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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Platen, Max: Die Gold- und Silbersammlung des "Vaterlandsdank": ausgestellt im kgl. Kunstgewerbemuseum in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0218
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Jahre bis irgend eine geschickte Firma mit einem
neuen zugkräftigen Muster auf den Markt kam. Die
Künstler oder Kunstgewerbler, die an diesen Schmuck-
sachen beteiligt waren, haben sich
vollständig den Tagesforderungen
angepaßt, lediglich der Grad der
Verkaufsmöglichkeit ist entscheidend
für die Form. Auch dem breitesten
Publikum schafft man in gleicher
Form, leider unter Anwendung von
Surrogaten, Schmuck zu den billig-
sten Preisen. Für echte Steine wird
Glas, für Gold feuervergoldetes Tom-
bak oder Messing und nachher Düble
verwandt. Diese Farbfreudigkeit hielt
beim Schmuck jedoch nur wenige
Jahre an. Gravierungen, schwarz
ausgefüllt auf Goldgrund oder Gold
in schwarzer Emaille geben jetzt
farblich die Bestimmung und das
Ornament beherrscht die Form. Die
Umrißlinien schließen sich zwar
wieder zu einer runden oder ova-
len Grundform, schwächliche Stili-
sierungen oder kranke naturalistische
Zutaten aber tun ein übriges, und
so stehen wir vor jenen Schmuck-
sachen aus der Zeit von 1870—80,
die den vollständigen Niedergang
der Schmuckkunst bedeuten.

Das Gesagte ist anzuwenden auf
den in Masse auftretenden üblichen
Goldschmuck. Einzelstücke von
Künstlerhand, in echtem Material
ausgeführt, können uns, wie schon
angedeutet, aus der Zeit zur Haupt-
sache nach 1870 ebensowenig befriedigen. Der rasch
zunehmende Wohlstand ist hierfür Veranlassung. Die

Ausderüold-und

»Vaterlandsdank «,

chen, am Kleide

in dieser Zeit entstandenen reichen Schmuckstücke ver-
raten weniger den guten Geschmack der Trägerin, als
das Einkommen des Mannes oder der Männer. Nicht
zu schmücken gilt es, es gilt zu
glänzen. Die künstlerische Form
des Schmuckstückes ist vollständig
belanglos geworden, die Größe und
Reinheit der verwendeten Steine ist
ausschlaggebend für den Wert des
Schmuckes. Der Goldschmied muß
zurücktreten, der Juwelier hat nun-
mehr das Wort. Das Metall bleibt
nur so weit, als es für die Fassung
der Steine unbedingt notwendig ist,
und die Anwendung des Platins
ordnet sich auch farblich dem kalten
glänzenden Weiß der zu Brillanten
geschliffenen Diamanten unter. Da
wo seine Form nicht zu umgehen
ist, um eine Unzahl Steine zu
einem demonstrativen Auftrumpfen
zu vereinigen, werden zarte duftige
Spitzenmuster Vorbild für Nach-
bildungen in Metall und Steinen.
Wenn wir irgendwo einen kurzen
treffenden Beweis für die Schein-
kultur um 1880—1900 benötigen
(wir glauben heute darüber hinaus
entwickelt zu sein), so brauchen
wir uns nur dieser Schmuckstücke
zu erinnern.

Allgemein war dies nur von
den Broschen gesagt, doch alles das
läßt sich ohne Änderungen auch
auf die andern Schmucksachen über-
tragen. Armbänder, Ohrringe und
Fingerringe lassen die gleiche Entwicklung und den
gleichen Niedergang erkennen.

Silbersammlung
Halter f. Sträuß-
zu befestigen





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Aus der Gold- und Silbersammlung »Vaterlandsdank«, Riechdosen

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