DOI Artikel:
Deutsche Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0020
12
DEUTSCHE GLASMALEREI-AUSSTELLUNO IN KARLSRUHE
TRAUSAALFENSTER
PROFESSOR A. LINNEMANN, FRANKFURT A. M.
plastischer Wirkung, sonst ist auf alle feinere Detaillie-
rung verzichtet und die Gewandung fast nur durch
kräftige Linien gegeben, die Rundung der Falten
durch braune Untermalung und Schraffierung leicht
hervorgehoben. Auch die lichten Farben der Mäntel
scheinen nur angewendet, um das Bild nicht gar zu
eintönig erscheinen zu lassen. Das Auge wird fast
nur durch die gedankenvollen Köpfe angezogen, in
welche der Künstler eine grosse Kraft zu legen ver-
stand. Der modernen Richtung schliessen sich auch
mehrere von A. Zentner
in Wiesbaden ausgestellte
Glasmalereien an. Ein gut
durchgebildetes Fenster
bringt die Herbststimmung
in trefflicher Weise zum
Ausdruck. Im unteren Teile
sind dichte Asterngruppen,
seitlich erheben sich, die
Begrenzung der Flügel
bildend, Pfirsich- und Reb-
stämmchen, die sich oben
in reiche Kronen mit dich-
tem Laubwerk auflösen und
einen farbenreichen Ab-
schluss bilden, während die
aus blankem Kathedralglas
erstellte mittlere Partie nur
in rautenförmige Felder zer-
legt wird, in welche ein-
zelne abfallende Blätter ge-
schickt eingezeichnet sind.
Von guter Wirkung sind
auch ein schmales Fenster
mit spärlich aufgemalten
Tulpen, wilden Rosen und
Flieder und ein Badezim-
merfenster mit Päonien und
dem Goldregen. — Be-
merkenswert wegen der
Verbindung von Malerei
und Kunstverglasung ist ein
anziehendes Bild von C.
Geck in Offenburg »Die
Freude blüh im Sang«.
Es zeigt die Muse des Ge-
sanges inmitten prächtiger
Blumengruppen, Lorbeer-
und Rosenbäumchen. Die
Figur wie die ornamentale
Umrahmung sind gemalt,
die Landschaft des Mittel-
und Hintergrundes in Opa-
leszentglas erstellt. Auch
verschiedene andere ausge-
stellte Glasbilder zeigen eine
mehr oder weniger glück-
liche Verbindung von Malerei und musivischer Ver-
glasung, so zwei reizende dekorative Scheiben von
O. Linnemann jun. in Frankfurt a. M., weiter ein
Kreuzigungsbild von O. Vittall jun. in Berlin und
eine andere von Hofglasmaler Tärcke in Zittau, eine
Darstellung mit Alt-München von Hofglasmaler Carl
de Bauche in München u. s. w. Nicht immer ist es
gelungen, die aufgemalten Farben mit den viel kräf-
tiger wirkenden Tönen des Opaleszentglases in Ein-
klang zu bringen. (Schluss folgt.)
DEUTSCHE GLASMALEREI-AUSSTELLUNO IN KARLSRUHE
TRAUSAALFENSTER
PROFESSOR A. LINNEMANN, FRANKFURT A. M.
plastischer Wirkung, sonst ist auf alle feinere Detaillie-
rung verzichtet und die Gewandung fast nur durch
kräftige Linien gegeben, die Rundung der Falten
durch braune Untermalung und Schraffierung leicht
hervorgehoben. Auch die lichten Farben der Mäntel
scheinen nur angewendet, um das Bild nicht gar zu
eintönig erscheinen zu lassen. Das Auge wird fast
nur durch die gedankenvollen Köpfe angezogen, in
welche der Künstler eine grosse Kraft zu legen ver-
stand. Der modernen Richtung schliessen sich auch
mehrere von A. Zentner
in Wiesbaden ausgestellte
Glasmalereien an. Ein gut
durchgebildetes Fenster
bringt die Herbststimmung
in trefflicher Weise zum
Ausdruck. Im unteren Teile
sind dichte Asterngruppen,
seitlich erheben sich, die
Begrenzung der Flügel
bildend, Pfirsich- und Reb-
stämmchen, die sich oben
in reiche Kronen mit dich-
tem Laubwerk auflösen und
einen farbenreichen Ab-
schluss bilden, während die
aus blankem Kathedralglas
erstellte mittlere Partie nur
in rautenförmige Felder zer-
legt wird, in welche ein-
zelne abfallende Blätter ge-
schickt eingezeichnet sind.
Von guter Wirkung sind
auch ein schmales Fenster
mit spärlich aufgemalten
Tulpen, wilden Rosen und
Flieder und ein Badezim-
merfenster mit Päonien und
dem Goldregen. — Be-
merkenswert wegen der
Verbindung von Malerei
und Kunstverglasung ist ein
anziehendes Bild von C.
Geck in Offenburg »Die
Freude blüh im Sang«.
Es zeigt die Muse des Ge-
sanges inmitten prächtiger
Blumengruppen, Lorbeer-
und Rosenbäumchen. Die
Figur wie die ornamentale
Umrahmung sind gemalt,
die Landschaft des Mittel-
und Hintergrundes in Opa-
leszentglas erstellt. Auch
verschiedene andere ausge-
stellte Glasbilder zeigen eine
mehr oder weniger glück-
liche Verbindung von Malerei und musivischer Ver-
glasung, so zwei reizende dekorative Scheiben von
O. Linnemann jun. in Frankfurt a. M., weiter ein
Kreuzigungsbild von O. Vittall jun. in Berlin und
eine andere von Hofglasmaler Tärcke in Zittau, eine
Darstellung mit Alt-München von Hofglasmaler Carl
de Bauche in München u. s. w. Nicht immer ist es
gelungen, die aufgemalten Farben mit den viel kräf-
tiger wirkenden Tönen des Opaleszentglases in Ein-
klang zu bringen. (Schluss folgt.)