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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0209
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KLEINE MITTEILUNGEN

BÜFFET. ENTWURF VON OTTO KLODEN,
DRESDEN

Gewerbemuseum hat überdies zwei erfolgreiche Fach-
kurse veranstaltet, einen einmonatlichen im Januar
letzten Jahres für Zimmer- und Dekorationsmaler und
einen zweiten von Anfang Mai bis Ende Juli dauern-
den für Buchbinder.

DRESDEN. Dritte Deutsche Kunstgewerbcaus-
stellung igoö. Nachdem die beiden großen
deutschen Kunstgewerbeausstellungen der letzten
dreißig Jahre 1876 und 1888 in München stattgefunden
hatten, und nachdem alle größeren Bewegungen auf
diesem Gebiete seither stets von München ausgegangen
waren, haben die besonderen Verhältnisse es mit sich
gebracht, daß München, das schon vor einigen Jahren
mit dem Plane umging, wieder eine größere Kunst-
gewerbeausstellung in seinen Mauern zu veranstalten,
diesen Plan mit Rücksicht auf die Platzfrage vorerst
aufgeben mußte. Nun hat Dresden, das schon mehr-
mals in den letzten Jahren dank seines großen, jeder-
zeit verfügbaren Ausstellungsgebäudes größere er-
folgreiche Ausstellungen veranstalten konnte, an Stelle
von München es übernommen, das deutsche Kunst-
gewerbe zu einer dritten deutschen Kunstgewerbe-
ausstellung 1906 einzuladen.

Hatte nun die Ausstellung in München vom Jahre
1876 die Vorführung Unserer Väter« Werke vor
allem auf ihr Programm geschrieben, um die künst-
lerische Gestaltung unserer Lebensführung auf einen
heimatlichen Boden zurückzuführen, so führte uns die
Ausstellung von 1888 die Früchte der seit der ersten

Ausstellung überall in Deutschland angebahnten Be-
wegung vor Augen, welche anknüpfend an die Form-
gebung früherer Kunstepochen, insbesondere die
Renaissancezeit auf dieser weiter aufbauen wollte.
Nun haben sich seitdem auf dem freien Gebiete des
Geschmacks bedeutende Umwandlungen angebahnt,
ist vor allem durch die Kunstindustrie dem Kunst-
gewerbe ein großes neues Gebiet hinzugebracht
worden und drängt das Verhältnis von Kunsihand-
werk und Kunstindustrie auf eine Klärung hin, sollen
sich nicht beide bei unklarer Mischung unheilvoll
beeinflussen.

Die Leitung der Dresdener Ausstellung hofft nun,
daß durch die Ausstellung bei diesen vielfach noch
unabgeklärten Geschmacksfragen dem Schaffenden
einerseits befruchtende Anregung, dem Publikum da-
gegen Klarheit über das Wollen der schaffenden
Künstler unserer Zeit geboten werde und zugleich
es unterscheiden lehre von unverstandener Nach-
ahmung. Diesen neuen Aufgaben, die gerade der
gegenwärtige Stand der Entwickelung einer deutschen
Kunstgewerbeausstellung stellt, will man durch folgen-
des Ausstellungsprogramm gerecht zu werden ver-
suchen :

PROGRAMM.
/. Kunst.

Die Ausstellung stellt sich zur Aufgabe, ein Bild
künstlerischer Kultur unserer Tage zu geben.

Um das zu erreichen, muß sie danach trachten,
die Leistungen des deutschen Kunstgewerbes von ver-
schiedenen Gesichtspunkten aus zur Darstellung zu
bringen.

Als erster Gesichtspunkt ergibt sich: die möglichst
vielseitige Vorführung künstlerischer Gesamtwirkungen,
die für unsere Zeit bezeichnend sind.

Innerhalb dieser Gesamtwirkungen wird die bil-
dende Kunst als Höhepunkt aller Gestaltungen eine
hervorragende Rolle spielen. Während es aber das
Ziel der Kunstausstellungen sein muß, einen Über-
blick über den jeweiligen Kunstzustand durch das
vergleichende Nebeneinander der Kunstwerke zu zeigen,
wird im Gegensatz dazu beabsichtigt, die Kunstwerke
in einer Umgebung vorzuführen, die ihre Wirkung
im Zusammenhang mit dem täglichen Leben zeigt.
Das Kunstwerk soll erscheinen als edelster Schmuck
sowohl für die häuslichen Bedürfnisse, als auch im
Dienste öffentlicher Verwaltung, wie Gemeinde, Kirche,
Friedhof u. s. w.

Die bildende Kunst wird also im Rahmen der
Raumkunst auftreten.

Als hervorragendste Aufgabe der Ausstellung er-
gibt sich naturgemäß: die Raumkunst in für unsere
Zeit möglichst bezeichnenden Beispielen vorzuführen
und dadurch zu zeigen, wie alle Einzelleistungen von
Kunst, Kunsthandwerk und Kunstindustrie sich zum
zweckentsprechenden und stimmungsvollen Raum zu-
sammenfügen.

Um das zu verwirklichen, wird beabsichtigt, mit
den einzelnen deutschen Kunstgewerbezentren die
 
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