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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0245

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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Hildebrand, intellektueller, schon durch die Architektonik
des Bildhauerischen, nicht ganz frei davon geblieben ist.
o Dr. Herrmann Konnerth gebührt Dank und Lob für
seine knappe, klare und übersichtliche, wenn auch ganz
unkritische Darstellung. □
Gustav E. Pazaurek, Alte Goldschmiedearbeiten aus
schwäbischen Kirchenschätzen. Von der Ausstellung kirch-
licher Kunst in Stuttgart. Herbst 1911. Mit 1S2 Abbildungen
auf 80 Lichtdrucktafeln und fünf Textabbildungen. Leipzig,
K. W. Hiersemann, 1912. □
□ Die Materialsammlungen und Monographien auf dem
Gebiete der älteren Goldschmiedekunst mehren sich. Längst
hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß eine künftige
Geschichte der deutschen Goldschmiedekunst nur auf Grund
von sorgfältig und eingehend durchgeführten Untersuchungen
der Einzelgebiete möglich ist. Die Inventarisationen der
Kunstdenkmäler in den verschiedenen deutschen Staaten
haben zwar hie und da vorgearbeitet, jedoch nicht überall
gleichmäßig; vielfach haben sie auch versagt. Neues Ma-
terial tritt oftmals bei den Regional-Ausstellungen von
älteren Goldschmiedewerken zutage, die gelegentlich an
Orten veranstaltet werden, welche früher Mittelpunkte
einer reicheren Ausübung des Goldschmiedegewerbes waren
oder welche einen alten Besitzstand von solchen Arbeiten
aufweisen. Es handelt sich hierbei in der Hauptsache um
kirchliches Gerät, das der Besitz der toten Hand und fromme
Ehrfurcht viel mehr als das öffentliche oder private Eigentum
vor Verlusten durch Einschmelzen oder Umänderung ge-
schützt hat. □
□ So hat auch die im Jahre 1911 im Landesgewerbemuseum
zu Stuttgart veranstaltete Ausstellung kirchlicher Kunst, neben
den Holzplastiken, Paramenten und Werken der graphi-
phischen Kunst, reiche Silberschätze aus den Kirchen,
Klöstern und Stiften Schwabens in einer eindrucksvollen
Zusammenstellung vereinigt und dadurch zum erstenmale
die Möglichkeit gegeben, die Leistungen der Edelschmiede
des württembergischen Stammlandes und der zum Teil mit
seinem Gebiete jetzt vereinigten ehemaligen schwäbischen
Reichsstädte kennen zu lernen und zu beurteilen. Eine
solche Gelegenheit konnte nicht ungenützt vorübergehen,
ohne daß die durch die Untersuchung und Vergleichung
der Werke gewonnenen Ergebnisse und die Arbeiten selbst
in Bild und Wort festgehalten wurden. Die von dem
rührigen Leiter des Landesgewerbemuseums herausge-
gebene Veröffentlichung liegt in einem stattlichen, von dem
Verlage glänzend ausgestatteten Bande vor. Zunächst wird
nur das Material gegeben, das in lückenloser Reihe die
Entwickelung der schwäbischen Goldschmiedekunst von der
romanischen Zeit bis zum Empire belegt. Unter den frühesten
Beispielen zeigt das dem 11. Jahrhundert zugeteilte Tafel-
reliquiar von Zwiefalten byzantinische Einflüsse und Be-
ziehungen zu der Schule von St. Emmeram in Regensburg.
Romanische Schmelzarbeiten finden sich neben frühgotischen
Gravierungen an Reliquienkästchen; Werke aus allen Pe-
rioden der Gotik, vielfach zu reicher Plastik entwickelt an
den architektonischen Aufbauten der dreiseitigen und flachen
Turmmonstranzen sind vertreten. Die Renaissance ist mit
den einfachen, oftmals bloß durch Gravierungen verzierten
kirchlichen Geräten des evangelischen Kultus beteiligt,
während in der Barock- und Rokokozeit die ganze reiche
Pracht der katholischen Kirchenausstattungen entfaltet wird.
In diesen Jahrhunderten herrscht die gewaltige Produktion
der Goldschmiedezentrale Augsburg so sehr vor, daß neben
ihr kaum eine andere Erzeugungsstätte aufkommt. Für
die Geschichte der Augsburger Goldschmiedekunst findet
sich hier Material in ungeahnter Fülle. Aber auch für die
Tätigkeit der Goldschmiede an anderen Orten des württem-

bergischen Staatsgebietes sind viele Anhaltspunkte neu auf-
gefunden und die Kenntnis der Beteiligung von Städten wie
Stuttgart, Tübingen, Heilbronn, Gemünd usw. an der Gold-
schmiedekunst derZeit erheblich erweitert worden. Wichtige
Beiträge zur Bestimmung von süddeutschen Goldschmiede-
arbeiten nach den Beschau- und Meisterzeichen sind noch
zu erwarten von der Verarbeitung der gewonnenen Ergeb-
nisse in einer »Geschichte der württembergischen Gold-
schmiedekunst«, welche der Verfasser in Aussicht stellt.
Auch ausländisches Gut, das zufällig in württembergischen
Kirchenbesitz gelangt ist, italienisches, englisches, ist unter
den Abbildungen vertreten und bietet Vergleichsmaterial
zu dem einheimischen Bestand. o
□ Der Verfasser, bekannt durch seine verdienstlichen Ar-
beiten über Glaskunst und durch seine verständnisvolle
Reorganisation der kunstgewerblichen Sammlungen des
Stuttgarter Landesgewerbemuseums, erweist sich auch auf
diesem Stoffgebiet als ein in der technischen als auch in
der historischen Entwickelung der gewerblichen Künste er-
fahrener Führer, der auch mit der Landeskunde des ver-
tretenen Gebietes wohl vertraut ist. Pazaurek hat es ver-
standen, in wenigen Jahren zu dem Lande seiner jetzigen
musealen Tätigkeit ein inneres Verhältnis zu gewinnen und
manches bisher Brachliegende zu entwickeln. □
o Den Früchten der weiteren Verarbeitung des Ausstellungs-
materials werden alle, die sich für die Geschichte der
deutschen Goldschmiedekunst interessieren, erwartungsvoll
entgegensehen. v. Czihak.
SCHULEN UND UNTERRICHT
□ Bremen. Kunstgewerbeschule. Uber den kunstgewerb-
lichen Unterricht erklärt im Jahresbericht des Gewerbe-
museums der neue Direktor Prof. Erich Kleinhempel: »Die
Schule hat auch im Berichtsjahr weder an Unterrichts- und
Übungsstoff noch an Raum und Schulmitteln die seit Jahren
angestrebte Erweiterung erfahren. Der Besuch ist dabei
ein stetig wachsender und macht die Frage der Verbesse-
rung der Schulverhältnisse immer brennender. Der Schule
fehlen die genügend ausgebaute allgemeine Abteilung
(Naturstudium, technische Übungen, geschmackliche und
fachwissenschaftliche Übungen) und eine genügend aus-
gebaute Fachabteilung (Entwurfsklassen und Werkstätten-
unterricht). An anderen Schulen gemessen ist die Bremer
Schule um viele Jahre zurück. Jene lassen erkennen, wie
städtische und staatliche Behörden und Schulverwaltungen
über die geschmackliche und technische Ausbildung des
künftigen Kunsthandwerkerstandes denken, angeregt durch
das wachsende Interesse des Auslandes an deutscher
Qualitätsarbeit und angeregt durch die Hinweise deutscher
Volkswirtschaftler auf dieses ausländische Interesse an
deutschem Export des Kunstgewerbes, auch angeregt durch
das lebhafte Interesse, das deutsche große kunstgewerb-
liche Fachverbände der Schulfrage deshalb widmen. Das-
selbe Interesse ist wohl auch in Bremen rege, konnte aber
bisher an der Schule des Gewerbemuseums noch nicht
zum Ausdruck gebracht werden. Die Verwirklichung eines
neuerdings ausgearbeiteten Programms zur Verlegung und
Erweiterung der Schule würde diese wieder in die Reihe
ihrer modernen Schwesteranstalten rücken. Es wird hier-
über dem Senat und der Bürgerschaft ehestens eingehend
berichtet werden.« (Man hat allgemein zu dem neuen
Direktor das Zutrauen, daß ihm die erstrebte Reorganisation
der Schule gelingen würde, wenn nur Staat und Bürger-
schaft ihm mit materieller Unterstützung genügend ent-
gegenkommen wollten. Red.) Besucht wurde die Schule
im Sommersemester 1912 von 63 Schülern in 221 Fächern
 
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