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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Mahlberg, Paul: Das künstlerische Inserat
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0035

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28

DAS KÜNSTLERISCHE INSERAT


Wirkung kann also auch seine Art nicht als innerhalb
der Ästhetik des Inserats liegend betrachtet werden. —
Am meisten Inseratwitz hat Julius Klinger. Und damit
komme ich auf den Schlußsatz des vorhergehenden
Abschnitts zurück. ■— Der Künstler erzählte einmal,
daß sich das Admiralspalast-Etablissement nach Ab-
lehnung mehrerer vorgelegter Plakate mit der Bitte um
einen Entwurf an ihn gewandt habe. Ihm machte

das selbe Kopfzerbrechen, was alle anderen Entwürfe
nicht erfüllt hatten: die Vielseitigkeit des Unternehmens
in einen schlagenden Ausdruck zu fassen, ihm ein
wirksames Zeichen zu geben. Da erfand er schließlich
zu dem Zwecke jenes große A, in dessen schreiender
Gabel alles untergebracht werden kann, Eisbahn, Bar,
Lichtbildtheater usw. Es ist der beste Inseratwitz, im
Original wenigstens. Daß in der erfundenen Form
wirklich tiefer Witz, aber
auf Haaresbreite, liegt,
sieht man daran, wie
man ihn kolportiert. Man
verstand nicht, worauf
es ankam und wandelte
ihn ein wenig ab. Die
Qualität eines Inserats
ist aber ein differenzier-
tes Ding; sie kann in
der besonderen Gestalt
zweier ü-Striche beruhen.
Ändert sie ab, und wun-
dert euch dann, das die
ganze Herrlichkeit ver-
sinkt! o
□ Ein Inseratentwurf
wie der eben bezeichnete
wäre wohl imstande, sich
mit einer gewöhnlichen
klaren Druckschrift zu
einem vortrefflichen In-
serat (ganz gleich welcher
Offerte, ob von der Eis-
bahn oder von der Bar)
zu verbinden. Unbe-
dingt wäre das nicht,
da das variable Satzbild
infolge der Untüchtig-
keit des Setzers oder
des korrigierenden Re-
klamechefs schlecht sein
kann. Er sucht ja wohl
stets, es anders zu ma-
chen, denn es hat sich
herausgestellt, daß die
künstlerisch am meisten
befriedigende, das heißt
systematische Anordnung
zugleich die wirkungs-
vollste ist. Aber der Er-
folg bleibt doch immer
vom Geschmack und
Vermögen eines künst-
lerisch nicht orientierten
Mannes abhängig. Die
Ausstellung in den Schau-
fenstern hat man unse-
ren Plakat- und Inserat-
künstlern überlassen, um
sie künstlerisch zu ge-
stalten. In den Reklame-
bureaus sitzt meines

Atelier Deutsch, Berlin-Schöneberg 3

Inseratzeichnung für die Manoli-Zigarettenfabrik in Dresden
 
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