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DER KUNSTMARKT

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de Montauban »Les quatre filz aymon« (Lyon 1506), eine
hervorragende Seltenheit mit vielen Holzschnitten und
Initialen, Lopez de Gomara, eine der wichtigsten Chroniken
über die Entdeckung Amerikas (Saragossa 1554—55). Der
Gesamtkatalog enthält an 200 vorzüglich gelungene Re-
produktionen auf 15 Tafeln und in 154 Textabbildungen
und ist ein neues Zeugnis für die große Leistungsfähigkeit
des berühmten Frankfurter Hauses. — Katalog 3 von Martin
Breslauer eröffnet als erster eine Reihe, die den Titel »Doku-
mente frühen deutschen Lebens« führt, er behandelt das
deutsche Lied bis zum 18. Jahrhundert. Den Haupt-
bestandteil bildet die Sammlung eines feinsinnigen Biblio-
philen, des 1901 verstorbenen Dr. Karl Biltz, der mit gründ-
licher Sachkenntnis vortrefflichen Geschmack verband und
sich vor allem durch seine hymnologischen Arbeiten bekannt
gemacht hat. Hierzu hat der Herausgeber die Resultate
seines eigenen Sammeleifers gefügt und damit eine Kol-
lektion geboten, wie sie seit dreißig Jahren nicht auf dem
Markte war und seit der von Wendelin von Maltzahn
auch nur in annäherndem Umfange nicht angeboten wurde.
Die erste Hauptabteilung »Vom Liedersingen und Psalmieren«
enthält überaus reiches Material zu einer Frage, die im 15.
und 16. Jahrhundert die geistliche und weltliche Obrig-
keit beschäftigte. Aufs Geratewohl greifen wir Nr. 6
heraus: Der Stadt Lübeck Christlike Ordeninge von
Bugenhagen, ein kostbares Büchlein und eine reiche
Fundgrube für die frühe Schulgeschichte; Nr. 59: Stades
eminent seltenes Rudimentum musicum; Nr. 64: Wagen-
seils »Commentatio de civitate Noribergensi«, Richard
Wagners Quelle für seine »Meistersinger«. Die zweite
Hauptabteilung verzeichnet ungemein reichhaltig die Lieder
bis zum achtzehnten Jahrhundert in seltenen Einzeldrucken
und Sammlungen, viele mit prächtigen Holzschnitten. Er-
wähnt seien nur Nr. 204: »Ausbund Schöner Teutscher
Liedlein«, eine der größten Seltenheiten der älteren musi-
kalischen Literatur; Nr. 391, die erste gereimte deutsche
Psalterübersetzung; Nr. 458, das kostbare »Wittenbergisch
Deudsch Geistlich Gesangbüchlein«. Die dritte Hauptab-
teilung ist dem Liederstreit Murner-Stiefel gewidmet. Wenn
man berücksichtigt, daß es sich um Bücher und Einblatt-
drucke handelt, die als Volksbücher viel benutzt von Hand
zu Hand gingen, und daß sie oft nur aus wenigen Blättern
bestanden, so wird man begreifen, was es bedeutet, eine
Sammlung von solcher Reichhaltigkeit zusammenzubringen.
Die bibliographischen und sonstigen Anmerkungen sind
von der bei den Breslauerschen Katalogen gewohnten Sorg-
falt, die Ausstattung des mit zahlreichen vortrefflichen Re-
produktionen geschmückten Bandes eine mustergültige, die
Register machen es zu einem unentbehrlichen Nachschlage-
werk. Mit großem Interesse erwartet man in Sammler-
kreisen das Erscheinen der weiteren Bände, deren nächster
die Satiren, Schwänke und Schauspiele bis zum 17. Jahr-
hundert behandeln wird.
Der Kunsthändler Georges Rapilly in Paris versendet
einen Katalog von Nachbildungen meisterlicher Blätter des
75., 16. und 17. Jahrhunderts in Heliogravüre. Die Repro-
duktionen sind in den Originalgrößen hergestellt und ihre
Preise schwanken etwa zwischen 1—5 Francs. Die Kollek-
tion ist sehr gut und umfassend gewählt und kann für
Kunstfreunde zu Sammel- und Studienzwecken jedenfalls
nützlich sein.
Karl W. Hiersemann, Leipzig. Katalog Nr. 343:
Orientalische Kunst.: I. Allgemeine Werke über orientalische
Kunst und Kunstgewerbe; Schriften zur Länder- und Völker-
kunde des Orients; Zeitschriften. — III. Zentral-und West-
asien (inkl. des asiatischen Rußlands). — IV. Ostasien.
— V. Südasien. — VI. Wechselbeziehungen zwischen

morgenländischer und abendländischer Kunst. — VII.
Orientalische Kostümkunde und Reisewerke. — VIII. Orien-
talische graphische Kunst. 824 Nummern.
Vom Londoner Kunstmarkt.
In drei kleineren Auktionen, die die Firma Christie am
27., 29. und 31. Januar abhielt, wurden folgende bedeutenderen
Preise erzielt. Bilder: L. di Credi, »Madonna mit Christus-
kind«, mit zwei Engeln in einer Landschaft, 33^2 Zoll im
Kreis, Holz, 110 £ 5 s und D. Gardner, Porträt dreier junger
Damen, dargestellt als die Hexen in »Macbeth«, 38X32,
Pastell, 78 £ 15 s. Altenglisches Silber: achteckige Salz-
büchse, von David Willaume, 1698, 38 £ 15 s 6 d (330 s
per Unze); glatter Kelch und Patene, 1575, 131 £ 6 s (260 s
per Unze); großer Schöpflöffel, Dublin, 1704, 50 £ 18 s 6d;
drei glatte, vasenförmige Streubüchsen, George II., 178 £
1 s 7 d; drei glatte, achteckige Streubüchsen, von W. Lukin,
1715, 1Ö2'£ 15 s 5 d; ovaler Brotkorb von Paul Lamerie,
1739, 205 £ 12 s 5 d und eine runde Schüssel von dem-
selben, 1735, 60 £ 1 s 3 d. Kunstmöbel: ein aufrechter
Schreibschrank, Boule, ornamentiert mit Figuren der Fama,
Neptuns, Liebesgöttern und Vasen, 483£; eine Louis XV.-Uhr
von Jean Baptiste Baillon, 60 £ 18 s und eine Louis XIV.-
Wanduhr, 40 £ 10 s. Porzellan: drei Kianlungvasen mit
Deckel und ein Paar Becher, familie-rose, 294 £; dito Eß-
service, 94 £ 10 s; altes Dresdener Teeservice, 63 £; ein
Teeservice 66 £ 3 s; eine kleine Sevres-Rosenwasserkanne
und Schüssel, 98 £ 14 s; ein Paar kreisförmige Sevres-
Untersätze, 121 £ 16 s; eine eiförmige Sevres-Vase mit
Deckel, gros-bleu, 63 £; ein Frankenthaler Teeservice,
71 £ 8 s; ein Angouleme-Dessertservice, 115 £ 10 s; ein
Pariser Porzellan-Dessertservice von Feuillet, 105 £; ein
Paar italienische Bronzebüsten, 16. Jahrh., 60 £ 18 s.
Der Akademiker Edwin Long war einer der populärsten
Maler der mittleren viktorianischen Periode, für dessen
historische und religiöse Riesenbilder man die unsinnigsten
Preise zahlte. In der berühmten Hermon-Auktion von 1882,
in der Velasquez’ Philip IV., der heute die National Gallery
ziert, 6000 Gs erzielte, wurden für Longs »Babylonian
Marriage Market« noch 300 Gs mehr bezahlt und für seinen
»Suppliant« 4100 Gs! Wie sich der Geschmack seitdem
geändert hat! In der Christie-Auktion vom 1. Februar
brachten vier seiner Riesenbilder, neun andere Bilder und
zwei Studien zusammen nur 954 Gs. Für ein Bild, für das
er selbst 5000 Gs ausgeschlagen hat, »The Parable of the
Sower: Christ Preaching on the Shores of the Galilee«,
101X203, wurden nur 125 Gs gezahlt. Die Preise für die
drei anderen Riesenbilder waren: »Finding of Moses by
Pharaohs Daughter«, 78X109, 420 Gs (Käufer: Städtische
Galerie von Bristol); »The Crown of Justification«, 72X144,
150 Gs und »Preparing for the Feast of Anubis«, 42x60,
72 Gs. Die besten Preise unter den kleineren Bildern
fielen auf »A Canadian Type of Beauty«, 49X33, 48 Gs
und sein Porträt des »Kardinals Manning«, 50X40, 25 Gs.
Andere Nummern dieser Auktion waren: A. Cuyp, »A Hilly
Landscape«, Reiter, der über eine primitive Brücke reitet
und Bauern mit Vieh, 26X35, Holz, 560 Gs und »A Frozen
River Scene«, 18X2572, Holz, 260 Gs; ein Paar venezia-
nische Ansichten von A. Canaletto, 23X3672, i25 Gs;
P. Neefs, »Inneres einer Kirche«, 27X43, Holz, 80 Gs; ein
angeblicher D. Teniers, »The Archduke Albert and the Arch-
duchess of Austria«, 3672X48, 92 Gs; ein Reynolds zu-
geschriebenes Porträt der »Miss Lettice Patten«, 50X40,
100 Gs; R. Ansdell, R. A., »The Caledonian Coursing
Meeting«, 6o72Xi2O, 230 Gs (1906 480Gs); W. P. Frith,
R. A., »Measuring Heights: Vicar of Wakefield«, 1863,
 
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