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DIE DRITTE DEUTSCHE KUNSTGEWERBEAUSSTELLUNG DRESDEN 1906
haben, oder sich in ihrem Verlag in besonderem Maße
von künstlerischen Absichten leiten lassen und dem-
gemäß vom Preisgericht ausgezeichnet worden sind:
E. A. Seemann - Leipzig (für ihre gesamte Verlags-
tätigkeit), Gentzsch & Heyse-Hamburg (Druckschriften),
Theodor Beyer-Dresden (Plakate), Georg Büxenstein-
Berlin (technische Ausführung von Heliogravüren),
Elsässische Druckerei und Verlagsanstalt Straßburg
(gute wissenschaftliche Reproduktionen), Holderbaum
& Schmidt-Berlin (Plakate), Verlag vonj. Zeitler-Leipzig
(Verlagswerke).
In so umfassender und ehrenvoller Weise wie das
deutsche Buchgewerbe ist keine zweite deutsche Kunst-
industrie in der Dresdener Kunstausstellung vertreten.
Wir müssen uns daher mit dem Rest sehr viel kürzer
fassen.
KERAMIK
In der Keramik steht die Kgl. Porzellanmanufaktur
zu Charlottenburg insofern voran, als Professor Schmilz-
Baudiß durch eine neue farbig plastische Dekoration
die kunsttechnischen Ausdrucksmittel des Porzellans
wesentlich bereichert hat. Wir vermögen indes nicht
zu finden, daß der künstlerische Erfolg in allen Stücken
den technischen Anstrengungen völlig entspricht. Der
Meißener Manufaktur darf das Zeugnis nicht versagt
werden, daß sie sich erfolgreich bemüht, gemäß dem
Andrängen der Dresdener Kunstfreunde, ihre alten
Modelle und Muster getreuer und damit künstlerisch
einwandfrei nachzuahmen und auch gutes Neues zu
schaffen: namentlich die Tiere von dem Meißener
Bildhauer Walther und ein sehr ansprechendes bürger-
liches Service nach Entwurf von Richard Riemer-
schmid verdienten Anerkennung. Auch von van de
Velde ist ein neues Service vorhanden. Die Nymphen-
burger Manufaktur hat ein paar vorzügliche Figuren
nach Entwurf von Adalbert Niemeyer ausgestellt.
Eine großartige keramische Leistung ist der Winter-
garten von Villeroy & Boch- Dresden und Mettlach
nach Entwurf von Max Hans Kühne: die vordere
Halle ist ganz aus Glas, dahinter aber zieht sich ein
Gang, dessen Säulen, Wände, Brunnen usw. vollständig
aus glasierten farbigen Fliesen und Kacheln hergestellt
sind. Vasen und andere dekorative Erzeugnisse der
Keramik, auch ein Gemälde von Pechstein, vervoll-
ständigen das imposante Bild keramischen Schaffens.
Auf dem Gebiete der Mosaikmalerei stehen Puhl
und Wagner-Rixdorf obenan. Ausgezeichnete stilge-
rechte Entwürfe für Mosaikmalerei wie für Glasge-
mälde hat Otto Gußmann-Dresden geliefert. Auch
die Künstler Wilhelm Kreis, Fritz Schumacher, Erich
Kleinhempel, Rößler, Goller, Guhr, Schumacher-
Dresden, K. v. Heider und Pankok-Stuttgart, J. Diez,
Bruno Paul, Richard Riemerschmid und Joseph
Wackerle-München sowie Marzloff in Straßburg haben
sich durch künstlerisch hervorragende und material-
gerechte Entwürfe teils für Porzellanfiguren, teils für
Fliesen und Glasgemälde ausgezeichnet. Ringel
d'IHzach-Straßburg hat sich Verdienste erworben durch
die Wiederbelebung antiker Glastechnik. Daß auch
technisch auf dem Gebiete der Kunstverglasung Vor-
zügliches geleistet wird, bezeugen die Glasgemälde
der Firmen Braunagel & Camissar-Straßburg, Gebr.
Liebert-Dresden, Bruno Urban-Dresden, Fischer-Dresden,
Saile-Stuttgart. Ferner nennen wir als Aussteller von
schönen Kristallgläsern: B.v.Poschinger-Oberzwieselau,
Christian & Sohn-Meisental, Schneckendorf-München,
die Rheinischen Glashüttenwerke A.-G.-Köln a. Rh.,
von Baukeramik Carl Teichert-Meißen, von Kaminen
und farbig glasierten Fliesen: Ernst Teichert-Meißen
und die Sächsische Ofenfabrik vormals E. Teichert-
Meißen, von Mosaikplatten: Kauffmann-Niedersedlitz,
von Mosaikfliesen: die Sinziger Mosaikwaren- und
Tonplattenfabrik-Sinzig, von Gefäßen und keramischer
Innendekoration: R. Mutz-Berlin. Richard Mutz-Berlin
ist der Schüler und Sohn von Hermann Mutz-Altona,
der im Altonaer Laden auserlesene Proben seiner
feuersteinharten Steinzeuge mit geflossenen Scharf-
feuerglasuren vorführt. In wirksamem Aufbau führen
auch die Vereinigten Westerwälder keramischen Fa-
briken zu Höhr-Grenzhausen (Hessen-Nassau) ihre
künstlerischen Gefäße in Steinzeug vor (Entwürfe von
Behrens, Riemerschmid, van de Velde und anderen).
Endlich mögen noch die vortrefflichen dekorativen
Gefäße aus Irdenware und Steingut von Elisabeth
Schmidt-Pecht in Konstanz erwähnt sein.
Auch eine vollständige Töpferei im Betrieb ist in
der Abteilung Kunstindustrie aufgestellt. Die Dres-
dener Bildhauer Rudolf Gerbert und Kurt Feuerriegel
arbeiten auf der Töpferscheibe und schmücken die
Geräte durch Auflegen von plastischen Ornamenten.
Das sächsische Töpfergewerbe liegt tief darnieder und
fertigt nur die gewöhnlichste Gebrauchsware. Die
Werkstätte soll daher ein weiteres Verständnis für
volkstümliche Kunstweise herbeiführen, und nament-
lich dem sächsischen Töpfergewerbe Anregungen in
diesem Sinne geben. Der Reiz der Handarbeit tritt
an den hübschen Gegenständen, die hier vor den
Augen der Beschauer entstehen, klar hervor. Es wäre
ein schöner Erfolg, wenn die Technik des freien Auf-
legens der Ornamente durch die Ausstellung wieder
mehr in Aufnahme käme.
METALLKUNST
Auf dem Gebiete des Metalls sind zunächst einige
kunsthandwerkliche Einzelerzeugnisse zu erwähnen,
vor allem der ganz einzigartige Tafelaufsatz für den
Rat zu Dresden von Karl Groß, ausgeführt von Her-
mann Ehrenlechner-Dresden. Er ist in Silber in ge-
triebener Arbeit hergestellt, mit sächsischen Halbedel-
steinen und Perlen geschmückt; die zwölf ausladenden
Arme tragen senkrecht stehende Fruchtkapseln, die
sich öffnen lassen, so daß dann in Elfenbein ge-
schnitzte allegorische Figuren zum Vorschein kommen.
Das Ganze ist ein prächtiges Werk neuer Form, in
dem sich die schöpferische Kraft von Karl Groß
überzeugend bekundet. Der Stadt Dresden gehört
weiter: ein sehr schönes Prunktintenfaß der Stadt
Dresden in Gold getrieben mit Elfenbein und Edel-
steinen, entworfen vom Architekten Max Hans Kühne,
ausgeführt vom Hofjuwelier Mau-Dresden; sodann
das goldene Buch der Stadt Dresden, eine vorzügliche
DIE DRITTE DEUTSCHE KUNSTGEWERBEAUSSTELLUNG DRESDEN 1906
haben, oder sich in ihrem Verlag in besonderem Maße
von künstlerischen Absichten leiten lassen und dem-
gemäß vom Preisgericht ausgezeichnet worden sind:
E. A. Seemann - Leipzig (für ihre gesamte Verlags-
tätigkeit), Gentzsch & Heyse-Hamburg (Druckschriften),
Theodor Beyer-Dresden (Plakate), Georg Büxenstein-
Berlin (technische Ausführung von Heliogravüren),
Elsässische Druckerei und Verlagsanstalt Straßburg
(gute wissenschaftliche Reproduktionen), Holderbaum
& Schmidt-Berlin (Plakate), Verlag vonj. Zeitler-Leipzig
(Verlagswerke).
In so umfassender und ehrenvoller Weise wie das
deutsche Buchgewerbe ist keine zweite deutsche Kunst-
industrie in der Dresdener Kunstausstellung vertreten.
Wir müssen uns daher mit dem Rest sehr viel kürzer
fassen.
KERAMIK
In der Keramik steht die Kgl. Porzellanmanufaktur
zu Charlottenburg insofern voran, als Professor Schmilz-
Baudiß durch eine neue farbig plastische Dekoration
die kunsttechnischen Ausdrucksmittel des Porzellans
wesentlich bereichert hat. Wir vermögen indes nicht
zu finden, daß der künstlerische Erfolg in allen Stücken
den technischen Anstrengungen völlig entspricht. Der
Meißener Manufaktur darf das Zeugnis nicht versagt
werden, daß sie sich erfolgreich bemüht, gemäß dem
Andrängen der Dresdener Kunstfreunde, ihre alten
Modelle und Muster getreuer und damit künstlerisch
einwandfrei nachzuahmen und auch gutes Neues zu
schaffen: namentlich die Tiere von dem Meißener
Bildhauer Walther und ein sehr ansprechendes bürger-
liches Service nach Entwurf von Richard Riemer-
schmid verdienten Anerkennung. Auch von van de
Velde ist ein neues Service vorhanden. Die Nymphen-
burger Manufaktur hat ein paar vorzügliche Figuren
nach Entwurf von Adalbert Niemeyer ausgestellt.
Eine großartige keramische Leistung ist der Winter-
garten von Villeroy & Boch- Dresden und Mettlach
nach Entwurf von Max Hans Kühne: die vordere
Halle ist ganz aus Glas, dahinter aber zieht sich ein
Gang, dessen Säulen, Wände, Brunnen usw. vollständig
aus glasierten farbigen Fliesen und Kacheln hergestellt
sind. Vasen und andere dekorative Erzeugnisse der
Keramik, auch ein Gemälde von Pechstein, vervoll-
ständigen das imposante Bild keramischen Schaffens.
Auf dem Gebiete der Mosaikmalerei stehen Puhl
und Wagner-Rixdorf obenan. Ausgezeichnete stilge-
rechte Entwürfe für Mosaikmalerei wie für Glasge-
mälde hat Otto Gußmann-Dresden geliefert. Auch
die Künstler Wilhelm Kreis, Fritz Schumacher, Erich
Kleinhempel, Rößler, Goller, Guhr, Schumacher-
Dresden, K. v. Heider und Pankok-Stuttgart, J. Diez,
Bruno Paul, Richard Riemerschmid und Joseph
Wackerle-München sowie Marzloff in Straßburg haben
sich durch künstlerisch hervorragende und material-
gerechte Entwürfe teils für Porzellanfiguren, teils für
Fliesen und Glasgemälde ausgezeichnet. Ringel
d'IHzach-Straßburg hat sich Verdienste erworben durch
die Wiederbelebung antiker Glastechnik. Daß auch
technisch auf dem Gebiete der Kunstverglasung Vor-
zügliches geleistet wird, bezeugen die Glasgemälde
der Firmen Braunagel & Camissar-Straßburg, Gebr.
Liebert-Dresden, Bruno Urban-Dresden, Fischer-Dresden,
Saile-Stuttgart. Ferner nennen wir als Aussteller von
schönen Kristallgläsern: B.v.Poschinger-Oberzwieselau,
Christian & Sohn-Meisental, Schneckendorf-München,
die Rheinischen Glashüttenwerke A.-G.-Köln a. Rh.,
von Baukeramik Carl Teichert-Meißen, von Kaminen
und farbig glasierten Fliesen: Ernst Teichert-Meißen
und die Sächsische Ofenfabrik vormals E. Teichert-
Meißen, von Mosaikplatten: Kauffmann-Niedersedlitz,
von Mosaikfliesen: die Sinziger Mosaikwaren- und
Tonplattenfabrik-Sinzig, von Gefäßen und keramischer
Innendekoration: R. Mutz-Berlin. Richard Mutz-Berlin
ist der Schüler und Sohn von Hermann Mutz-Altona,
der im Altonaer Laden auserlesene Proben seiner
feuersteinharten Steinzeuge mit geflossenen Scharf-
feuerglasuren vorführt. In wirksamem Aufbau führen
auch die Vereinigten Westerwälder keramischen Fa-
briken zu Höhr-Grenzhausen (Hessen-Nassau) ihre
künstlerischen Gefäße in Steinzeug vor (Entwürfe von
Behrens, Riemerschmid, van de Velde und anderen).
Endlich mögen noch die vortrefflichen dekorativen
Gefäße aus Irdenware und Steingut von Elisabeth
Schmidt-Pecht in Konstanz erwähnt sein.
Auch eine vollständige Töpferei im Betrieb ist in
der Abteilung Kunstindustrie aufgestellt. Die Dres-
dener Bildhauer Rudolf Gerbert und Kurt Feuerriegel
arbeiten auf der Töpferscheibe und schmücken die
Geräte durch Auflegen von plastischen Ornamenten.
Das sächsische Töpfergewerbe liegt tief darnieder und
fertigt nur die gewöhnlichste Gebrauchsware. Die
Werkstätte soll daher ein weiteres Verständnis für
volkstümliche Kunstweise herbeiführen, und nament-
lich dem sächsischen Töpfergewerbe Anregungen in
diesem Sinne geben. Der Reiz der Handarbeit tritt
an den hübschen Gegenständen, die hier vor den
Augen der Beschauer entstehen, klar hervor. Es wäre
ein schöner Erfolg, wenn die Technik des freien Auf-
legens der Ornamente durch die Ausstellung wieder
mehr in Aufnahme käme.
METALLKUNST
Auf dem Gebiete des Metalls sind zunächst einige
kunsthandwerkliche Einzelerzeugnisse zu erwähnen,
vor allem der ganz einzigartige Tafelaufsatz für den
Rat zu Dresden von Karl Groß, ausgeführt von Her-
mann Ehrenlechner-Dresden. Er ist in Silber in ge-
triebener Arbeit hergestellt, mit sächsischen Halbedel-
steinen und Perlen geschmückt; die zwölf ausladenden
Arme tragen senkrecht stehende Fruchtkapseln, die
sich öffnen lassen, so daß dann in Elfenbein ge-
schnitzte allegorische Figuren zum Vorschein kommen.
Das Ganze ist ein prächtiges Werk neuer Form, in
dem sich die schöpferische Kraft von Karl Groß
überzeugend bekundet. Der Stadt Dresden gehört
weiter: ein sehr schönes Prunktintenfaß der Stadt
Dresden in Gold getrieben mit Elfenbein und Edel-
steinen, entworfen vom Architekten Max Hans Kühne,
ausgeführt vom Hofjuwelier Mau-Dresden; sodann
das goldene Buch der Stadt Dresden, eine vorzügliche