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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Creutz, Max: Das Krematorium von Peter Behrens in Hagen in Westfalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0049
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KREMATORIUM VON PETER BEHRENS







Peter Behrens, Krematorium in Hagen i. W. (Derzeitige Anlage, noch ohne Kolumbarium.)

Ausführung kam. Seine Aufgabe wäre es, einen Tempel der Musik zu bauen, jetzt wird er in Berlin
einen Tempel der Arbeit für ein so weit schauendes Unternehmen, wie die Allgemeine Electricitäts-
Gesellschaft, errichten. Leider ist er damit dem Rhein und dem westlichen Industriebezirke, wo die
eigentlichen Wurzeln seiner Kraft liegen, entrissen. Nur von Wenigen ist erkannt worden, was der
Künstler für den Westen bedeutet hätte. Und vielleicht ist es für die Vielen nicht leicht, den Weg zu
Peter Behrens zu finden. Man würde ihn finden, wenn man zum Hagener Krematorium hinaufwandert.

Was Peter Behrens vor allem auszeichnet, ist die Schöpfung eines unbegrenzten Raumempfindens.
Die unendliche Musterung der Webekunst des frühen Mittelalters, die ornamentale Anschauung der
Spatantike mit ihrem mustergleichen Grunde haben in der Flächenkunst etwas Verwandtes mit dieser
Art, die Behrens jetzt in letzter Konsequenz auf die Raumgestaltung übertragen hat. Er verbindet die
Flächenkunst unendlicher Muster zu einer neuen Architektur. Er schafft in neuer Tektonik Organismen,
die stets ein Teil eines großen Unendlichen sind. Man muß an die alten bestehenden Raumeindrücke
der antiken Tempel, des Aachener Domes, der romanischen Kirchen, der gotischen Kathedralen, dann
an das neue Raumempfinden der antikisierenden Renaissance, an die Garlenanlagen Frankreichs
denken, um zu verstehen, was hier Neues erreicht ist. Es war nicht neu, einen Raum architektonisch
derart zu umschließen und umzugliedern, daß man den Raum als durchgeistigte Luft empfand. Behrens
geht über den abgeschlossenen Raum hinaus, er fügt ihn als einen Teil dem großen Unendlichen ein.
Im Aufbau seiner Werke entsteht bis in alle Einzelheiten der aneinandergereihten Ornamente eine
Anweisung auf die Unendlichkeit. Daher auch das Flächenartige seiner Kunst, die allem plastisch
Schwerfälligen, für sich und nicht in Beziehung zum Räumlichen Existierenden abhold ist. Wie auf
persischen Teppichen, wo wir einen Teil des Musters mit dem Auge erfassen und die Phantasie sich
 
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