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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Bernhard, Otto: Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0051
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GARTENKUNST

GARTEN VON PETER BEHRENS

schaffen wurde.) Wenn also unsere Gärtner, wie so
häufig (vergleiche die Verhandlungen der diesjährigen
Hauptversammlung des deutschen Gartenbauvereins)
sich gegen die neue Auffassung wehren und uns
fragen: warum nur alle Beete viereckig, alle Wege
rechtwinklig?, warum alles so abgezirkelt und steif?,
warum nicht gefällig abgerundet oder oval?, so werden
wir sie belehren und ihnen antworten, daß es nicht
die Viereckform ist, die wir wollen, daß die uns im
Grunde ganz gleichgültig ist, daß, was wir erstreben,
Harmonie und Rhythmus ist, daß wir also an sich
gar nichts gegen die runden und ovalen Formen und
gegen eine unsymmetrische Anordnung haben, daß
wir sie nur für schwerer halten und es daher klüger
finden, mit dem Leichten anzufangen. Diese Beleh-
rung ist meines Erachtens durchaus notwendig und
ein wesentlicher Teil der vor uns liegenden Aufgabe,
denn der einfache Mann urteilt nach dem, was er
sieht; warum es so ist, weiß er nicht und kann er
nicht wissen; drum denkt er sich: weil es so Mode
ist, und das wollen wir gerade ängstlichst vermeiden,
daß die junge Bewegung zur Mode gestempelt und
damit jeder höheren Entwickelung beraubt wird.

Mit diesen allgemeinsten Grundlagen, die wir im
Stichwort: architektonische und symmetrische Anlage
zusammenfassen, haben wir aber auch das den drei

geschilderten Künstlergärten Gemeinsame erschöpft.
Auf Kreis' Garten wollen wir, als allzu spezieller Fall,
nicht näher eingehen. Fragt sich nun, wie weit uns
Olbrich als Führer dienen kann. Er verdankt seine
besten Wirkungen im wesentlichen einer neuen Aus-
nutzung der Teppichgärtnerei. Große Flächen kurz-
stieliger Blüten (nicht wie bisher Blattpflanzen), flächig
behandelt (nicht wie bisher, ganz und gar sinnlos und
barocken Mustern folgend, linear), in eine einzige, mit
delikatem Geschmack gewählte Farbe getaucht und
von erhöhtem Standpunkt gezeigt: das ist sein Kunst-
mittel. Wir haben es also mit einer dekorativen
Kunst zu tun. Man wird unterscheiden müssen
zwischen dekorativem oder Repräsentationsgarten und
Gebrauchs- oder Familiengarten. Für beide gelten
verschiedene Gesetze. Olbrichs Gärten gehören in
erstere Kategorie. Schon das Arbeiten mit Massen
ein und derselben Pflanzengattung, ohne das die
dekorative Wirkung nicht zu erreichen ist, hat die
Abtötung des Interesses für die Einzelpflanze zur
notwendigen Folge. Gerade diese Pflege des persön-
lichen Verhältnisses zum Individuum der Pflanze, des
liebevollen Interesses am Einzelnen zu vermitteln, ist
aber für uns Deutsche der Hauptzweck des Familien-
gartens. Olbrich selbst scheint seiner Kunst auch
vorwiegend dekorative Aufgaben zu stellen. In einem
 
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