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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Wolff, Theodor: Mahagoni und Ebenholz: ein Beitrag zum holzindustriellen Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0203
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Europa, getrieben; in Britisch-Honduras beispielsweise
beträgt der Wert der jährlichen Ausfuhr an Mahagoniholz
allein drei Millionen Mark.

Kenntnis und Verwendung des Mahagoniholzes da-
tieren in Europa seit dem Ende des 16. Jahrhunderts und
gehören zu den zahlreichen Errungenschaften, die die Ent-
deckung der neuen Welt für Europa mit sich brachte. Die
Eroberer, die nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus
von den neuentdeckten Gebieten Besitz ergriffen, fanden
dort den Mahagonibaum vor, dessen Holz bei den Ein-
geborenen in hoher Schätzung stand und das die euro-
päischen Ankömmlinge ebenfalls zu verwenden suchten.
Schon Ferdinand Cortez, der Eroberer Mexikos, soll das
Holz des Mahagonibaumes zum Bau seiner Schiffe ver-
wendet haben, ebenso auch die Zimmerleute, die 1597 auf
den Schiffen des berühmten britischen Seehelden Walter
Raleigh nach Amerika kamen. Rohes Mahagoniholz wurde
im Jahre 1724 zum erstenmal in England eingeführt und
galt dort als kostbare Seltenheit; aus einem Stück dieses
ersten Mahagoniholzes fertigte damals ein Kunsttischler,
namens Wollaston, einen Zierkasten zur Aufbewahrung von
Kerzen an, der sowohl seines kostbaren Holzes wie auch
seiner überaus kunstvollen Arbeit wegen viel bewundert
wurde und noch heute als große Rarität erhalten ist. Seit-
dem wurde die Einfuhr von Mahagoni aus Amerika nach
allen europäischen Ländern eifrig betrieben und betrug
schon im Jahre 1753 allein aus Jamaika über 520000 Kubik-
fuß. Um die botanische Erforschung des Baumes machte
sich der Österreicher Baron von Swieten, Leibarzt der
Kaiserin Maria Theresia und zugleich ein tüchtiger Botaniker,
verdient, und ihm zu Ehren erhielt der Baum den lateinischen
Namen Swietenia mahagoni. Heute ist Hamburg der Haupt-
handelsplatz für den europäischen Mahagonimarkt; die jähr-
liche Einfuhr von Mahagoniholz nach Europa beträgt nahe-
zu 150000 Tonnen, von denen etwa ein Zentel auf Deutsch-
land entfällt.

Zu den schönsten, berühmtesten und teuersten Kunst-
hölzern, die in den holzverarbeitenden Kunstgewerbezweigen
Verwendung finden, gehört ferner das Ebenholz. Kunst-
tischlerei, Klavierbau, Kunstdrechslerei und Holzbildhauerei
schätzen und verarbeiten dieses Holz als edelstes Material
um einer Reihe hervorragender Eigenschaften willen, die
lediglich dieses Holz auszeichnen, wenn es freilich auch
seiner noch größeren Seltenheit wegen in seiner industiellen
Verwendung hinter dem Mahagoniholz zurücksteht. Vor
allem ragt das Ebenholz durch seine unvergleichliche tief
schwarzblaue Naturfarbe vor allen anderen Holzarten her-
vor, eine Eigenschaft, die in der kunstgewerblichen Ver-
arbeitung dieses Materials zu wundervollster Wirkung kommt
und allen Ebenholzmöbeln oder Gegenständen ihre ganz
einzigartige Schönheit verleiht. Diese wertvolle Eigenschaft
besitzt jedoch auch nur das echte Ebenholz, nämlich das
Holz der Baumarten aus der Gattung Diosypros, vornehm-
lich des eigentlichen Ebenholzbaumes, Diosypros ebenaster.
Auch dieser Baum gedeiht, ebenso wie der Mahagonibaum,
nur in der tropischen Zone. Das indische Archipel, Vorder-
und Hinderindien, besonders Madagaskar und Ceylon, ferner
auch Mauritius und das tropische Südamerika, sind die
Länder, in denen der Baum wächst, ebenfalls ein Riese
unter den Bäumen, der in Stämmen von ganz gewaltiger
Größe in den Handel kommt.

Das Holz des Ebenholzbaumes ist nicht durchweg
schwarz; der Splint ist weiß, nur der Kern, der allerdings
den größten Teil des Stammes einnimmt, ist schwarz und
liefert das Ebenholz. Das echte schwarze Ebenholz ist ganz
außerordentlich hart, noch härter wie Mahagoni, und ge-
hört auch zu den allerschwersten Holzarten. Es ist schwerer
wie alle europäischen Holzarten, hat ein spezifisches Ge-

wicht von 1,1 bis 1,35, ist also sogar schwerer wie Wasser
und sinkt, in Wasser gelegt, sofort unter. Nur das Pock-
holz ist noch etwas schwerer wie Ebenholz. Seiner außer-
ordentlichen Härte verdankt das Ebenholz seinen Namen,
der von dem hebräischen Wort »eben« = Stein, abgeleitet ist.
Ebenholz bedeutet also soviel wie Steinholz oder steinhartes
Holz. Das Holz ist etwas spröde und brüchig und ent-
wickelt beim Verbrennen einen eigenartigen, aber ange-
nehmen Geruch und wird dieser Eigenschaft wegen ge-
legentlich auch zu Räucherzwecken verwendet. Für das
freie Auge ist das Ebenholz fast völlig strukturlos, von
völlig gleichmäßiger und unterschiedsloser Art des Aus-
sehens, nur unter dem Mikrokskop treten auf dem Quer-
schnitt des Holzes die Gefäße als feine, nicht sehr zahl-
reiche Poren und die Marktstrahlen als äußerst zarte und
manchmal weißpunktierte Linien hervor. Früher wurde das
Ebenholz auch als Medikament angewandt; Abkochungen
von Ebenholz galten als schweißtreibendes Mittel und wurden
sogar von den Apotheken geführt. Hervorragend ist die
Politurfähigkeit des Holzes, durch welches die Naturfarbe
so wunderbar gehoben werden kann; die Ebenholzpolitur
dürfte wohl die schönste und feinste Politur sein, die die
Holzbearbeitung überhaupt herstellen kann. Zu Furnieren
läßt es sich ebenso wie Mahagoni leicht verarbeiten, eine
Folge der Dichtigkeit und völligen Durchwachsenheit des
Holzes. Hervorragend und kunstgewerblich außerordent-
lich wertvoll ist ferner seine Verwendung für eingelegte
Arbeiten, Intarsia, und die hervorragenden Wirkungen, die
es hier erzielt, eine Verwendung, in welcher es für Kunst-
tischlerei, Klavierbau und Kunstdrechslerei wohl das wert-
vollste und geschätzteste unter allen Holzarten darstellt. Mit
Recht wird das Ebenholz als der König unter den Hölzern
bezeichnet.

Wie beim Mahagoniholz, so gibt es auch beim Eben-
holz eine ganze Anzahl Abarten, die ihrem Werte und
ihren Eigenschaften nach dem echten Holze mehr oder
weniger nachstehen. Hier ist zunächst das Kßromandel-
oder Kalamanderholz zu nennen, auch Tintenholz genannt,
ein Holz von schöner rehbrauner bis kaffeebrauner Farbe,
oftmals aber auch regellos schwarz gestreift, so daß es
aussieht, als wäre es mit Tinte begossen, ebenfalls ein
seltenes und edles Holz, das nahezu alle Eigenschaften
des echten Ebenholzes besitzt, jedoch nicht so hart ist wie
dieses. Der Kern des Holzes ist zumeist schwarz, jedoch
von rötlichen und braunen Linien und Streifen durchzogen,
an denen es leicht erkennbar ist. Hinsichtlich seiner Ver-
wendung in der Möbelindustrie, Musikinstrumentenfabri-
kation und Kunstgewerbe ist es von nur wenig geringer
Bedeutung wie das echte Ebenholz. Mit seinem streifigen
Aussehen können sehr schöne Ton- und Farbwirkungen
erzielt werden, eine Eigenschaft, die sich besonders die
Kunstdrechslerei zunutze macht, die aus diesem Holz feine
Spazierstöcke, Handgriffe für Metallgefäße, Eßbestecke,
Türdrücker und ähnliche Gegenstände, die Dauerhaftigkeit
mit gefälligem Aussehen vereinigen sollen, herstellt, und
an denen das eigenartige Farbmuster dieses Holzes zu be-
sonderer Wirkung kommt. Ähnlich nach Eigenschaft und
Aussehen ist dem Kormandelholz auch das nach seiner
Herkunft so benannte Philippinen- oder Camagoon-Ebenholz,
südamerikanischer Herkunft ist das grüne Ebenholz, eben-
falls ein sehr hartes und schweres Holz, das in frischem
Schnitt eine gelblichbrauue bis grünliche Färbung aufweist;
der grünliche Farbton verliert sich an der Luft zum Teil,
jedoch niemals ganz. Trotz seiner Härte läßt es sich sehr
gut schneiden, kann jedoch, da der Baum nur in kleinen
und dünnen Stämmen vorkommt, nur zu kleineren Arbeiten,
besonders Drechslerarbeiten verwandt werden, für die es
ein sehr geschätztes Material ist. Ein Holz ähnlicher Art

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