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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Wolff, Theodor: Mahagoni und Ebenholz: ein Beitrag zum holzindustriellen Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0202

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schaff, die es übrigens mit zahlreicheren anderen exotischen
Nadelhölzern teilt. Das Holz ist mittelschwer (spezifisches
Gewicht 0,6 bis 0,9), dabei aber außerordentlich hart, welcher
Eigenschaft es eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen un-
günstige oder zerstörende Wirkungen, die anderen Holz-
arten, besonders den heimischen, immer gefährlich werden,
verdankt. Von den holzfressenden Würmern und Insekten,
dieser verderblichen und großen Plage der europäischen
Hölzer, wird das harte Holz fast niemals angegriffen.
Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Holzes nehmen mit der
Zeit noch zu; es läßt sich nur sehr schwer spalten und
erfordert für die Bearbeitung die besten und leistungs-
fähigsten Werkzeuge.

Diese wertvollen Eigenschaften, die dem Mahagoniholz
zu solcher allgemeinen
und außerordentlichen
Schätzung in allen holz-
verarbeitenden Indu-
striezweigen, beson-
ders denen kunstge-
werblichen Charakters,
verholten haben, in Ver-
bindung mit dem Um-
stand, daß das Holz
durchaus nicht sehr
reichlich produziert wird
und die Nachfrage das
Angebot immer erheb-
lich übersteigt, haben
den Marktpreis des Hol-
zes sehr in die Höhe
getrieben. Mahagoni
gehört nicht nur zu den
edelsten und schönsten,
sondern auch zu den
teuersten Holzarten,
und für besonders aus-
gezeichnete Stämme
dieses Holzes werden
manchmal enorme Prei-
se von den Werkstätten
bewilligt. So bezahlte
einstmals eine Piano-
fortefabrik für einen ein-
zigen, in drei Blöcke ge-
schnittenen Stamm be-
sten Mahagoni-Furnier-
holzes den Preis von
rund 60000 M. Seines
hervorragend schönen
Aussehens und der hier-
durch erzielten Farb-

und Stil wirkungen wegen wird das Mahagoniholz aber auch
mit Vorliebe zur Furnierung von Möbeln aus geringwertigem
Material verwandt, welchem Umstände die Eigenschaft des
Holzes, sich sehr leicht zu Furnierungen verarbeiten zu lassen,
sehr günstig ist. Vermittelst der heutigen sehr leistungsfähigen
Furniermaschinen werden aus einem einzigen Stamme Maha-
goni viele Tausende von Furnierblättern geschnitten, deren
Stärke nur den Bruchteil eines Millimeters beträgt und die
dennoch von größter Festigkeit und Dauerhaftigkeit sind;
bekanntlich besteht der Zweck der Furnierung nicht nur
darin, schönheitliche Wirkungen zu erzielen, und auch dem
mittleren und minderwertigen Material das Aussehen edlen
Holzes zu verleihen, sondern ihm auch größere Festigkeit
und Beständigkeit zu geben, ein Zweck, der mit Mahagoni-
furnierung in ganz besonderem Maße erreicht wird.

Man unterscheidet eine ganze Reihe von Mahagoni-

Max Seliger

holzarten, und zwar nach den verschiedenen Ländern, in
denen der Baum wächst, Tobasco-, Honduras-, Nicaragua-,
Kuba-, San Domingo-, Guatamala-, Panama- und Corinto-
Mahagoni. Diese Sorten sind nach Wert und Eigenschaften
ziemlich weitgehend voneinander verschieden. Als bestes
Mahagoniholz gilt das Tobasco-Mahagoni, das jedenfalls
am höchsten im Preise steht, ihm zunächst kommt das
Kuba-Mahagoni, von dem jedoch auch ziemlich gering-
wertige Stücke in den Handel kommen. Übrigens wird
auch das Holz anderer aber verwandter Arten als Maha-
goni bezeichnet, und man muß daher sehr wohl zwischen
echten, nur von dem Mahagonibaum stammenden, und
unechtem Mahagoniholz unterscheiden, welch letzteres dem
echten Holz allerdings sehr ähnlich ist und ihm nach Wert

und Eigenschaften nicht
viel nachsteht. So wird
auch das rotbraune Kail-
zeedraholz, das eben-
falls sehr hart und dauer-
haft ist, und von einer
senegalischen Baumart
der Meliazeen stammt,
als Mahagoni und zwar
als Gambia- oder Ma-
deira - Mahagoni be-
zeichnet. Dieses Holz
wird wie echtes Maha-
goniholz verarbeitet, so-
wohl zu Möbeln wie
auch für die Zwecke
des Wagenbaues, aller-
dings nur zu Luxus-
wagen, ferner aber auch
viel zu Kästen für wis-
senschaftliche Instru-
mente, besonders Mi-
kroskopkästen, die in
der Mehrzahl aus die-
sem dauerhaften und be-
ständigen Material her-
gestellt werden, das die
eingeschlossenen und
oftmals sehr wertvollen
und empfindlichen In-
stumente in sehr wirk-
samer Weise gegen die
ungünstigen Einwirkun-
gen der Luft, Tempera-
tur, Feuchtigkeit usw.
schützt. Als weißes Ma-
hagoniholz bezeichnet
man das Holz des west-
indischen Nieren- oder Elefantenlausbaumes, während als
afrikanisches Mahagoni eine ganze Reihe von Holzarten
ziemlich unbestimmter Abkunft in den Handel kommt, die
sich zumeist durch ihren helleren Farbenton von dem
echten Mahagoni unterscheiden und diesem an Härte,
Schwere und sonstigen Eigenschaften, die das echte Holz
so wertvoll machen, erheblich nachstehen. Ein dunkles,
hartes und schweres Holz ist das sogenannte Bay-Maha-
goni, dieselben Eigenschaften weist auch das australische
oder Bastard-Mahagoni auf, das von einigen australischen
Eukalyptusarten, wie dem Fieberheilbaum, dem Blaugummi-
baum usw. stammt, das sogar noch härter und widerstands-
fähiger als das echte Mahagoniholz sein und in der Tier-
welt überhaupt keinen Feind haben soll. Aus allen diesen
Ländern wird ein ganz bedeutender Export mit Mahagoni-
holz nach anderen Ländern, besonders Nordamerika und

Verlag von Rudolf Schick & Co., Leipzig

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