als Grundsätze bezeichnet hat, „die durch dreissig Jahre in
dem Österreichischen Museum, zum Ruhme der Anstalt und
zum Wohle unserer Kunstindustrie" befolgt wurden. An
diese Blosse legt denn auch der Präsident Gstettner des Kunst-
gewerbevereins, der sich „als Industrieller verpflichtet gefühlt,
es auszusprechen, dass es gefährlich sei, wenn ein zur Förde-
rung von Kunst und Industrie berufenes Staatsinstitut, dessen
Satzungen ein ideales Wirken vorschreiben, durch direktes
Eingreifen in den wirtschaftlichen Kampf in weiten Kreisen
Unzufriedenheit schafft", in einer Erwiderung vom 1. April
d. J. die Waffe und führt aus, dass, wenn wirklich gefunden
werden sollte, „dass Museum und Kunstgewerbeverein nicht
mehr in der bisherigen Weise zusammenwirken können, das
gewiss ein schwerer Schlag wäre nicht allein für den Verein,
sondern auch für die von ihm vertretene Sache, doch würde
der Ausschuss sich frei von der Schuld fühlen, die lang-
jährigen, so schönen und fruchtbringenden Beziehungen
zwischen dem berühmten Staatsinstitute und dem Vereine
gestört zu haben". In dieser Abwälzung der Verantwortung
für die Folgen des Zerwürfnisses steckt die grössere diplo-

matische Kunst. — Seit dieser Äusserung ist, so weit wir
blicken können, bis zur Drucklegung dieser Zeilen in der
Öffentlichkeit nichts mehr erfolgt; gleichwohl aber ist die
Entwickelung des Zerwürfnisses bezw. der entfachte Kampf
grundsätzlicher Anschauungen noch nicht abgeschlossen. Wir
begnügen uns deshalb vorläufig mit dieser Darstellung und
behalten uns vor, auf eine Würdigung der Angelegenheit von
grösseren Gesichtspunkten später zurückzukommen, f.—

HANAU. Dem Jahresbericht der KgL Zeichen-
Akademie für i8gjlg8 entnehmen wir folgendes:
Durch grössere Ankäufe aus Staatsmitteln und mehr-
fache Schenkungen haben Bibliothek und Sammlungen im
Berichtsjahre weitere Bereicherung erfahren, so dass sich
besonders die Sammlung der gegenständlichen Vorbilder im
Laufe der letzten Jahre zu einem kleinen Museum erweitert
hat. Die Gesamtzahl der Schüler betrug zu Anfang des
Schuljahres 243 gegen 23g des Vorjahres, die der Schülerinnen
36 gegen 33 im Vorjahre. Bei Gelegenheit der 300jährigen
Jubiläumsfeier der Gründung der Stadt Hanau, welche
Pfingsten 1897 stattfand, beging die Anstalt am 6. Juni die
Feier ihres 125jährigen Bestehens. Eine in Verbindung mit
der Feier eröffnete Ausstellung von Schülerarbeiten aus den
letzten.25 Jahren gab von der fortschreitenden Entwicklung
der Akademie ein deutliches Zeugnis. -u-

PFORZHEIM. Nach dem Jahresbericht für die Gross-
herzogliche Kunstgewerbeschule für i8gy/g8 betrug
die Schülerzahl 241 gegen 218 im Vorjahre. Die
Ausstellung von Schülerarbeiten fand statt vom 2.—5. Mai
1897 und erfreute sich eines sehr lebhaften Besuches. Eine
ständige Ausstellung von Schülerarbeiten ist in einem be-
sonderen Saale eingerichtet, welche im grossen und ganzen
einen Überblick über die Organisation des Unterrichts ge-
währt. Im Berichtsjahre haben drei Schüler auf Grund ihrer
Leistungen in der Schule die nachgesuchte Berechtigung
zum einjährigen Militärdienst erworben. Nötig ist dazu,
dass ein Schüler sämtliche Unterrichtsstunden, wie sie der
Lehrplan vorschreibt, mit sehr gutem Erfolge besucht. Die
Sammlungen sind auch im Berichtsjahre erweitert worden
durch Ankäufe von Vorlagenwerken und Modellen, letztere
bestehend in Gipsabgüssen, kunstgewerblichen Modellen in
Metall, in Schmuckgegenständen und Naturgebilden. Ausser-
dem sind Anschaffungen gemacht worden in verschiedenen
kunstindustriellen Ateliers. Ganz besonderen Zuwachses aber
hatten sich die Sammlungen zu erfreuen durch Schenkungen.

KREFELD. Nach dem 13. Jahresbericht des Krefelder
Museumsvereins für das Jahr i8gj blickt der Vor-
stand mit hoher Befriedigung auf das Berichtsjahr
zurück. Die Wünsche und Hoffnungen langer Jahre haben
 
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