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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0045

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38

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU


Max Klinger

Einladungskarte

Aus: Zur Westen, Berlins graphische Qelegenheitskunst


Theodor Hosemann, Einladungskarte. Aus: Zur Westen, Berlins graph. Gelegenheitskunst

gewerblichen Fachkreisen Deutschlands höchst
willkommen sein muß. Zumal wenn, wie hier,
die gehaltvolle Einleitung auch in deutscher
Sprache die Grundlagen dieser anziehenden,
zielsicheren Arbeit klarlegt: den nordischen
Zug zur Sachlichkeit, zum heimischen Material
und zu malerischen Wirkungen, die südliche,
antike und italienische Schulung zur Klarheit,
Anmut und inneren Größe. Das Nordische
hat bisher iiberwogeh; neuerdings drängt das
Klassische wieder vor, beides getragen von
starken Persönlichkeiten. Aber was sie einigt,
ist stärker als das, was sie trennt. Die 300
Bilder, photographische Aufnahmen und er-
läuternde Grundrisse, hat der Herausgeber der
trefflichen Verbandszeitschrift der dänischen
Baukünstler, Architekt K. Varming, aus den
Werken der besten Meister klug und vielseitig
gewählt: Kirchen und öffentliche Bauten, Ge-
schäfts- und Mietshäuser, Villen und Bauern-
höfe, Äußeres und Inneres, Werke der Vor-
gänger, der Führer und der jüngsten Träger
dieser in sich geschlossenen, im besten Sinne
nationalen und volkstümlichen Bauweise. Möge
das Buch auch bei uns das Verständnis für
solch einheitliche Kunstarbeit fördern. □
Peter Jessen.
Ein Moderner Totentanz in 16 Bildern,
gezeichnet von Joseph Sattler. Zweite,
vermehrte Auflage, 16 farbige Heliogravüren.
Berlin 1912, J. A. Stargardt. □
□ Als vor bald zwanzig Jahren die junge deut-
sche Kunst ihre dekorativen Kräfte sammelte,
stand Joseph Sattler in der ersten Reihe der
Kämpfer. Keiner hatte wie er unseren großen,
alten Meistern Strich und Stil des Graphischen
abgelauscht; wenige hatten aus tiefer Künstler-
seele so viel Gehaltvolles, Ernstes und Launi-
ges in Shakespearischer Mischung zu erzählen.
Der »Todtentanz« war eine Auslese seiner
persönlichsten Gestaltungen. Heute gibt der
_Verleger, der damals dem jungen
Talent opferfreudig die Wege ebnete,
die Bilder von damals in neuer Auf-
lage heraus, vermehrt um drei Tafeln
gleicher Art. Und wieder packt uns
die urdeutsche Phantastik dieses
Grüblers, der Ältestes und Neuestes
im Zeichen des Todes schaut, Brand
und Einsturz der alten Stadt, Trunk
und Liebesweh, Menschliches und
Persönliches. Auch die drei neuen
Blätter stammen aus dieser Doppel-
welt: der »Spieler« mit dem Tod
zur Seite, die »Grenzen« des mensch-
lichen Denkens, der »Trödler« als
Knochenmann. Angesichts dieser
Fülle der Gesichte mögen wohl
die Freunde des Meisters davon
träumen, daß der damalige Vor-
kämpfer heute in seinen reifen
Jahren aufs neue seine seltenen
Gottesgaben an große Aufgaben
setze, auf daß dereinst nicht nur
der Jüngling, sondern auch der
Mann in der Geschichte der deut-
schen Kunst als einer unserer Eigen-
sten fortlebe. /> j.
 
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